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Kotzmotz der Zauberer

Kotzmotz der Zauberer

Titel: Kotzmotz der Zauberer
Autoren: Brigitte Werner
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bohrte der Hase weiter, »solche, die alle deswegen gut leiden können? Diese Sorte Zauberer essen so was nicht, stimmt’s?«
    Die letzten Worte hatte der kleine Hase immer leiser werdend gesprochen, weil ihm plötzlich sein kleines Hasenherz wehtat.
    Und er senkte sein gerades Ohr weit nach unten, so dass beide Ohren schlapp und traurig zum Boden zeigten.
    Der Zauberer Kotzmotz sprang auf und fegte heftig die leeren Schüsseln und Teller von der Decke, dass es laut klirrte und schepperte.
    Sein Gesicht war fliegenpilzdunkelrot geworden und er stampfte heftig mit dem Fuß auf, weil seine stachelspitze Krallenwut immer als Erstes in seine Füße fuhr und von dort mit einem tollkühnen Salto direkt auf seine Zunge sprang.
    Und er griff sich den kleinen Hasen fest am Nacken und
    hielt ihn hoch in die Luft und ließ ihn dort direkt vor seiner Nase hin und her zappeln.
    Und er wollte gerade losbrüllen: DU-HÄSSLICHSTER-WICHT-VON-EINEM-FLUSENHASEN-DEN-DIE-WELT-JE-GESEHEN und so weiter, da hörte der kleine Hase plötzlich auf zu zappeln und hing ganz still vor der langen, spitzen Nase des Zauberers, und er sah ihm dabei tief und fest in die Augen, bis auf den aufgewühlten Grund, und flüsterte:
    »Du bist gar nicht böse, stimmt’s?
    Du hast einfach vergessen, wie das Nettsein geht.
    Und deswegen bist du wütend.
    Und deswegen musst du immerzu brüllen, stimmt’s?
    Und deswegen haben alle immer Angst vor dir.
    Und deswegen bist du immer allein.
    Und deswegen bist du noch mehr wütend, hab ich Recht?
    Und deswegen tobst du so.
    Du weißt schon, bis nach China und dahinter, so wie gestern.
    Alles klar, jetzt weiß ich Bescheid!«
    Und dann reckte er sich im Klammergriff des Zauberers, so hoch er konnte, bis er dessen linkes, fliegenpilzzornrotes Ohr erreichte.
    Und dann flüsterte er langsam und sehr deutlich sein allerliebstes Lieblingsstreichelwort dort hinein: »MONAROSADELLA! «
    Und seine kleine, weiche Hasenpfote strich dabei ganz leicht immer wieder dem Zauberer über das erhitzte Gesicht. Immer wieder und wieder.
    Und dann strampelte der kleine Hase heftig nach links und nach rechts und sprang mit einem Satz dem Zauberer aus den verblüfften Händen. Er setzte sich direkt vor ihm auf den Boden, knickte das eine Ohr gerade wie ein Lineal nach oben und rief:
    »Aber du bist nicht mehr allein, stimmt’s? Also kannst du auch aufhören wütend zu sein, jawoll!! Und wenn du nicht mehr wütend bist, kannst du auch wieder lernen nett zu sein. Oder noch besser, dich daran zu erinnern, wie das Nettsein mal war. Denn wirklich JEDE und JEDER - und du und ich - ist das, INNEN DRIN! Ich meine NETT!
    Jawoll und genau! Und wir können alles lernen, was wir wollen, stimmt’s?«

    Der kleine Hase und der Zauberer sahen sich lange in die Augen.
    Und als der Zauberer zaghaft nickte, rief der Hase:
    »Am besten zusammen. Wir lernen das zusammen und ich zeig dir, wie du dich erinnerst. Los, mach schon! Schlag ein!«
    Und er hielt ihm seine kleine, verwuschelte Pfote hin und der Zauberer nahm sie in seine große, knochige Hand.
    Und er hielt sie ganz vorsichtig fest, weil er das Händehalten, nein, das Pfotehalten erst noch lernen musste.

    Und dann holte der Zauberer ganz tief Luft.
    Und beim Ausatmen pustete er all die grauen Reste der alten, uralten Wut in das warme Sonnenlicht. Das nahm die Wut mit hinauf in die Wolken und die wiegten sie dort so lange in ihren weichen Armen hin und her, bis die Wut nichts weiter mehr sein wollte als streichelwarmer Wind.
    Und der kleine Hase, der sehr genau spürte, was da soeben vor sich ging, hielt die Luft an und schickte ganz schnell einen blütenweißzarten, frisch geknospeten Wunsch hinterher, der aus dem tiefsten Grund seines kleinen Hasenherzens hervorgewachsen war, von dort, wo alle Wünsche ihre Wurzeln haben.
    Und dieser Wunsch blühte hoch oben im Sonnenlicht auf
    und funkelte dem Zauberer ins Auge, so dass er davon eine Gänsehaut bekam und einen Schauer im Herzen. Und dann machten der Zauberer und der Hase genau gleichzeitig einen tiefen, befreiten Atemzug: PFFFFF! Und der Zauberer drückte die weiche, warme Hasenpfote und sagte:
    »Wir machen das zusammen! Jawoll und genau! Das Nettsein kann doch nicht so schwer sein, stimmt’s?«
    Und der kleine Hase rief: »Stimmt!«
    Und: »Juchhuuuu!«
    Und: »Wird gemacht!«

D er Himmel war hoch und blau und ihre Herzen waren weit und erwartungsvoll.
    Der kleine Hase sprang tollkühn mit allen vier Pfoten gleichzeitig in die warme
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