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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst
Autoren: Delfried Kaufmann
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bringen. Der eine faßte ihn unter den Achseln, der andere bändigte seine strampelnden Beine, und sie machten sich daran, ihn hinauszutragen. Der Mann hatte zu fluchen aufgehört und rief jetzt: »Hilfe! Helft mir doch!«
    Wissen Sie, ich habe es immer schlecht vertragen können, wenn zwei gegen einen an traten. Ich finde, auch eine Prügelei, die sich nicht vermeiden läßt, muß gerecht vor sich gehen, Mann gegen Mann. Ich schätze es auch nicht sehr, wenn ein Mensch zu etwas gezwungen wird, was er offensichtlich nicht gern tut, und genau das schien mir hier der Fall zu sein. Mit drei großen Schritten vertrat ich dem Transport den Weg.
    »Ich finde es nicht nett«, sagte ich zu dem Mann, der das Opfer an den Beinen trug, »daß ihr den Gentleman aus dieser gemütlichen Bar gegen seinen Willen hinaustragen wollt.«
    »Geh zur Hölle!« zischte der Beinträger.
    »Kümmere dich um deine Angelegenheiten!« rief der andere vom Kopfende.
    »Ich möchte mit dem Mann noch einen Whisky trinken«, fuhr ich gemächlich fort. »Laßt ihn hier!«
    Der Mann, der die Beine trug, ließ los.
    »Idiot!« schrie er und schlug nach mir. Er tat es blitzschnell, aber ich reagierte früh genug. Ich blockte den Schlag ab und ließ selber einen rechten Haken los, den er voll gegen das Kinn bekam. Er taumelte gegen die Bar, riß einen Hocker um, stolperte rückwärts darüber, fiel darauf und zerbrach ihn mit seinem Körpergewicht unter lautem Krachen.
    Jetzt war es soweit. Ein leiser Aufschrei ging durch die Bar. Die Musik brach ab, die Tanzenden blieben stehen.
    Der zweite Mann ließ das Opfer los. Der Smokingherr fiel platt auf den Rücken und schrie etwas. Sein Gegner stürzte sich auf mich und hatte die Absicht, ziemlich brutal mit mir umzugehen.
    Ich kannte einen hübschen Trick. Er schlug zu seinem eigenen Erstaunen jeden Hieb in die Luft, den er mir zudachte, und plötzlich stand ich hinter ihm, faßte sein Jackett mit beiden Händen und riß es halb herunter. Seine Hosenträger kamen zum Vorschein, aber das war nicht die unangenehmste Folge. Vielmehr empfand er es schmerzlich, daß er seine Arme nicht mehr bewegen konnte.
    »Siehst du, Freund«, flötete ich ihm ins Ohr, »so macht man das mit ungezogenen Jungen.« Ich stieß ihn vor mich her.
    Der Geschäftsführer schoß herbei.
    Bevor er den Mund öffnen konnte, fragte ich trocken: »Wo ist der Ausgang?«
    Er war verblüfft und antwortete artig: »Dort entlang, Sir.«
    Ich schleifte meinen Freund zur Tür, drückte sie mit der Schulter auf, schob den Burschen hinaus und sagte ihm zum Abschied: »Du mußt entschuldigen, aber ich kann Leute nicht leiden, die unfair sind.« Damit gab ich ihm einen Stoß ins Kreuz. Er stolperte über die Straße, fing sich aber und fiel nicht.
    Ich ging zur Bar zurück. Der Junge, der mich zuerst angegriffen hatte, war inzwischen aufgestanden und klopfte an seinem Anzug herum.
    »Wollen wir noch ein wenig?« fragte ich ihn lächelnd.
    Er warf mir einen Blick zu, in dem alles stand, ging an mir vorbei und zischte: »Das wirst du teuer bezahlen.«
    Ich ließ ihn noch einen Schritt tun, drehte mich um und trat ihm gewaltig ins verlängerte Kreuz. Seine Gangart bekam die richtige Geschwindigkeit, aber er tat so, als habe er die Sache gar nicht bemerkt, und beeilte sich, nach draußen zu verschwinden.
    Das Opfer der beiden lag immer noch auf der Erde. Ich streckte ihm die Hand hin und forderte ihn auf: »Los, stehen Sie auf!« Er nahm die Hand und ließ sich hochziehen. Ich sah zum erstenmal richtig sein Gesicht. Es war so eine hübsche Filmvisage mit Schnurrbärtchen und sorgfältig gepuderten Wangen und brillantineglänzendem schwarzem Haar, das nach dem Friseur schrie, obwohl es sorgfältig gekämmt war.
    Als ich ihn hochgezogen hatte, merkte ich, daß er ganz schön getrunken haben mußte. Er roch gewaltig nach Alkohol, und der Blick seiner Augen war verschwommen.
    Immer noch standen eine Menge Leute um uns herum, aber keiner sprach ein Wort. Ich hatte den Eindruck, als wären sie irgendwie stumm vor Entsetzen. Sie nahmen diesen kleinen Zwischenfall so tragisch, als hätte es Tote dabei gegeben.
    Phil tauchte neben mir auf. »Nanu«, sagte er lachend.
    Ich hörte, wie die Bardame zu dem Geretteten sagte: »Wie konntest du das tun, Berry? Er wird es dich bezahlen lassen.«
    Berry hieß also der Schnurrbartjunge, und wenn ich mich nicht täuschte, so schien Berry unter dem Eindruck dieser Worte zusehends nüchtern zu werden. Sein Blick wurde
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