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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition)
Autoren: Max Pechmann
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sein.
    Sie kletterte weiter die Sprossen hinab. Nach kurzer Zeit berührten ihre Füße endlich den Boden. Simon lag nur wenige Meter von ihr entfernt. Sein zerstörtes Gesicht löste in ihr Ekel und Furcht aus. Sie bemühte sich, nicht in seine Richtung zu schauen. D er Sprit war ganz aus dem Behälter geflo s sen. Wie ein dunkler See breitete es sich um die Runensteine und den Stamm aus. Bevor sie in die Tiefe geklettert war, hatte sie sich bereits eine Stelle übe r legt, an der sie die Handgranate platzieren würde. Sie hielt vor der Lücke, die das fehlende Artefakt markierte. Nervös zog sie die Granate aus ihrer Hosent a sche. Wenn sie den Zünder zog, gab es kein Zurück mehr. Von da an galt es nur noch, so schnell wie möglich die Grube zu verlassen. Sie wollte es rasch hinter sich bringen. Sie steckte den Zeigefinger durch den Ring. Für ein paar Augenblicke verharrte sie in dieser Position. Es nutzte nichts, die Sache hi n auszuzögern. Sie musste es tun.
    Sie zögerte. Etwas stimmte nicht. Bereits zuvor hatte sie eine eigenartige Vorahnung gehabt. Wieso wehrte sich das Wesen nicht gegen ihre Aktion? Weswegen ließ es einfach zu, dass sie mit der Handgranate in die Grube kle t terte, mit dem offensichtlichen Ziel, es zu vernichten? Das Wackeln der Le i ter konnte nicht alles gewesen sein.
    „Was ist?“, rief Chad .
    Yui winkte ihm kurz zu, als Zeichen, dass alles in Ordnung war. Darauf konzentrierte sie sich wieder auf ihre Aufgabe. Ein paar Mal atmete sie tief ein und aus. Erneut wurde sie dabei von einem Gefühl des Verlangens g e plagt. Nur mit Mühe gelang es ihr, die erotisierende Wirkung zu unterdr ü cken. Schweiß rann über ihr Gesicht , sie krümmte sich vor Schmerz. Ihr M a gen zog sich zusammen und aus ihren Lungen wurde sämtliche Luft g e presst. Sie befürchtete, zu ersticken. Doch plötzlich lockerten sich ihre Mu s keln wieder. Nach Atem schöpfend, ging sie auf die Knie.
    „Yui?“
    Sie wollte ihm zurufen, nicht h er unterzusteigen , aber ihr fehlte die Kraft dazu. Plötzlich erlitt sie einen weiteren Krampf. Übelkeit überkam sie und sie musste sich augenblicklich übergeben. Sie durfte sich nicht aufhalten la s sen. Sie war noch immer im Besitz der Granate. Sie musste nur den Ring abzi e hen, der Rest würde sich von allein erledigen.
    Die Bilder kamen ganz ohne Vorwarnung. Wie bei einer Diashow in Zei t raffer wurde sie von unzähligen Momentaufnahmen bombardiert, sodass es für sie keine Möglichkeit gab, die einzelnen Eindrücke zu verarbeiten. Sch e menhaft erkannte sie, dass es sich um al b traumhafte Szenarien handelte, d e ren genauere Betrachtung sie keineswegs nachholen wollte.
    Die Bilderflut versiegte. Als sie ihre Umgebung wahrnahm, wurde ihr b e wusst, dass sie sich wie ein Embryo zusammengerollt hatte. Eine zweite Ta t sache drang in ihr Bewusstsein.
    Sie war nicht mehr im Besitz der Handgranate.
    Sofort richtete sie sich auf.
    Der ovale Sprengkörper lag etwa zwei Meter von ihr entfernt. Sie versuc h te, aufzustehen, taumelte jedoch und fiel auf die Knie. Sie kroch auf allen v ieren weiter. Das Ding würde sie nicht mehr unter seine Kontrolle bri n gen.
    Sie würde verhindern, dass es erneut in ihren Geist eindrang, um sie zu verwirren.
    Mit einem letzten Kraftakt legte sie die verbliebene Distanz zurück. Ihr Körper wurde von weiteren Krämpfen heimgesucht. Etwas versuchte, in ihren Geist einzudringen. Es fühlte sich an wie kalter, zäher Schleim, der sich einen Weg in ihr Gehirn bahnte. Sie biss die Zähne zusammen. Sie musste es schaffen, bevor das Ding sie in seine Gewalt brachte. Als sie die Handgranate erreichte, kam es ihr vor, als hätte sie Stunden gebraucht, um die wenigen Zentimeter zurückzulegen. Sie griff danach und drückte sie an sich. Gleic h zeitig wehrte sie sich dagegen, dass dieses kalte, dickflüssige Etwas Besitz von ihr ergriff. So knapp vor dem Ziel durfte nichts mehr dazwischen kommen. Sie dachte an Maggie, die auf so grausame Weise ums Leben gekommen war. An Simon, der seinen Verstand verloren hatte. Sie schaute die Grubenwand empor. Chad beobachtete sie von dort oben. Wenigstens hatte er dieses Mal auf sie gehört.
    Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen.
    Dann riss sie den Ring ab.
    Panik breitete sich in ihr aus. Ab jetzt zählte jede Sekunde. Mit zitternden Händen legte sie die Granate direkt neben den Stamm und machte kehrt.
    Sie schrak zurück. Simon versperrte ihr den Weg.
    Sein linkes Auge zitterte. Seine Finger krallten
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