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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume
Autoren: Michelle Beattie
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Faust traf ihre Wange. Feuriger Schmerz zuckte über ihr Gesicht, und sie taumelte rückwärts. Sie krachte gegen einen Tisch. Ihre Hände suchten nach einem Halt. Warme Flüssigkeit lief über ihre Finger und tropfte ihr das Gesicht herab. Sie verlor das Gleichgewicht, stolperte seitwärts und riss den Tisch dabei mit sich um. Er traf sie am Kopf und ließ ihren Hut wegrollen.
    »Lass ihn verdammt noch mal in Ruhe«, konnte sie Nate brüllen hören, während es in ihren Ohren rauschte. Sie sah auf, sah, wie Nate Sid einen heftigen Stoß gab.
    »Tritt zurück, oder du wirst herausfinden, wie es sich anfühlt, von einem Mann geschlagen zu werden, der mehr als doppelt so groß ist wie du.«
    Sid brummte einen Fluch, dann bahnte er sich einen Weg durch die Menge und schob sich dabei an James vorbei, der ebenfalls herbeigelaufen war, um zu sehen, was da geschah.
    Nate wandte seine Aufmerksamkeit wieder Claire zu.
    Oh zur Hölle , dachte sie. Auf Händen und Füßen krabbelnd, wobei sie auf dem nassen Fußboden ausrutschte, griff Claire nach ihrem Hut.
    Es war zu spät.
    Nates starke Hand hatte ihn schon geschnappt. Claire würde schon viel Glück brauchen, um hier nun herauszukommen, ohne erkannt zu werden, und sie wollte doch nicht, dass er wusste, wer sie war. Sie hatte sich manchmal vorgestellt, wie es sein würde, wenn sie und Nate einander wiederträfen, nachdem sie reich geworden war und den Schatz gefunden hatte. Wenn sie in die hübscheste Mode gekleidet wäre und ihm vor Augen führen könnte, was er aufgegeben hatte. Sie hatte sich niemals vorgestellt, ihr Wiedersehen würde in einem Moment geschehen, in dem sie gar nichts mehr besaß. Claire fühlte sich, als ob die Wände ihr immer näher kamen. Ihr Herzschlag pochte in ihren Adern, und sie sprang auf die Füße. Ein Auge auf ihren Fluchtweg gerichtet, riss sie ihren Hut aus Nates Hand und rannte zur Tür.
    »Warte!«, rief er, aber dieses Mal ließ sie sich durch nichts aufhalten. Schubsend und schiebend bahnte Claire sich ihren Weg, ignorierte dabei die Flüche der Leute und erreichte die Tür, bevor Nate sie aufhalten konnte. Als sie erst einmal draußen war, rannte sie Richtung Dschungel und dem Schutz entgegen, den dieser ihr bot.

2
    Es konnte nicht sein. Es war bloß eine Sinnestäuschung, das Licht oder irgendetwas anderes. Ja, der Junge war klein, hatte Claires Haarfarbe, aber ihre Haare waren lang und lockig, nicht kurz und zottig wie die des Burschen. Außerdem würde sie ein solches Etablissement wohl nie betreten und würde ganz gewiss nicht um ein Stück einer Schatzkarte spielen, selbst wenn sie damals ausgiebig darüber gesprochen hatte. Denn er wusste bestimmt, dass sie bereits mehr Geld besaß, als sie jemals ausgeben konnte.
    Aber dennoch, dachte Nate wütend, vielleicht würde sie für diese verdammte Karte doch herkommen. Woher zur Hölle sollte er das wissen? Es war ja nicht so, als ob er ein Experte für diese Frau wäre, und ganz gewiss wäre es nicht das erste Mal, dass er sich in ihr getäuscht hätte. Nach der ganzen Zeit, wer wusste denn, wozu sie mittlerweile fähig war?
    »Geht mir aus dem Weg!«
    Nate drehte sich um. Cale kam zu ihm herüber.
    »Ist der Junge in Ordnung?«, fragte er.
    »Ja, aber er wird morgen einen heftigen Bluterguss haben.«
    Es war Sids Glück, dass es nicht Claire gewesen war, sonst würde er nun auf der Straße liegen und sich wünschen, er wäre tot. Trotz Nates zwiespältiger Gefühle Claire gegenüber würde er nicht danebenstehen und zulassen, wie einer Frau ein Leid geschah. Das war eine Regel, nach der er gelebt hatte, seit er ein kleiner Junge gewesen war und direkt mit angesehen hatte, welche Art von Misshandlung ein Mann einer Frau antun konnte.
    »Dämlicher Idiot«, murmelte Cale und deutete mit dem Daumen in die Richtung, die Sid einschlug.
    »Jeder konnte sehen, dass der Junge nur an der Karte interessiert war.«
    »Ja«, stimmte Nate zu, dessen Blick trotz seiner Schlussfolgerung auf die Tür gerichtet war. Sie war es nicht gewesen. Sie war wahrscheinlich in San Salvador, wo er sie zuletzt gesehen hatte, umringt von einer Schar von Kindern. Der Gedanke löste in seinen Eingeweiden merkwürdige Gefühle aus.
    »Nun, er mag es zwar jetzt noch nicht glauben, aber ohne diesen Schatz ist er besser dran.«
    »Wie lange habt Ihr danach gesucht?«, fragte Nate und riss seinen Blick von der Tür los.
    Cales blaue Augen wurden hart.
    »Viel zu lange, verdammt.«
    Und ohne ein weiteres Wort marschierte
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