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Kosmologie für Fußgänger

Kosmologie für Fußgänger

Titel: Kosmologie für Fußgänger
Autoren: H Lesch
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fast 9000 Meter hohen Bergen aufgetürmt hat. Trifft eine ozeanische Platte noch vor der Küstenlinie auf eine Kontinentalplatte, so entstehen Inselgirlanden; Japan ist das Resultat der hinabgerissenen Pazifischen Platte, die unter der Eurasischen Platte verschwindet.
    Charakteristische Merkmale aufeinander treffender Platten sind Vulkanismus und Erdbeben. Vergleicht man die Lage der Plattengrenzen mit der Verteilung der Erdbeben, so hat man einen direkten Beweis für die Richtigkeit der Hypothese von der Kontinentalverschiebung – oder der Plattentektonik, wie sie heute genannt wird. Wobei das Wort Tektonik vom griechischen tekton stammt, das so viel wie Zimmermann oder Handwerker bedeutet. Die Platten bauen die Oberfläche des Planeten auf, sie bewegen sich und nicht die Kontinente.
    So weit, so gut. Aber die Frage nach der Ursache, nach den Kräften, die die Platten bewegen, ist noch nicht geklärt.

Konvektion – Plattenspieler im Suppentopf
    Na, was wollen die Autoren denn damit sagen? Das ist ja eine merkwürdige Kapitelüberschrift. Doch einfacher kann man es nicht formulieren: ein Suppentopf, von unten beheizt, auf dem sich Platten bewegen. Das ist das Bild, das wir heute von den dynamischen Kräften haben, die die Erde in ihrem Innern durchkneten und wovon die Plattenbewegungen so deutlich Kunde geben.
    Wieder sind es die uns schon bekannten seismischen Wellen, aus deren Verhalten sich ablesen lässt, wie heiß und dicht das Material ist, das von ihnen durchlaufen wurde. Mit sich erhöhender Empfindlichkeit der Messinstrumente, der Seismografen, und der ebenfalls zunehmenden theoretischen Erkenntnisse der Seismologen bezüglich der Wellenausbreitung in zähplastischen Materialien wurde es möglich, das Erdinnere ziemlich genau zu untersuchen. Heute weiß man, wo die heißen Blasen sitzen, die nach oben treiben und dabei ganze Kontinente emporheben. Südafrika zum Beispiel wurde in den letzten 20 Millionen Jahren um fast 300 Meter angehoben. Ebenfalls ist bekannt, wo sich ehemals heißes Material abkühlt, absinkt und dabei Kontinentreste mit sich in den Abgrund zieht: So stellt Indonesien den Rest eines untergegangenen Kontinents dar.
    Die Kraft, die alles in Wallung hält, ist die Wärme des Erdkerns. Die Erde kühlt sich ab, von außen nach innen, aber sie erzeugt auch noch Wärme durch den radioaktiven Zerfall von Elementen wie Uran und Thorium, der überall im Erdinnern stattfindet. Diese Wärme wird von langsamen Konvektionsströmen hinauf zur Oberfläche transportiert und schließlich an die Atmosphäre abgegeben. Die Wechselwirkung zwischen dem heißen, von Konvektionsströmen erfüllten Erdmantel und der kühleren, starreren Erdkruste ist der Verursacher der Plattentektonik.
    Die heißen aufsteigenden und kalten absinkenden Gesteinsströme bewirken aber nicht nur die strukturellen Veränderungen auf der Erdoberfläche, sondern sie erzeugen auch das Magnetfeld und erklären sogar die magnetischen Umpolungen, die sich in den Gesteinen des Meeres wiederfinden. Ab und zu bricht der Dynamo zusammen und wird wieder aufgebaut. Nach jedem Kollaps hat das Magnetfeld der Erde seine Richtung umgekehrt.
    Die Konvektionsströme gibt es schon, seitdem die Erde sich als geophysikalisches System endlich beruhigt hatte. Seit mindestens vier Milliarden Jahren wird der Erdkörper durchgeknetet von den sich umwälzenden Erdmassen. Dabei hat sich die Erdoberfläche ständig gewandelt. Wie, davon wird noch die Rede sein.

Der Superkontinentzyklus
    Was vor fast 90 Jahren den Experten noch als völlig undenkbar erschien, ist heute in der Theorie der Plattentektonik gesichertes Wissen. Die Drift der Platten führte in geologischen Zeiten zur Verschmelzung von Landmassen und zu Superkontinenten, die ihrerseits wieder in Einzelteile zerbrachen. Geologische Zeugnisse lassen vermuten, dass es sich dabei um einen zyklischen Prozess handelt, der sich auch in Zukunft fortsetzen wird.
    Vor etwa 180 Millionen Jahren begann der jüngste Superkontinent Pangäa, die All-Erde, auseinander zu brechen. Neue, innere Ozeane öffneten sich. Das Wachsen eines zunächst flachen inneren Meeres, wie zum Beispiel des Atlantiks auf Kosten des älteren und tieferen Superozeans führte zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Die Kontinente wurden teilweise überflutet. Vor etwa 80 Millionen Jahren hatte der Wasserstand seine maximale Höhe erreicht; mit dem Älter- und Tieferwerden der neuen Ozeane sank er. Die Erde bekam langsam ihr heutiges
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