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KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat

Titel: KR079 - Ich zerschlug das Rauschgift-Syndikat
Autoren: Delfried Kaufmann
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ein rosiges Kindergesicht, der andere sah wesentlich imponierender aus. Er zeigte ein scharffaltiges, energisches Gesicht, trug die leicht-dünnen, grauen Haare straff zurückgebürstet und sah äußerst elegant aus. Ich konnte mir vorstellen, daß die Millionärsfrauen und -töchter auf ihn flogen.
    »Ich bin Dr. Viscount«, sagte er. »Dies ist mein Chemiker, Mister Balong. Sie wünschen?«
    »Luis Strong vom ›Chronicle‹«, log ich rasch. »Doktor, ich wollte etwas von Ihnen wissen über einen Mister James Bear, der vor zwei Wochen eine Probe Opium in Ihrem Laboratorium untersuchen ließ.«
    »Sind Sie von der Polizei?« fragte er.
    »Nein, Presse, ich sagte es doch schon.«
    »Woher wissen Sie, daß ein Mister Bear Opium bei mir untersuchen ließ?«
    Ich grinste breit.
    »Beziehungen, Doktor, und eine gute Spürnase. Dieser Bear ist vor einigen Tagen so gründlich gestolpert, daß er das Aufstehen vergaß. Und die Polizei sucht intensiv nach dem Mann, der ihm ein Bein stellte. Irgend etwas ist dunkel an der Geschichte. Meine Nase wittert eine Sensation. Die Polente will nicht sagen, wer Bear war. Erst hieß es, er sei ein Rauschgiftganove, aber ich bekam einen Tip, daß er ein FBI-Agent gewesen sein soll. Jedenfalls hat er Rauschgift bei Ihnen untersuchen lassen, nicht wahr, Doktor?«
    Viscount betrachtete seine Fingernägel.
    »Warum verlangen Sie eine Bestätigung? Sie wissen es doch.«
    »Können Sie mir nicht einiges über den Mann erzählen? Wie sah er aus? Hielten Sie ihn auch für einen G-man? Oder war er doch ein Gifthändler?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht gesprochen. Mister Balong nahm die Probe entgegen. Können Sie dem Herrn etwas für seine Zeitung erzählen, Balong?«
    »Viel nicht«, sagte der Rosige, »aber er sah sehr gefährlich aus. Wissen Sie, er war über mittelgroß und…«
    Ich bekam rasch heraus, daß der Chemiker zu den geschwätzigen Typen gehörte. Er redete zehn Minuten lang wie ein Wasserfall, und er hätte dann noch nicht aufgehört, wenn der Chef ihn nicht gestoppt hätte.
    »Ich denke, das genügt dem Herrn, Balong.«
    Ich spielte den Begeisterten und machte mir mit wütendem Eifer Notizen.
    »Großartig«, jubelte ich, »das gibt einen ersten, fetten Bericht.« Ich haute mir den Hut auf den Schädel, drückte dem Weißbekittelten die Hand, plinkerte der hübschen Schwester zu und raste im Reporterstil davon.
    Allerdings nur bis zur nächsten Ecke, dann ließ ich die Begeisterung fahren und fluchte sanft und kräftig vor mich hin. Auch dieser Besuch hatte nicht den geringsten Anhaltspunkt ergeben.
    Ich ahnte nicht, daß ich mich benahm, wie das blinde Huhn aus dem Sprichwort, nur daß ich im Gegensatz zu diesem intelligenten Tier hartnäckig neben das Korn hieb.
    ***
    Nach Einbruch der Dunkelheit machte ich meinen schon traditionellen Bummel durch Chinatown. Es herrschte der übliche Trubel.
    Plötzlich schimpfte ganz in meiner Nähe eine Stimme in einer völlig unverständlichen Sprache los. Es hörte sich an wie das Aufschäumen von Sprudelwasser. Irgend etwas blitzte in meiner Nähe durch die Luft. Einige Ladies schrien schrill. Männer fluchten, und die ganze fröhliche Menge spritzte auseinander wie ein Schwarm Tauben, in die der Habicht stößt.
    Ich will für gewöhnlich wissen, wovor ich weglaufe. Darum blieb ich stehen, und ich glaube, ich tat gut daran, daß ich stehenblieb. Drei oder vier Chinesen waren unmittelbar neben mir aneinandergeraten. Sie bildeten ein sich wälzendes Knäuel, aus dem es hin und wieder wie Messerklingen funkelte. Das Seltsame aber war, daß ein fünfter Chinamann unmittelbar neben mir stand und im Begriffe war, mir seinen dünnen Dolch in die Rippen zu rennen. Hätte ich mich von der ausbrechenden Panik mitreißen lassen, ich hätte ihm schutzlos meinen Rücken zu einem guten Stich geboten, und er wäre im Gewühl untergetaucht, bevor jemand überhaupt gemerkt hätte, daß etwas mehr als nur ein Stolpern mich von den Beinen geholt hatte. – Na, soweit kam es nun nicht.
    Ich erzähle hier gewissermaßen im Zeitlupentempo. Tatsächlich dauerte die Begegnung keine zwei Sekunden. Der Chinamann stieß zu. Ich fing den Hieb, wie ich es gelernt hatte, mit dem linken Unterarm ab und schlug mit der rechten Faust zu. Der Kerl überschlug sich rückwärts, stand jedoch sofort wieder auf den Beinen, das Messer noch fest in der Faust.
    Wie durch einen Zauberschlag hörte das Chinesenknäuel im Straßenstaub auf, sich zu raufen. Sie fuhren
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