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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2
Autoren: H. J. Alpers
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unterdrückt“, stammelte sie, „aber es ist latent vorhanden. Du … kannst es.“
    „Ich … weiß … nicht … wie.“
    Der Leichnam hatte sie erreicht. Er verharrte. Seine ble i chen Hände begannen zu zittern. Begannen sich langsam zu heben.
    Melantha fluchte und weinte gleichzeitig. Ohnmächtig konnte sie nur die Fäuste ballen.
    Und plötzlich war die Schwerkraft aufgehoben.
    Weit, weit entfernt hörte sie Royds entsetzten Schrei.
    Der Kadaver wurde von unsichtbaren Kräften gepackt und hochgerissen. Aber auch sie schwebte vor ihm. Gleich ist er über mir, dachte sie entsetzt und erwartete jeden A u genblick seinen furchtbaren und verheerenden Angriff.
    Aber nichts passierte. Der Leichnam rührte sich nicht mehr.
    Bewegungslos trieb er vor ihr.
    Da nahm sie sich ein Herz und tat zwei Armstöße wie beim Kraulen. Als sie ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen versetzte, trieb er quer durch den Raum.
    „Royd?“ fragte sie unsicher.
    Keine Antwort.
    Unter Aufbietung aller verbliebenen Kräfte segelte sie durch den Raum und trieb durch das von Royd geschnittene Loch in den Kontrollraum …
    … und fand Royd Eris, den Kommandanten der Nachtfee in seinem gepanzerten Schutzanzug, mit dem Rücken gegen seinen Sessel gepreßt. Er war tot. Sein Herz hatte versagt.
    Aber der Zeiger auf der Instrumentenskala, die die Schwerkraft anzeigte, wies auf Null.
     
    Immer wieder habe ich die kristalline Seele der Nachtfee in meinen Händen gehalten.
    Der Stein ist rot und vieleckig, so groß wie mein Kopf und eiskalt. Tief drinnen züngeln zwei Flämmchen, die bi s weilen wild aufflackern.
    Ich bin durch Schaltkonsolen gekrochen, habe mich unter Aufbietung äußerster Vorsicht an den Sicherheitsvorkehru n gen vorbeigewunden, habe mich ungeheuer konzentriert, um ja auch nicht die geringste Kleinigkeit zu beschädigen – bis ich schließlich den großen Kristall mit beiden Händen u m klammert hielt. Der Zorn über den Verlust von Royd und all den anderen, die einmal meine Kameraden gewesen waren, hat mich in diesem Augenblick stärker als zuvor gepackt, wußte ich doch, daß ich ihre Behausung umfaßte. Sie war in meiner Gewalt – aber weder damals noch heute habe ich vermocht, ihre Identität auszulöschen.
    Denn Royds Geist hat mich darum gebeten.
    In der vergangenen Nacht haben wir die ganze unselige Geschichte noch einmal besprochen. Dabei tranken wir Brandy und widmeten uns einer Partie Schach. Royd konnte natürlich nichts trinken, aber er hatte seine alte Erscheinung geschickt, die mich anlächelte und mir erklärte, auf welche Felder Royds Figuren gerückt werden sollen.
    Zum tausendsten Mal hat er mir angeboten, mich zurück nach Avalon zu befördern, oder irgendwo anders hin, wohin auch immer ich wolle. Ich solle doch nur um Himmels wi l len endlich mal aus dem Schiff klettern und die Reparaturen beenden, die wir beide vor so vielen Jahren begannen. Dann könne die Nachtfee endlich wieder auf Überlichtantrieb in den Hyperraum gehen.
    Aber zum tausendsten Mal habe ich die ganze Sache a b gelehnt.
    Ohne Zweifel ist Royd heute weitaus stärker als früher. Er und seine Mutter besitzen schließlich die gleichen Gene, und nun ist ihre Macht vereint. Als er im Sterben lag, gelang es Royd noch, auch seine Identität in dem bewußten Stein zu speichern. Daher leben sie beide an Bord. Ab und zu geraten sie einander in die Haare.
    Bisweilen trickst sie ihn für einen Augenblick lang aus, und dann geschehen sehr seltsame Dinge an Bord. Die Schwerkraft nimmt rapide zu oder ab, bisweilen setzt sie ganz aus. Oder die Bettdecke schlingt sich um meinen Hals, während ich schlafe, und versucht mich zu erdrosseln. Oder aber irgendwelche Gegenstände werden aus dunklen Ecken gegen mich geschleudert.
    Allerdings sind diese Eskapaden in den letzten Jahren immer seltener geworden. Wenn es wieder einmal soweit ist, gebietet ihr Royd Einhalt, oft auch ich selbst. Wir beide h a ben das Schiff in unserer Gewalt.
    Royd behauptet steif und fest, daß er meiner Hilfe eigen t lich überhaupt nicht bedürfe, daß er allein vollkommen in der Lage sei, die Frau, die er seine Mutter nennt, unter Ko n trolle zu halten. Aber ich weiß nicht so recht. Ich selbst schlage ihn nämlich beim Schach mit neunzigprozentiger Sicherheit.
    Außerdem gibt es noch andere Gründe, warum ich Royd nicht allein lasse. Unsere Arbeit beispielsweise. Karoly wü r de sehr stolz auf uns sein.
    Bald werden die Volcryn die ersten Nebel von Templers erreicht haben, aber wir
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