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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6
Autoren: Hans J. Alpers
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Hand, mach­te aber kei­ne An­stal­ten, sie über das Pa­pier zu füh­ren.
    „Er malt mit der Hand“, sag­te Elec­tra ih­nen. „Neil, zeig es ih­nen!“
    Er sah die schö­nen, selt­sa­men Men­schen an, die um ihn her­um­stan­den. „Warum ver­än­dert sich das Licht nicht? Wer seid ihr? Was geht hier vor?“
    Ein amü­sier­tes La­chen durch­zog die Grup­pe wie ei­ne Wel­le.
    Nur He­ro lä­chel­te nicht. Sie blick­te ih­re Ge­fähr­ten miß­bil­li­gend an. „Wo­her soll­te er es wis­sen?“ Sie hock­te sich vor ihm nie­der. „Dies hier ist ein Achro­nos-Punkt, ein Ort, wo die Zeit ein­ge­fro­ren ist.“
    Neil zuck­te mit den Au­gen. „Was?“
    Ein dun­kel­häu­ti­ger Jun­ge in ei­nem leuch­ten­den gold­grü­nen Sa­rong – Neil glaub­te, daß er Clell hieß – sag­te:
    „Die Zeit ist wie ein Strom, aber wäh­rend sie durch das Uni­ver­sum und die Ewig­keit fließt, stößt sie manch­mal auf ver­ein­zel­te Hin­der­nis­se. Das er­zeugt Strö­mun­gen und Stru­del und manch­mal auch stil­le La­chen, wo die Zeit über­haupt nicht fließt. Die­ser Strand ist ei­ne sol­che La­che. Wir glau­ben, daß es viel­leicht an der Zeit­lo­sig­keit von Sand und Meer lie­gen könn­te.“
    He­ro sag­te: „Des­halb gibt es hier al­so im­mer Zwie­licht und kei­ne Ge­zei­ten. Nichts ver­än­dert sich hier.“
    Neils Kopf wir­bel­te, er hat­te das Ge­fühl, kurz vor ei­ner Ohn­macht zu ste­hen. „Aber ich bin doch ein­fach hier­her­ge­lau­fen wie auf je­den an­de­ren x-be­lie­bi­gen Strand auch.“
    „Das ha­ben wir auch ge­tan“, sag­te Clell. „Wir wis­sen nicht ge­nau, warum, aber weil ein Achron zeit­los ist, be­rührt es al­le Zei­ten. Es ist gleich­zei­tig von al­len Zei­ten aus für je­den zu­gäng­lich.“
    Neil er­in­ner­te sich an den Tri­lo­bi­ten in sei­ner Ta­sche. Er zog ihn her­vor und starr­te ihn an. „Ihr meint, daß der hier tat­säch­lich aus dem Pa­läo­zoi­kum an­ge­spült wur­de?“
    Sie nick­ten.
    „Und ich kom­me aus dem zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert. Und …“ Er blick­te in die Run­de. Von wann kommst du? hat­te Elec­tra ge­fragt, als sie ein­an­der be­geg­net wa­ren. „Ihr seid aus der Zu­kunft.“ Er sag­te es vol­ler Ehr­furcht.
    Sie nick­ten.
    Es ver­schlug ihm den Atem. „Wann?“
    He­ro zuck­te mit den Schul­tern. „Wir ha­ben ei­ne an­de­re Zeit­rech­nung. Es wür­de dir nichts sa­gen. Aber von dei­nem Jahr­hun­dert bis zu un­se­rem ist es ei­ne sehr lan­ge Zeit.“
    „Sind die Men­schen zu den Ster­nen ge­flo­gen? Ha­ben sie in­tel­li­gen­te Le­be­we­sen ent­deckt?“
    Sie scharr­ten un­ru­hig um­her und wand­ten sich ab. He­ro biß sich auf die Lip­pe.
    Neil kam der Ge­dan­ke, daß sie viel­leicht Ge­set­ze dar­über hat­ten, die re­gel­ten, was sie Men­schen aus der Ver­gan­gen­heit sa­gen durf­ten. „Ent­schul­di­gung“, sag­te er. Er wech­sel­te das The­ma. „Was pas­siert, wenn ich fort­ge­hen will?“
    „Du gehst ein­fach fort.“ He­ro lä­chel­te wie­der. „Du kehrst in dei­ne Zeit zu­rück, im glei­chen Au­gen­blick, in dem du sie ver­las­sen hast. Du wirst wie­der an­fan­gen zu al­tern, und die Zeit wird für dich ver­lau­fen wie frü­her.“
    „An­fan­gen zu al­tern? Du meinst, daß ich im Au­gen­blick nicht …“
    „Nichts ver­än­dert sich hier.“
    Er at­me­te tief durch. „Wie habt ihr die­sen Ort ge­nannt?“
    „Einen Achro­nos-Punkt, ein Achron.“
    „Und die Men­schen in eu­rer Zeit wis­sen da­von? Es sind wahr­schein­lich Ur­laubs­zie­le, wie?“ Man muß­te sich das ein­mal vor­stel­len – ein Jahr Ur­laub zu ver­brin­gen und in sei­ne Zeit zu­rück­zu­keh­ren, oh­ne einen ein­zi­gen Ar­beits­tag oder einen Ge­halts­scheck ein­zu­bü­ßen.
    „Al­so seid ihr hier al­le auf Ur­laub?“
    Wie­der wur­den sie un­ru­hig und bei­na­he ver­le­gen. Elec­tra blick­te ihn miß­mu­tig an. „Ge­nug ge­re­det, Neil, ma­le mich! Ich möch­te se­hen, wie je­mand mit der Hand malt.“
    Es war wie ein Si­gnal. Im nächs­ten Au­gen­blick ka­men sie al­le nä­her, um­ring­ten ihn la­chend und leb­haft und woll­ten al­le ge­malt wer­den. So schnell er auch ar­bei­te­te, mit flie­gen­dem Koh­le­stift über die Sei­ten strich und einen nach
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