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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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auf ihrem Rücken lag, fühlte ihr Blut. Ich schoß.
    Parish nahm Deckung in einer der Sitzreihen. Ich sprang zur Seite und riß Dorothy mit mir. Es war still im Saal.
    Auch ich hockte nun mit Dorothy in der Deckung einer Sitzreihe.
    Sie lag schwer in meinem Arm.
    Ich achtete nicht auf Parish.
    Wenn er jetzt seine Deckung verlassen hätte, hätte er mich in aller Gemütsruhe zusammenknallen können.
    Ich hatte ihren Kopf in meinem Schoß liegen.
    Sie sah mich an und lächelte. Und das war wieder das Gesicht von gestern. Sie sagte: »War es schön gestern?«
    »Es war schön, ich werde es nie vergessen.«
    »Gestern wußtest du noch nicht, daß ich — wie ich bin?«
    »Nein.«
    »Das ist gut, Jerry.« Sie schloß die Augen. Graue Augen.
    Sie sagte noch: »My heart, mein Herz…«
    Ich weiß nicht, ob sie den Beginn ihres Liedes meinte oder ob sie den Tod meinte, der in ihrem Herzen saß.
    Sie war tot.
    Ich ließ sie sanft zu Boden gleiten.
    Ich stand auf und trat aus der Sitzreihe.
    Ich hatte den Revolver in der Hand.
    Ich sah Parish auf der Bühne. Einsam und verlassen stand das Schlagzeug neben ihm. Ich schoß.
    Das Schlagzeug gab scheppernde Geräusche von sich.
    Ich steckte den Revolver in die Halfter und ging mit gleichmäßigen Schritten auf die Bühne zu. Parish schoß zweimal, dann sprang er auf eine metallene Leiter zu, die unmittelbar neben dem Schlagzeug nach oben führte.
    Ich blickte nach oben und sah, wie von dort Licht hereinfiel. Ein Oberlicht, das bei Vorstellungen mit einem über die Bühne gespannten Tuchhimmel verdeckt war.
    Ich begann zu laufen, sprang auf die Bühne.
    Parish schoß wie wild, ohne sich beim Klettern umzublicken, in meine Richtung.
    Ich sprang die Leiter an, kletterte ihm nach.
    Ich faßte seinen Fuß und drehte ihn im Gelenk.
    Er trat mir mit dem anderen Fuß ins Gesicht, konnte sich befreien und kletterte höher.
    Er hatte das Oberlicht erreicht. Er zog den Kopf ein und rammte mit eingezogenem Kopf und Schultern das dicke Kristallglas. Es splitterte auf.
    Die Scherben und Scheibenfragmente fielen auf meinen Kopf und auf das Schlagzeug.
    Das Schlagzeug begann wieder zu lärmen, als würde es von unsichtbarer Hand bedient.
    Ich hatte nun auch das Oberlicht erreicht und schob mich durch das Loch.
    Parish lief auf die Feuerleiter zu, lief über das Flachdach.
    Ich schnitt ihm den Weg ab. Ich stand vor ihm.
    Langsam ging ich auf ihn zu und zog ihm die Handkante schräg über die Lippen. Seine Lippen rissen auf.
    Das war sein Schlag, das war Parishs Schlag mit der Handkante.
    Er warf sich nach vorn und stieß mit seinem leergeschossenen Colt in die Richtung meines Magens.
    Ich schlug ihm die Handkante auf den Unterarm.
    Langsam begann er, rückwärts gehend, vor mir zurückzuweichen.
    Ich schlug ihm einen rechten Haken unter das Kinn. Er stöhnte.
    Ich trieb ihn mit kurzen harten Schlägen vor mir her bis zum Oberlicht.
    Ich ließ meine Arme sinken und sagte: »Sie stehen am Rand des Oberlichts, Parish!«
    Ich nahm die Handschellen aus der Tasche.
    »Okay, Parish? Oder wollen Sie’s noch weiter versuchen? Mir ist beides recht.«
    Er nickte und streckte mir die Hände hin.
    Ich hob die Handschellen, da drehte er sich quer zu mir, wollte meine Hände fassen und mich über das gegrätschte Bein auf die Bühne schleudern.
    Ich hatte nicht im entferntesten damit gerechnet, daß Parish sich gutwillig fesseln lassen würde.
    Ich duckte mich weg, ließ die Handschellen fallen und schlug ihm, der mir jetzt seine Seite zuwandte, die linke Handkante in den Nacken.
    Sein Schlag, Parishs Schlag mit der Handkante.
    Er stürzte vornüber durch das Oberlicht auf die Bühne.
    Die Bühne .-lag fünfzehn Meter unter uns.
    Er schlug mit dem Rücken auf den Rand der großen Trommel.
    Als ich hinunterkam, sah ich, daß er tot war.
    Ich ging in Dorothys Garderobe und rief Warren an.
    »Im ›Haadoo‹ liegen zwei Tote. Einer davon ist der Mörder von Koenig und Wiely. Die Frau ist von dem Mörder erschossen worden. Danti ist unschuldig.«
    »Ich komme sofort, warten Sie.«
    »Ich warte nicht, Warren.«
    »Mann, Sie wissen, daß es Ihre Pflicht ist, dort zu bleiben.«
    »So long, Warren, ich gehe jetzt.«
    »Cotton?«
    »Ja?«
    »Wenn Sie sagen, daß Sie den Mörder zur Strecke gebracht haben, ist es auch der Mörder. Ich kenne Sie. Ich gratuliere Ihnen, Cotton.«
    »Danke, Warren«, sagte ich und legte auf.
    Ich ging zum Waschbecken und wusch mich flüchtig.
    Ich ging durch den Saal.
    Ich ging an Dorothy
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