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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7
Autoren: H. J. Alpers
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noch die schwarze Dame angegriffen. Er konnte sie natürlich zurückziehen, aber nicht rechtzeitig genug, um mit der Abwehr Abhilfe zu schaffen. Bunnish hätte sich wie ein Rasender aufführen und sich elend fühlen müssen.
    Statt dessen war sein Lächeln so breit, daß es seine Wangen entzweizureißen drohte. „Verloren?“ sagte er. „Ah, Stuart, diesmal ist dein Scherz ein Bumerang!“ Er kicherte wie ein Teenager und holte seine Dame die Reihe herunter, um den weißen Turm wegzuschnappen. „Schach!“
    Peter Norten hatte seit langer, langer Zeit kein Turnier-Schach mehr gespielt, aber er erinnerte sich noch daran, wie man sich fühlte, wenn ein Gegner plötzlich einen unerwarteten Zug gemacht hatte, der das gesamte Antlitz eines Spieles veränderte: die kurze, anfängliche Verwirrung, dieses Was-soll-das? -Gefühl, dem die Panik folgte, wenn man die Stärke des nicht geahnten Zuges begriff, und dann die schreckliche, zunehmende Düsternis, die wuchs und wuchs, während man in seinem Schädel eine verlierende Variante nach der anderen durchdachte. Es gab keinen schlimmeren Augenblick im Schachspiel.
    So fühlte sich Peter jetzt.
    Sie hatten es total übersehen. Bunnish gab seine Dame für einen Turm auf, normalerweise ein unvorstellbares Opfer, aber nicht in dieser Stellung. E. C. mußte die angebotene Dame nehmen. Aber wenn er sie mit seinem König schlug, sah Peter mit einer abrupten schrecklichen Klarheit, dann hatte Schwarz eine Kombination, die zwar die Schlacht gewann, den Krieg jedoch verlor – eine Kombination, die darauf hinauslief, daß er den anderen Turm einsetzen und ihn von seiner lebenswichtigen Deckung des Springers in der Spielmitte abziehen mußte … und dann … Oh, Scheiße !
    E. C. versuchte mehr als fünfzehn Minuten lang eine andere Alternative zu finden, aber es war keine Alternative zu finden. Er spielte Turm schlägt Dame. Bunnish ergriff rasch seinen eigenen Turm und schlug den Springer, der sich noch vor zwei Zügen so bedrohlich in Position gestellt hatte. Mit unbarmherziger Präzision erzwang Bunnish dann die Aufgabe einer Figur nach der anderen, vereinfachte es, indem er jede Gefahr vom Brett wegwischte. Unvermittelt waren sie im entscheidenden Finale. E. C. hatte eine Dame und fünf Bauern; Bunnish hatte einen Turm, zwei Läufer, einen Springer und vier Bauern, und ironischerweise nahm sein einst gefährdeter König jetzt eine mächtige Stellung in der Mitte des Brettes ein.
    Stundenlang ging das Spiel weiter, da E. C. mit seiner aggressiven Dame entschlossen ein Schach nach dem anderen erklärte, darum kämpfte, jede ungedeckte Figur zu erledigen oder wenigstens eine Wiederholung zu erzwingen. Aber Bunnish war für derartige verzweifelte Taktiken zu geschickt. Es war nur eine Sache der Technik.
    Schließlich kippte E. C. seinen König um.
    „Und ich habe gedacht, wir hätten uns jede mögliche Verteidigung angesehen“, sagte Peter wie betäubt.
    „Tja, Kapitän“, sagte Bunnish fröhlich. „Jeder Versuch zu verteidigen führt zum Verlieren. Die Verteidigungsfiguren schneiden Fluchtwege ab oder geraten in den Weg. Warum sollte ich helfen, mich selbst mattzusetzen? Das würde ich lieber dir überlassen.“
    „Ich werde dich mattsetzen“, versprach Peter ärgerlich. „Morgen.“
    Bunnish rieb seine Hände aneinander. „Ich kann es kaum erwarten!“
     
    In dieser Nacht wurde der Kriegsrat in E. C.s Suite abgehalten, denn Kathy – die ihre verdrießliche Nachricht mit einem „Ich hab’s euch doch gesagt“ und einem verächtlichen Lächeln quittiert hatte – hatte erklärt, sie werde es nicht zulassen, daß sie in ihrer Gegenwart die halbe Nacht über ein Schachbrett gebeugt verbrachten. Sie sagte Peter, er führe sich wie ein Kind auf, und sie wechselten einige ärgerliche Worte, bevor er hinausstürmte.
    Steve Delmario ging das verlorene Spiel des Morgens mit E. C. durch, als Peter sich zu ihnen gesellte. Delmarios Augen sahen schrecklich blutunterlaufen aus, aber ansonsten wirkte er nüchtern, wenn nicht ausgezehrt. Er trank Kaffee.
    „Wie sieht es aus?“ fragte Peter, als er einen Sitz heranzog.
    „Schlecht“, versetzte E. C.
    Delmario nickte. „Teufel, schlechter als schlecht, es fängt an, so auszusehen, als sei dieses verdammte Opfer am Ende doch falsch. Ich kann es nicht glauben, ich kann es einfach nicht, es sieht alles so vielversprechend aus, es muß eine Möglichkeit geben. Es muß. Aber ich will verdammt sein, wenn ich sie finde.“
    E.C. fügte
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