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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7
Autoren: H. J. Alpers
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angefangen, sich von uns zu distanzieren. Und die ganze Zeit über hast du darauf beharrt, daß nichts davon auf Fehler von dir beruhe. Du hast den letzten Rest deines Selbstvertrauens verloren. Du hast, bitter und unaufhörlich, über dein Pech gejammert.“
    „Du hast mir nie geholfen.“
    „Vielleicht nicht“, gab Kathy zu. „Ich habe es versucht, am Anfang, aber es wurde nur immer schlimmer, und ich konnte nicht damit fertig werden. Du warst nicht mehr der Träumer, den ich geheiratet hatte. Es war schwer, daran zurückzudenken, wie ich dich bewundert habe, wie ich dich respektiert habe. Peter, du hast dich selbst so sehr verachtet, daß es unmöglich war zu verhindern, daß diese Verachtung auf mich abgefärbt hat.“
    „So?“ sagte Peter. „Was soll das, Kathy?“
    „Ich habe dich nie verlassen, Peter“, sagte sie. „Ich hätte es tun können, das weißt du. Ich wollte es auch tun. Ich bin geblieben, die ganze Zeit, trotz all der Fehlschläge und all dem Selbstmitleid. Sagt dir das gar nichts?“
    „Das sagt mir, daß du eine Masochistin bist“, platzte er heraus. „Oder vielleicht eine Sadistin.“
    Das war zuviel für sie. Sie setzte zu einer Antwort an, aber ihre Stimme brach, und sie begann zu weinen. Peter blieb sitzen, wo er saß, und hörte ihren Schluchzern zu. Schließlich versiegten die Tränen, und sie sagte ruhig: „Verflucht. Verflucht. Ich hasse dich.“
    „Ich dachte, du liebst mich. Entscheide dich.“
    „Du Arsch. Du empfindungsloser Idiot. Begreifst du denn nicht, Peter?“
    „ Was soll ich denn begreifen?“ sagte er ungeduldig. „Du hast gesagt, hör zu, also habe ich zugehört, und alles, was du gemacht hast, war, all dieses alte Zeug wieder aufzuwärmen, all meine Mängel aufzuzählen. Ich habe das alles schon früher gehört.“
    „Peter, siehst du denn nicht, daß diese Woche alles verändert hat? Wenn du nur aufhören würdest zu hassen, aufhören würdest, mich und dich selbst zu verachten, dann könntest du es vielleicht sehen. Wir haben wieder eine Chance, Peter. Wenn wir es versuchen. Bitte.“
    „Ich sehe nicht, daß sich irgend etwas geändert hat. Ich werde morgen ein großes Schachspiel spielen, und du weißt, wieviel es für mich und meine Selbstachtung bedeutet, und es ist dir gleichgültig. Es ist dir egal, ob ich gewinne oder verliere. Du sagst mir immer wieder, daß ich verlieren werde. Du hilfst mir zu verlieren, weil du mich mit dir streiten läßt, obwohl ich schlafen sollte. Was, zum Teufel, hat sich geändert? Du bist und bleibst die gleiche verdammte Stänkerin, als die du dich seit Jahren präsentierst.“
    „Ich werde dir sagen, was sich verändert hat“, erwiderte sie. „Peter, bis vor ein paar Tagen haben wir beide gedacht, du wärst ein Versager. Aber das bist du nicht. Es war nicht deine Schuld. Nichts von alldem. Kein Pech, wie du immer wieder gesagt hast, und auch keine persönliche Unzulänglichkeit, wie du in Wirklichkeit gedacht hast. Bunnish hat das alles gemacht. Kapierst du denn nicht, was das für einen Unterschied macht? Du hast nie eine Chance gehabt, Peter, aber jetzt hast du eine. Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht an dich glauben solltest. Wir wissen , daß du etwas Großes schaffen kannst! Bunnish hat es zugegeben. Wir können von hier wegfahren, du und ich, und ganz von vorn anfangen. Du könntest ein neues Buch schreiben, Stücke schreiben, all das tun, was du tun möchtest. Du hast das Talent. Es hat dir nie gefehlt. Wir können wieder träumen, wieder glauben, einander wieder lieben. Verstehst du nicht? Bunnish hat prahlen müssen, um seine Rache zu vollenden, aber durch seine Prahlerei hat der dich befreit !“
    Peter saß sehr still in dem dunklen Zimmer, seine Hand schloß sich um die Armlehne des Sessels und öffnete sich wieder, während Kathys Worte einsickerten. Er war so von dem Schachspiel eingenommen, so besessen von Bunnishs Besessenheit gewesen, daß er das nie gesehen, nie erwogen hatte. Das war nicht ich, dachte er verwundert. All diese Jahre war das nicht ich. „Es ist wahr“, sagte er mit schwacher Stimme.
    „Peter?“ fragte sie besorgt.
    Er hörte die Besorgnis, hörte mehr als das, er hörte Liebe in ihrer Stimme. So viele Leute, dachte er, machen so große Versprechungen, versprechen Besseres oder Schlimmeres, versprechen mehr oder weniger Reichtum und steigen aus, sobald sich die Dinge in irgendeiner Beziehung auch nur das geringste bißchen übler als vorhergesehen herausstellen. Aber sie war
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