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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4
Autoren: H. J. Alpers
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was das ist?
    „Halt!“ ruft er ihnen zu. „Tut, was er sagt, um Gottes willen. Das ist eine ballistische Waffe, sie kann euch alle töten. Sie verschießt Metallkugeln.“ Er schwebt nun selbst in Daves Richtung, immer im Schutz der Weinreben.
    „Bleibt zurück!“ Dave gestikuliert mit der Pistole. „Ich übernehme das Kommando über dieses Schiff, im Namen Gottes und der Vereinigten Staaten.“
    „Dave, leg die Waffe weg. Du möchtest doch niemanden erschießen.“
    Dave sieht ihn und schwingt mit der Pistole herum. „Ich warne dich, Lorimer, geh hinüber zu denen da. Geirr ist wenigstens ein Mann, wenn er nüchtern ist.“ Er sieht hinüber zu den Frauen, die immer noch verwirrt auf ihn zuschweben, und versteht. „Also gut“, sagt er. „Lektion eins. Paßt gut auf.“
    Er zielt sorgfältig auf die Leguankäfige und feuert. Ein donnernder Knall. Eine der Echsen explodiert in einem Blutschwall. Stimmen schreien auf. Ein lautes, mechanisches Heulen beginnt, das alles überlagert.
    „Ein Leck!“ Zwei Körper streben dem fernen Ende zu, jeder bewegt sich plötzlich hektisch. In der herrschenden Verwirrung sieht Lorimer, wie Dave sich ruhig in den Schleuseneingang zieht, die Pistole schußbereit. Er selbst stößt sich mit aller Kraft vom Werkzeugschuppen ab, um ihm den Weg abzuschneiden. Doch er tritt auf einen losen Kanister und hängt plötzlich hilflos strampelnd in der Luft. Die Alarmsirene verstummt.
    „Ihr werdet hierbleiben, bis ich euch rufen lasse“, verkündet Dave. Er hat die Schleuse erreicht und beginnt, das Schott zuzuziehen. Das wird die Kammer hermetisch abriegeln, denkt Lorimer.
    „Tu das nicht, Dave! Hör mir zu, du wirst uns alle umbringen.“ Lorimers eigene interne Alarmiertheit schüttelt ihn, er weiß nun, wofür all das verdammte Volleyballspielen gut gewesen ist, und fürchtet sich zu Tode. „Dave, hör mich an!“
    „Schweig!“ Die Pistole schwingt in seine Richtung. Die Tür bewegt sich. Lorimer bekommt endlich festen Boden unter den Füßen.
    „Achtung! Das ist eine Bombe!“ Mit aller Kraft stößt er den massiven Kanister auf Daves Kopf zu und wirft sich selbst hinterher.
    „Paß auf!“ Danach schwebt er selbst hilflos, mit langsamen Bewegungen, hört, wie die Pistole wieder abgefeuert wird, Stimmen schreien auf. Dave muß ihn verfehlt haben, über ihm heulen Querschläger – dann sinkt er hinab, bekommt Haare zu fassen. Ein plötzlicher Schmerz durchpulst seinen Magen – Daves Fuß, der nach ihm getreten hat. Doch schon hat er einen Arm unter dem Bart, der große Mann bäumt sich auf wie ein Bulle und wirft sich herum.
    „Schnappt euch die Waffe, nehmt sie ihm weg!“ Leute werfen sich auf sie, bekommen Schläge ab. Gerade als seine Hand abzurutschen beginnt, preßt ihn jemand hart gegen Daves Rücken, gemeinsam purzeln sie in die offene Schleusenkammer. Plötzlich kämpft Daves Körper nicht mehr.
    Lorimer kämpft sich frei, er sieht Daves verzerrtes Gesicht, das langsam zurückweicht und ihn ansieht.
    „Judas …“
    Er schließt die Augen. Es ist vorüber.
    Lorimer sieht sich um. Lady Blue hält die Pistole, betrachtet den Lauf.
    „Leg das weg“, stöhnt er. Sie fährt mit ihrer Untersuchung fort.
    „He, danke!“ Andy – Kay – grinst ihn unsymmetrisch an, und sie reibt sich ihren Kiefer. Sie alle lächeln und sprechen mit Wärme in der Stimme zu ihm, befühlen sich gegenseitig, ihre zerrissenen Kleider. Judy Dakar hat ein blaues Auge, Connie hält den zerschmetterten Leguan am Schwanz.
    Neben ihm schwebt Dave. Er atmet röchelnd, seine blinden Augen sehen in die Sonne. Judas … Lorimer fühlt, wie der letzte Schild in ihm zusammenbricht, Verzweiflung erfaßt ihn. Auf dem Deck liegt mein Kapitän.
    Andy-der-kein-Mann-ist öffnet mit unbewegtem Gesicht Daves Jacke, zieht sie ihm aus. Judy Dakar hält sie lange genug auf, um ihm die Kette des Kruzifixes um das Handgelenk zu wickeln. Jemand lacht, aber nicht unfreundlich, während sie vorübergehen.
    Einen Augenblick lang ist Lorimer wieder in der Evanstone-Toilette. Aber nun sind all die kichernden Mädchen verschwunden. Sie sind alle für immer gegangen, mit den großen Jungs, die draußen warteten, um ihn auszulachen. Bud hat recht, denkt er. Nichts zählt mehr. Kummer und Zorn hämmern in ihm. Nun weiß er, wovor er sich gefürchtet hat – nicht vor ihrer Verwundbarkeit, sondern vor seiner eigenen.
    „Sie waren gute Männer“, sagt er bitter. „Sie waren nicht schlecht. Ihr wißt überhaupt nicht,
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