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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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zu.
    Unwillkürlich zog ich den Kopf ein, als sie sich nicht öffnete. Wenige Zentimeter vor mir sprang sie auf.
    Ich sauste in den Orkus.
    Schrilles Kreischen empfing mich. Durch irgendwelche Projektionsapparate wurde die Illusion erzeugt, als fahre mein Stuhl durch aufspritzendes Blut. Von unten reckten sich widerwärtig behaarte Arme mit klauenartigen Händen nach mir.
    Der Stuhl verlangsamte seine Fahrt und neigte sich zur Seite.
    Es begann aus der Dunkelheit kindskopfgroße Spinnen zu regnen, deren ekelhafte Körper von innen leuchteten.
    Als ich begann, die behaarten Beine der Spinnen auf meinem Gesicht herumtasten zu fühlen, wurde mir die Sache interessant.
    Wie machen die Burschen das? dachte ich.
    Ich raste nun minutenlang mit meinem elektrischen Stuhl durch die Gegend.
    Man gab sich alle Mühe, mir das Gruseln beizubringen. Mal wurde ich mit Totenköpfen beworfen, die unmittelbar vor mir, nachdem ich schon instinktiv den Kopf eingezogen hatte, zur Seite wegrutschten. Mal versuchte ein riesenhaftes Monsterwesen mit rotglühenden Augen, mich mit einem mächtigen Hammer zu erschlagen, der knapp über mir abgestoppt wurde. Es war das gigantischste Gruselkarussell, das ich je erlebt hatte.
    Zu alldem dröhnte ununterbrochen das Gelächter, das Stöhnen, das Schreien derer an mein Ohr, die mit mir Karussell fuhren.
    Ich versuchte, hinter oder vor mir andere Stühle zu entdecken, sah aber nie etwas anderes als irgendwelche schreckeinflößende Dinge.
    All das Brüllen und Toben aus den Lautsprechern beeindruckte mich jedoch nicht so sehr wie ein plötzlich aufklingendes ersticktes Stöhnen. Es klang winselnd, gepreßt, so, als wolle jemand in äußerster Todesnot schreien und jemand hielte ihm den Mund zu.
    Es lag eine bedrückende Hilflosigkeit in diesem Stöhnen.
    Das war niemand aus dem Publikum des Karussells, das mußte eine Bandaufnahme sein, ein wirkungsvoller akustischer Effekt.
    Der Schauspieler, der dieses Stöhnen auf das Band gebracht hatte, mußte ein Könner gewesen sein. Auch die übrigen schienen beeindruckt, denn für einige Sekunden verstummte das Schreien und Lachen in den Lautsprechern.
    Dann setzte es allerdings von neuem ein.
    Meine Ohren begannen mir weh zu tun.
    Dann auf einmal war es totenstill. Hinter mir war eine Tür mit mächtigem Krach ins Schloß gefallen.
    Ein Skelett beugte sich über mich und flüsterte: »Um Gottes willen, da unten!«
    Unwillkürlich blickte ich zu Boden und bemerkte, daß ich gar keinen Boden mehr unter den Füßen beziehungsweise unter meinem Stuhl hatte.
    Ich schwebte frei im Raum, in unermeßlicher Höhe. Ich blickte in eine Straßenschlucht hinab mit winzigen Menschen, winzigen Autos.
    Mein Stuhl begann zu schaukeln.
    Guter Effekt. Obwohl ich wußte, daß ich mich in einem flachen Holzgebäude befand, wurde mir ein wenig schummrig.
    Vor mir schälte sich ein Mann aus der Dunkelheit. Er wurde immer deutlicher.
    Es war ein recht unvollständiger Mann. Vom Kopf waren nur noch die Augen, Ober- und Unterkiefer und eine pulsierende Gehirnmasse vorhanden. Das Übrige bestand aus Drähten und Metallgestänge. Sein Körper bestand auch aus Draht und Metall. Nur seine inneren Organe befanden sich in diesem Gewirr und bewegten sich rhythmisch mit einem scheußlich nassen, saugenden Geräusch.
    Ich wurde ärgerlich.
    So überwältigend der Effekt auch war, das war nun doch mehr als eine grobe Geschmacklosigkeit.
    Es herrschte noch immer Totenstille im Raum. Dann begann diese Ansammlung von Organen zu sprechen. Ich konnte sogar sehen, wie die Lippen durch irgendeinen Mechanismus bewegt wurden.
    Die Ansammlung flüsterte monoton: »Jetzt ist’s aus! Jetzt ist’s aus!«
    Immer wieder diesen Satz.
    Dann verschwand diese Unverschämtheit aus Draht, Lungen, Augäpfeln und ähnlichen Dingen langsam nach oben.
    Von unten strich pfeifend ein Luftzug an mir hoch, der immer stärker wurde.
    Kleine Lichtflecke rutschten erst langsam, dann wie verrückt nach oben.
    Ich hatte das Gefühl des Fallens, eines immer schnelleren Fallens, dann wurde ich plötzlich nach oben geschleudert und merkte, daß mein Stuhl Kopfstand machte.
    Unter mir schmatzende, schlürfende Geräusche. Ein Bassin mit irgendwelchen vorsintflutlichen Ungeheuern. Durchdringender Moschusgeruch. Dann konnte ich mehr erkennen, während mir das Blut in den Kopf stieg.
    Riesige Krokodile, an die fünf Yard lang! Sie waren damit beschäftigt, einen menschlichen Körper zu verzehren.
    Ich nahm an, daß nun allmählich
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