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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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ich.
    Der Angestellte nickte.
    »Und natürlicherweise werden diese Besucher soviel Bargeld wie möglich mitnehmen, um eine entsprechend große Prämie einzuheimsen?« fragte ich weiter.
    Der Angestellte wurde plötzlich mürrisch.
    »Mag sein«, sagte er. »Das ist nicht meine Angelegenheit, wieviel die Leute hier deponieren.«
    »Na, nichts für ungut«, sagte ich.
    Wir waren nun endlich so weit, daß wir das eigentliche Hapgo betreten konnten.
    Ich sah noch, wie ein dandyhaft gekleideter Mann, möglicherweise der Direktor dieses Unternehmens, einem Besucher etwas aushändigte und ihm die Hand drückte.
    Das war wohl der glückliche Gewinner.
    ***
    Der Portier am Eingang wartete, bis sich alle versammelt hatten, und öffnete dann die Tür.
    Als die Tür hinter uns ins Schloß gefallen war, standen wir in einem kreisrunden Raum, der durch ein mattes, widerwärtig grünes Licht erleuchtet wurde.
    Wir sahen in dieser Beleuchtung aus wie verdorbenes Fleisch.
    Dann ging plötzlich das Licht aus. Ich hörte unterdrückte Schreckensrufe, ängstliches Gekicher und ab und zu einen dumpfen Fall.
    Plötzlich wurde ich gepackt und irgendwohin gezerrt.
    An und für sich lasse ich so etwas nur ungern mit mir vollziehen, aber ich wollte kein Spielverderber sein.
    Dann stieß mich jemand in den Rücken. Ich fiel schätzungsweise drei Meter tief und wurde von einer straffgespannten Leinwand aufgefangen.
    Irgendwoher brüllte dann ein höllisches Gelächter auf mich ein, als ich in eine Art Trichter hineinrutschte und schließlich in einem Loch steckte, das mir kaum Bewegüngsfreiheit ließ.
    Dicht vor mir wurde eine Klappe aufgerissen, und ich blickte für den Bruchteil einer Sekunde auf einen Totenschädel. Irgend etwas wehte mir ins Gesicht, das mörderisch stank.
    Ich wurde mit einer Taschenlampe angeleuchtet, und jemand schrie: »Nummer vierzehn!«
    Das war die Nummer, die man mir oben an den Rockkragen gesteckt hatte.
    Dann wurde vor mir ein langer, schmaler Gang erleuchtet, der durch irgendeinen optischen Trick endlos schien.
    Ein Gleitband beförderte mich durch diesen Gang, und irgendwo hörte ich hallend wie in einem Riesenraum und trotzdem sehr leise einen von einer Frauenstimme gesungenen Blues.
    Die Wände zu beiden Seiten des Ganges waren so bemalt, als stellten sie das Innere eines Zuchthauses dar. Gittertüren, hinter denen man Typen sehen konnte, die so aussahen, wie der kleine Max sich Zuchthausinsassen vorstellt: Einäugige, Bucklige, entstellte Gesichter, haßerfüllt glotzende Augen.
    Plötzlich klaffte vor mir eine Tür auf, und ich wurde durch das Gleitband in einen niedrigen Raum befördert, in dessen Mitte ein elektrischer Stuhl stand. Im Unterschied zu einem echten stand dieser allerdings auf Schienen und war bis zur Hüfthöhe verkleidet.
    Ein Mann in der Tracht eines mittelalterlichen Henkers .bat mich mit freundlicher Geste, auf dem Stuhl Platz zu nehmen.
    Mir begannen die drei Dollar schrecklich leid zu tun. Die ganze Sache war doch mehr als abgeschmackt. Nun saß ich also in dieser lächerlichen Imitation eines elektrischen Stuhls und bekam um Hand- und Fußgelenke eine Art von Kupferschellen gelegt. Dann wurde ich zu allem Überfluß auch noch mit einem Gurt festgeschnallt.
    Der mittelalterliche Henker gab mir in waschechtem Manhattan-Slang folgende Anweisungen: »Ich würde Ihnen nicht raten, so zu grinsen. Ihnen werden noch die Haare zu Berge stehen. Sie finden neben ihrem linken Fuß ein Pedal. Das ist die Notbremse. Wenn Sie darauf treten, kommt das ganze Karussell zum Stehen. Sollten Sie ohne zwingende Notwendigkeit darauf treten, kostet das zwanzig Dollar. Gleichzeitig damit springen automatisch die Schellen an Ihren Hand- und Fußgelenken auf, wenn Sie die Bremse bedienen. Auch der Gurt, mit dem Sie festgeschnallt sind, springt dann auf. Das geschieht aber nur, wenn sich Ihr Stuhl nicht gerade in einem Teil der Bahn befindet, wo das öffnen der Fesseln nicht gut für Sie wäre.«
    Er trat zur Seite, und mein Stuhl bewegte sich auf den Gleitschienen auf eine Tür zu.
    Ich trat auf die Notbremse.
    Das Ding stand ruckartig, die Kupferschellen an meinen Gelenken und der Bauchgurt sprangen auf.
    »Okay«, sagte ich, »hier haben Sie zwanzig Dollar.«
    Der Henker nahm das Geld in Empfang und sagte: »Sie scheinen’s ja zu haben.«
    »Absolut nicht, Buddy. Aber ich bin neugierig, und meine Neugier lasse ich mich etwas kosten.«
    Der Henker zog einen Hebel herunter, und ich sauste auf die Tür
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