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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition)
Autoren: Max Pechmann
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Stahlstrebe. An den waagerechten Riegel, der mehr als zwei Meter über ihnen verlief, kamen sie nicht heran.
    Richards packte mit an.
    Metall quietschte.
    Sowohl die senkrechte als auch die waagerechte Strebe bewegten sich um wenige Zentimeter.
    „Weiter!“, schrie Arnold. Seine Euphorie verlieh ihm zusätzliche Kräfte. Nachdem sie die Strebe weiter zurückgeschoben hatten, ließ sich diese nicht mehr bewegen. „Was soll das, verflucht?“ Seine Freude ging über in verzwe i felte Wut.
    „Drücken Sie weiter!“
    „Dreimal dürfen Sie raten, was ich gerade mache!“
    Als sich nichts mehr tat, ließ Richards von dem Riegel ab.
    „Wollen Sie etwa schon nach H ause gehen?“, ächzte Arnold, der sich we i ter an der Strebe zu schaffen machte.
    „Es fehlen nur wenige Zentimeter.“
    „Danke für diesen tollen Motivationsschub, Richards. Jetzt geht es mir wirklich besser.“
    „Lassen Sie Ihre Ironie in Ihrem Arsch stecken, Arnold“, gab Richards z u rück. Er besah sich den Riegel eingehend.
    „Wir haben nicht bis Weihnachten Zeit, falls Sie das glauben.“
    Ein wuchtiger Metallklumpen krachte durch das Dach und begrub eine der Schneeraupen unter sich.
    Als ob ihn der Krach auf eine neue Idee gebracht hätte, sagte Richards: „Schließen wir den Riegel und probieren es noch mal.“
    „Sind Sie noch ganz bei Trost? Wir haben es doch gleich geschafft.“
    „Vielleicht hat sich etwas verhakt. Also nochmals von vorn .“
    Unwirsch schob Arnold zusammen mit Richards den Riegel zurück in seine Ausgangsposition.
    „Sind Sie bereit?“
    „Lassen Sie das Geschwafel, Richards. Los geht’s!“
    Beide setzten ihre ganze Kraft ein, um die Stahlstrebe zurückzuschieben. Das Quietschen nagte an Arnolds Nerven. Sie erreichten dieselbe Position wie zuvor, als es erneut einen Ruck gab.
    „Weiter!“, feuerte Richards ihn an.
    John Arnold ließ nicht locker. Diesmal brachte der unerklärliche Wide r stand das Öffnen des Riegels nicht zum S toppen. Die Streben glitten fast wie von allein zurück.
    „Loslassen!“, schrie Richards.
    Arnold machte einen Satz zurück.
    Die Streben drehten sich mit einem rauen Schaben um hundertachtzig Grad. Das Tor öffnete sich, während hinter ihnen Teile des Garagendachs einstürzten.

    *
    Das Wesen brannte wie trockenes Stroh. Die telekinetische Kraft, die den Druck erzeugt und die Gegenstände herumgeschleudert hatte, nahm rapide ab. Die Äste knickten nach unten und berührten den ebenen Felsen. Die Triebe rollten sich zusammen wie die Beine einer im Sterben liegenden Ri e senspinne.
    Chad lehnte sich schwer atmend gegen das Tor. Eine zunehmende B e nommenheit kam in unregelmäßigen Abständen über ihn und ließ ihn jedes Mal für wenige Sekunden wegtreten. Sein Herz pochte in seiner Brust wie eine leere Pumpe. Er fühlte sich, als hätte ihn jemand ausgehöhlt. Yui hielt ihn fest, als würde er ohne ihre Hilfe umfallen wie ein Kartoffelsack. Die erotisierende Wirkung des Duftes hatte so gut wie aufgehört. Yuis Berühru n gen fühlten sich dennoch angenehm an. Er küsste sie auf die Stirn. Ihre Jacke, die sie vor dem Hinunterklettern ausgezogen hatte, war ein Opfer der Fla m men geworden. Sie standen da wie ein eng umschlungenes Pärchen an einer Bushaltestelle. Ein wundervolles Bild für John Arnolds Gerüchteküche.
    D as brennende Wesen gab einen tiefen, krächzenden Laut von sich. Die Äste stemmten sich wie Arme gegen die Felsplatte. Der Stamm schob sich um mindestens einen Meter in die Höhe.
    Chad und Yui fielen nach hinten, als der Widerstand in ihrem Rücken plötzlich nachließ. Völlig überrascht landeten sie vor John Arnolds Füße.
    „Dachte ich mir’s doch“, nörgelte dieser. „Kaum lässt man Sie beide allein , schon setzen Sie die ganze Bude in Flammen.“
    Das Krächzen ging über in ein schrilles Pfeifen. Die Triebe rollten sich wie Feuerwehrschläuche aus und peitschten durch den Container.
    Arnold und Richards zerrten die beiden über die Schwelle. Der peitschende Trieb verfehlte sie nur um wenige Zentimeter. „Wenn das nicht knapp war, können Sie mich von mir aus in den Arsch treten.“
    „Ihre Ausdrucksweise ist wie immer vorbildlich“, erwiderte Yui.
    Nach einem letzten Zucken fielen die Arme reglos zu Boden. Die Äste knickten zusammen und der Stamm fiel schräg gegen die Grubenwand.
    „Wo ist Simon Radcliffe?“, fragte Arnold.
    Chad schüttelte den Kopf. „Er ist tot.“
    John Arnold blickte auf das brennende Wesen. „Wie haben Sie das da a
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