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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: Hans J. Alpers
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Lein­wand. Sie sah an­ders aus, als er sie hat­te dar­stel­len wol­len. Statt wie ei­ne Fi­gur von Par­rish zu wir­ken, glich sie eher ei­ner Schöp­fung von Tou­lou­se-Lautrec, hell und fröh­lich an der Ober­flä­che, aber hart und trau­rig dar­un­ter. Zu sei­nem Er­stau­nen fand er, daß das Bild rich­tig war. Sei­ne Au­gen hat­ten ge­se­hen, und sei­ne Hän­de hat­ten ge­formt, was sein Be­wußt­sein nicht be­merkt hat­te. Ih­re Be­mer­kung über Lan­ge­wei­le fiel ihm wie­der ein.
    „Wo wärst du lie­ber als hier?“ frag­te er.
    Ihr Seuf­zen kam aus tiefs­tem Her­zen. „So ziem­lich über­all. Ich will an­de­re Ge­sich­ter se­hen, an­de­res Wet­ter er­le­ben. Ich wür­de gern wie­der den Nacht­him­mel se­hen. Ich woll­te im­mer schon zu den Ster­nen flie­gen. Nach der Schu­le woll­te ich nach Zu­lac ge­hen, aber die­se Rei­se wur­de na­tür­lich mit der letz­ten La­ser-Ka­no­ne auf Plu­to zu­nich­te ge­macht.“ Ih­re Stim­me wur­de trau­rig. „Es war nur zwei Jah­re zu spät, um je­mals die Ster­ne be­su­chen zu kön­nen. Statt des­sen bin ich hier ge­fan­gen.“
    Er blick­te sie um die Staf­fe­lei her­um an. „Ge­fan­gen? Du kannst doch ge­hen, wann du willst, oder?“
    Sie blick­te auf. Ih­re Au­gen wa­ren feucht von Ver­zweif­lung. „Nein, das kann ich nicht. Dies hier ist kein Ur­laub, es ist ein Zu­fluchts­ort. Wir ha­ben die Zeit in den letz­ten si­che­ren Au­gen­bli­cken ver­las­sen.“
    Wie ei­ne ei­si­ge Wel­le über­flu­te­te ihn die Käl­te. Der Pin­sel in sei­ner Hand fühl­te sich steif an. „Die letz­ten si­che­ren Au­gen­bli­cke vor wel­chem Er­eig­nis?“
    He­ro setz­te sich ge­ra­de auf und streck­te sich. Sie schüt­tel­te den Kopf. „Es ist un­wich­tig. Nichts kann die Tat­sa­che än­dern, daß dies ei­ne Par­ty am En­de der Welt ist, und so mo­no­ton sie auch sein mag, sie muß wei­ter­ge­hen, weil wir al­le zu fei­ge sind, um sie zu be­en­den.“ Ihr Mund ver­zog sich zu ei­ner sar­do­ni­schen Gri­mas­se, die auf ih­rem Kin­der­ge­sicht bi­zarr aus­sah. „Will­kom­men in der Ewig­keit … so­fern du die Lan­ge­wei­le aus­hal­ten kannst.“
    „He­ro!“ Es war Elec­tras Stim­me, die vom obe­ren Teil des Stran­des nach ih­nen rief. „Neil!“
    Sie kam aus dem Ne­bel auf sie zu­ge­lau­fen, ihr schwar­zes Haar weh­te hin­ter ihr her. „Auf der an­de­ren Sei­te der Bucht ist ein Sau­ri­er in den Dü­nen. Gell stellt ihm ge­ra­de nach. Kommt und schaut zu!“
    Ein Sau­ri­er? Das klang un­glaub­lich, aber wenn er und die Aus­flüg­ler hier her­ein­wan­dern konn­ten und ein Tri­lo­bit an den Strand ge­spült wur­de, warum soll­te da nicht auch ein Sau­ri­er auf­tau­chen? „Was für ein Sau­ri­er?“
    Elec­tra warf ih­ren Kopf her­um. „Wo­her soll ich das wis­sen? Ich weiß nur, daß er ge­fähr­lich aus­sieht. Be­eilt euch, be­vor es vor­bei ist.“
    Sie lief wie­der da­von, und He­ro folg­te ihr dicht auf den Fer­sen. Neil starr­te ih­nen ei­ne Wei­le lang nach. Vi­sio­nen ei­nes Ty­ran­no­sau­rus rex, der aus den Dü­nen rag­te, dräng­ten sich ihm auf, dann folg­te auch er.
    Er hör­te den Lärm, lan­ge be­vor der Sau­ri­er zu se­hen war. Das Zi­schen und Brül­len der Ech­se wur­de über­la­gert von den vor Auf­re­gung schril­len mensch­li­chen Stim­men. Neil kam hin­ter He­ro und Elec­tra aus dem Ne­bel und er­blick­te ei­ne na­tür­li­che Sen­ke, die von drei Dü­nen um­rahmt wur­de. Dort un­ten rag­te ein zwan­zig Fuß ho­her prä­his­to­ri­scher Sau­ri­er auf ho­hen, mus­ku­lö­sen Bei­nen em­por, auf sei­nem Schwanz ab­ge­stützt wie ein Kän­gu­ruh. Win­zi­ge Vor­der­bei­ne wa­ren vor sei­ner Brust ge­fal­tet. Sein Hals schwenk­te um­her, wäh­rend er mit furchter­re­gen­den Zäh­nen zi­schend nach Clell schnapp­te, der, ei­ne Keu­le aus Treib­holz schwin­gend, um ihn her­um­lief. Das Tier sah an­ders aus als die Ge­mäl­de, die an­geb­lich dar­stell­ten, wie der Ty­ran­no­sau­rus aus­ge­se­hen hat­te, be­merk­te Neil. Das war zwar be­ru­hi­gend, doch es han­del­te sich trotz­dem im­mer noch um ein Raub­tier. Es kau­er­te sich zu­sam­men, sein Schwanz beb­te leicht.
    „Um Got­ten wil­len, Clell, hör auf
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