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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
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Do­ne­gal ge­nannt wur­de. Wie so vie­le an­de­re war auch sie her­ge­kom­men, um ei­ne un­glück­li­che Ehe zu ver­ges­sen. Als sie die Cock­tail­bar ge­mein­sam ver­lie­ßen, spür­te Hel­mut Mar­bel­las Blick im Rücken, und es war, als wür­de er mit har­ter Strah­lung bom­bar­diert wer­den.
    Er und Si­nui­se aßen, tanz­ten und nä­her­ten sich un­auf­hör­lich dem ob­li­ga­to­ri­schen En­de des Abends. Im Ca­si­no konn­te er Mar­bel­la wie­der se­hen. Sie be­trach­te­te sie wü­tend aus der Fer­ne. „Komm“, sag­te er zu der Frau von Do­ne­gal. „Ge­hen wir spa­zie­ren.“ Er leg­te den Arm um ih­re Schul­ter. Sie war an­ge­nehm und lie­bens­wert, und zwei­fel­los dürs­te­te sie nach Nä­he und Wär­me und Ge­bor­gen­heit. Er wuß­te, er muß­te sie nur fra­gen, und sie wür­de mit ihm auf­sein Zim­mer kom­men. Doch wäh­rend sie den um­rank­ten Weg hin­ab­schrit­ten, wur­de ihm klar, daß er es nicht fer­tig­brin­gen wür­de. Sei­ne Ra­che an Mar­bel­la so weit zu trei­ben, daß er ein un­schul­di­ges, arg­lo­ses Ge­schöpf mit Zan­jak an­ste­cken wür­de … nein. Nein.
    Er küß­te sie lan­ge und in­nig un­ter den rau­schen­den We­deln ei­ner Pracht­wei­de, dann ließ er sie los und sag­te: „Es war ein wun­der­ba­rer Abend, Si­nui­se.“
    „Ja. Für mich auch.“
    „Viel­leicht ge­hen wir mor­gen zu­sam­men Wind­pol­len­flie­gen.“
    „Das wä­re schön. Aber … heu­te nacht … ich dach­te …“
    „Ich kann nicht. Nicht mit dir. Weißt du, ich ha­be Zan­jak. Und wenn du es nicht auch be­kom­men willst …“
    Ihr Ge­sicht schi­en in sich zu­sam­men­zu­sa­cken. Ih­re großen Au­gen füll­ten sich mit Trä­nen. Er nahm ih­re Hand in sei­ne, doch sie wur­de von Ekel ge­schüt­telt, riß sich los und floh schluch­zend vor ihm.
    „Tut mir leid“, rief er ihr hin­ter­her. „Mehr, als du es dir vor­stel­len kannst!“
    Mar­bel­la war im­mer noch im Ca­si­no, im­mer noch al­lein. Sie sah ver­blüfft auf, als er zu­rück­kehr­te. Er be­dach­te sie mit ei­nem bit­ter­bö­sen Blick und ging zum Gra­vi­ta­ti­ons­wür­fel­tisch. In­ner­halb von fünf­zehn Mi­nu­ten hat­te er die Hälf­te des Gel­des ver­spielt, das er bei sich hat­te. Er dach­te an die rei­zen­de klei­ne Si­nui­se, die nun al­lein in ih­rem Bett lag. Er dach­te an Hel­mut Schweid, der von ei­nem bi­zar­ren frem­den Or­ga­nis­mus be­fal­len war. Er dach­te an Mar­bel­la, ih­re Ener­gie, ih­re Lei­den­schaft, die spit­zen Lust­schreie, die sie aus­stieß, ih­re Schlag­fer­tig­keit und ih­ren tro­ckenen Hu­mor. Viel­leicht hat sie die Wahr­heit ge­sagt, dach­te er er­nüch­tert. Viel­leicht hat sie wirk­lich ge­glaubt, ich hät­te mich bei der Blon­di­ne vom Ri­gel an­ge­steckt.
    Und au­ßer­dem – was ha­be ich schon für ei­ne Wahl?
    Lang­sam und nie­der­ge­schla­gen schlurf­te er durch den großen Raum. Mar­bel­la spiel­te zü­gel­los Fünf-Chip-Car­go. Er be­ob­ach­te­te, wie sie ihr Geld ver­lor. Dann be­rühr­te er sie sanft am Arm.
    „Du hast ge­won­nen“, sag­te er.
    Sie blie­ben noch acht Ta­ge im Ho­tel, dann zo­gen sie ins Qua­ran­tä­ne­zen­trum um, weil sein Geld ver­braucht war und er kei­nes von ihr an­neh­men woll­te. Wie er rasch her­aus­fand, war es dort eben­so schön wie im Ho­tel, und die Na­tur­wun­der wa­ren eben­so bi­zarr und herr­lich an­zu­se­hen. Sie be­ka­men ei­ne klei­ne Block­hüt­te und ver­brach­ten ih­re Ta­ge mit An­geln oder Schwim­men, die Näch­te aber mit der Lie­be. Im Ver­lauf der fol­gen­den zehn Wo­chen wur­den Mar­bel­las Brüs­te schwer, und ihr Bauch wur­de rund, und als ih­re Zeit ge­kom­men war, woll­te sie nicht in die Kli­nik des Qua­ran­tä­ne­zen­trums ge­hen. Sie brach­te die sem­po­an­ga­ni­schen Jun­gen hin­ter der Hüt­te zur Welt, ein gan­zes Ru­del schlan­ker, win­zi­ger Ge­schöp­fe, die wie grü­ne Ot­tern aus­sa­hen und von de­nen sich et­wa fünf­zehn oh­ne Mü­he aus ih­rem In­ne­ren er­gos­sen. Hel­mut grub ei­ne Gru­be und schau­fel­te sie al­le hin­ein, und nach­dem sie sich et­wa ei­ne Stun­de aus­ge­ruht hat­te, gin­gen sie ge­mein­sam zum Strand hin­un­ter, wo kris­tall­kla­re Wo­gen
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