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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume
Autoren: Michelle Beattie
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er schon seit langem vergessen, dass sie überhaupt existierte? Ihre Augen verengten sich. Keine dieser Möglichkeiten gefiel Claire wirklich.
    Obwohl sie eigentlich erleichtert sein sollte, dass er nicht zu genau hinsah.
    »Und du?«, fragte Sid.
    »Nate.«
    Eine lange Pause entstand, da alle sich zu dem Mann umdrehten, der die Karten mischte.
    »Cale«, antwortete er widerwillig und teilte jedem von ihnen fünf Karten aus.
    Da die Karten nun im Spiel waren, umringten noch mehr Zuschauer den Tisch. Leider kam mit ihnen auch der geballte Geruch von Männern, die nach Rum und fadem Tabak stanken, und die bereits viel zu lange nicht mehr in einem Badehaus zu Besuch gewesen waren.
    Claire schaute sich ihre Karten eine nach der anderen an. Eine Zehn, ein Ass. Ihr Herz pochte, noch eine Zehn. Die beiden letzten Karten waren nutzlos, eine Sechs und eine Fünf. Dennoch hatte sie ein Paar und musste darauf hoffen, dass es gut genug wäre.
    »Du bist der Erste«, sagte Cale zu Sid.
    »Warum ich?«, antwortete der ältere Mann. Obwohl er mindestens fünfzig sein musste, wenn man das graue Haar auf seinem Kopf als Hinweis auf sein Alter nahm, hielt es ihn nicht davon ab, herumzujammern.
    »Weil du als Erster hier warst.«
    Sid seufzte und drehte seine Karten um.
    »Ass hoch.«
    Claire atmete langsam aus und schaute dann James an.
    »Ein Paar Achten, König hoch«, sagte der Mann und seine Augen glitten von Claire hinüber zu Nate, während er versuchte, ihre Reaktionen zu beurteilen.
    Claire schluckte heftig. Sie war nur noch einen Schritt davon entfernt. Die Gier nach der Karte zehrte an ihren Nerven. Sie brauchte die Karte. Ihr Leben wurde davon aufgefressen, diesen Schatz zu finden, und sie hatte es satt, so unheimlich satt, wieder den Kürzeren zu ziehen. Falls sie verlor …
    Sie holte einmal tief Luft. Das würde sie nicht. Das Leben würde nicht so grausam sein.
    »Ein Paar Zehnen«, sagte sie und drehte ihre Karten um, »Ass hoch.«
    James atmete scharf ein.
    Alle Augen wandten sich Nate zu. Claires Handflächen waren feucht, und ihre Füße tippten nervös unter dem Tisch auf und ab. Bitte, bitte, lass ihn weniger haben als ihr Paar.
    Zum ersten Mal seit Nate am Tisch aufgetaucht war, lächelte er. Und als sich seine Zähne von seiner gebräunten Haut abhoben, spürte Claire, wie ihre Welt zusammenbrach.
    »Drei Dreien«, sagte Nate. Er legte sie nacheinander auf den Tisch, aber Claire sah bloß die Farbkleckse.
    Sie hatte verloren. Einfach so. Ihr war übel, und sie stand schwankend auf.
    »Alles in Ordnung, Junge?«, fragte Nate.
    Claire konnte ihn nicht ansehen, weder ihn noch sonst irgendjemanden. Sie hatte nichts. Nichts! Das Papier auf dem Tisch war so nahe, und ihr Körper zitterte vor Verlangen, es einfach an sich zu nehmen. Es zu nehmen und wegzurennen. Claire ballte ihre Hände zu Fäusten, doch sie rührte sich nicht. Sie würde es nie damit aus der Kneipe herausschaffen. Nate würde sie schnappen, bevor sie die Tür erreichen konnte.
    Nate. Der Mistkerl verdiente es nicht! Als ihr die Tränen in die Augen stiegen, biss sie sich auf die Lippe. Mit einem letzten Blick auf das Stück Papier, das ihr alles auf der Welt bedeutet hatte, bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge.
    »He, Junge!«, rief Sid. Claire konnte hören, wie er sich zu ihr durchkämpfte.
    Sie wurde schneller. Sie musste jetzt hier heraus. Das Letzte, was sie wollte, während ihre Welt auseinanderbrach und ihre Pläne und Träume zu Staub zerfielen, war, zu reden. Trotz ihrer Eile schaffte er es aber irgendwie, sie am Arm zu packen, bevor sie es zur Tür schaffte.
    »He, warum die Eile?«
    »Was willst du?«, fragte Claire und befreite ihren Arm aus seinem Griff.
    »Langsam«, meinte er und hob entschuldigend die Hände.
    »Du sahst so enttäuscht aus, dass ich dachte, vielleicht würde ein Frauenzimmer dir helfen, deinen Kummer zu vergessen.«
    »Ich habe kein Geld«, murmelte sie und versuchte, ihre Tarnung weiter aufrechtzuerhalten.
    »Nun, da draußen ist eine, die ist so besoffen, die würde es gar nicht merken, wenn du ihn ihr reinsteckst.«
    Er lächelte.
    »Jedenfalls war das so, als ich dort war.«
    Claire drehte sich der Magen um.
    »Wenn ich’nen Quickie will, dann such ich’ne Partnerin, die auch will. Ich muss niemanden ausnutzen, der so betrunken ist, dass er nicht mehr weiß, was er tut. So verachtenswert bin ich jedenfalls nicht.«
    Sid wurde rot, und als Claire seine Absicht erkannte, war es auch schon zu spät. Seine
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