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Kotzmotz der Zauberer

Kotzmotz der Zauberer

Titel: Kotzmotz der Zauberer
Autoren: Brigitte Werner
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und sie sprang auf seine Zunge und schrie:
    »DU-HÄSSLICHSTER-WICHT-VON-EINEM-HASEN-MICKERLING-SOLL-ICH-DIR-DEIN-VERFLOHTES-FELL-ÜBER-DEINE-VERMURKSTEN-OHREN-ZIEHEN?«
    Der Zauberer lauschte dem langen Wort hinterher und er hörte, dass es nicht gut klang.
    Der kleine Hase hüpfte dem Zauberer vom Schoß, schüttelte
    sein Fell, bis es sich wieder voller Freude in alle vier Himmelsrichtungen plusterte, knickte sein eines Ohr steil nach oben, bis beide Ohren sehr ordentlich in die Luft ragten, schaute dem Zauberer fest in die Augen und sagte:
    »Fang nicht wieder damit an. Das hatten wir alles doch schon gestern. Jetzt ist HEUTE, weißt du? Und weißt du auch das Allermerkwürdigste? Weißt du auch, dass immer gerade HEUTE ist? Immer und JETZT! Und heute kann man alles ganz anders machen. Am besten macht man es so, dass es einem gefällt!«
    Dabei nickte er so heftig mit dem Kopf, dass sein eines Ohr wieder nach unten knickte.
    Ein kleines Leuchten wuchs in seinen Augen und er sagte:
    »Also, mir würde es jetzt sehr gut gefallen, etwas zum Frühstücken zu bekommen!«
    Und RUCK und ZUCK sprang er an dem verstummten Zauberer hoch und sagte: »Hallo« und »Guten Morgen!« Dann gab er ihm noch einen klitzekleinen Gutenmorgen-kuss auf die lange, spitze Zauberernase, und RUCK und ZUCK war er auch schon wieder runtergesprungen und stieß die Tür weit auf, damit noch mehr von dem Sonnenlicht ins Haus tanzen konnte.
    Dann rief er:
    »Bin gleich wieder da!«
    Und dann rief er noch:
    »Deck schon mal den Tisch!«
    Und dann war er verschwunden.

    Der Zauberer Kotzmotz blickte dem kleinen Hasen hinterher, und eine fremde Traurigkeit nagte an seinem Herzen mit winzigen Hasenzähnchen, und plötzlich wurde ihm kalt.
    »Gut, dass er endlich weg ist«, sagte er laut und deutlich. »Ich bin richtig froh wieder allein zu sein!«
    Und er stampfte dabei zornig mit dem Fuß auf.
    »SEHR FROH! JAWOLL! Das war doch nur so eine verstruppte und verflohte Laus von einem Hasenzwergenzwerg. JAWOLL! Völlig verfloht und beknackt, ähem, beknickt mit seinem beknackten Knickeohr! SO! !«
    Und dabei trat er mit seinem Fuß heftig gegen den alten Sessel, dass es nur so krachte und sein Fuß eklig wehtat. Und dann gab der Zauberer auf.
    »NEIN, ich bin überhaupt nicht froh!«, tobte er plötzlich. »NEIN! NEIN! NEIN! Verstinkter Affenhintern in Pupssuppe!
    Ich bin keine Spur von einem Mauseschwanz-in-einem-Katzenbauch froh darüber. Im Gegenteil. Es macht mich eiter-giftgelb-und-spinnenbissloch-tief-zwiebel-tränen-traurig.
    JAWOLL! Und das ALLEINSEIN tut weh, ja, WEEEH, verflixt und zugezwirbelt!«
    Und er stampfte wieder und wieder mit dem Fuß auf, weil er dieses neue Gefühl nicht kannte und nicht abschütteln konnte, das da so heftig in seiner Brust zog, dass er davon eine Gänsehaut bekam und einen Schauer im Herzen.

    Doch plötzlich stand der kleine Hase vor ihm und hielt zwei dicke, rote, saftige Möhren in seinen Pfoten und strahlte.

    Und dann sagte er:
    »He, du Schneckerich! Du solltest doch schon mal den Tisch decken, aber gut, dass du das noch nicht gemacht hast, wir frühstücken draußen!«
    Und SCHWUPS war er auch schon wieder verschwunden.

    Und der Zauberer stolperte zu dem schwarzen, wurmstichigen Schrank mit dem Geschirr und ein winziges, zittriges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Das konnte er ungenau in den verstaubten Scheiben des Schranks erahnen und er murmelte:
    »Ich dachte, du würdest nie mehr wiederkommen!«
    Und er drehte sich lieber nicht um, weil er sich nicht traute sein neues Gesicht dem kleinen Hasen zu zeigen. »Weißt du«, rief der Hase von draußen, »allein frühstücken macht keinen Spaß, stimmt’s?«
    »Nicht die Bohne von einer Bohnensuppe mit Krötenknödel«, murmelte der Zauberer und holte schnell zwei Teller und zwei Tassen, zwei Löffel und zwei Gabeln und zwei Messer aus dem schwarzen Geschirrschrank.
    Und aus dem Bücherregal nahm er ein sehr altes, dickes, verstaubtes, etwas angeschimmeltes Buch und trug alles nach draußen.
    Da hatte der Hase schon eine bunte Decke mitten auf der Wiese vor dem Haus ausgebreitet und darauf legte er sehr ordentlich die roten, saftigen Möhren, eine rechts und eine links.
    »Komm schon«, rief er. »Heute ist mein PRINZESSINNEN-RÜSCHENKLEID-RINGELLOCKEN-MÖHRENROTER-LIEBLINGSTAG! Nimm Platz!«
    Der Zauberer ließ sein Buch mit einem dumpfen Plumps auf die Decke fallen, und eine dicke Wolke aus Staub und Modergeruch stieg daraus hervor, und der kleine
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