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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2
Autoren: H. J. Alpers
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Boden zu h e ben, völlig gebeugt, halb erdrückt von dem gigantischen Gewicht, das auf ihm lastete. Jeder einzelne dieser schlu r fenden Schritte war hölzern und abrupt; eine schreckliche Macht riß gewissermaßen ein Bein vorwärts und ließ dann das nächste nachfolgen. Der Körper bewegte sich wie in Zeitlupe, die Arme waren steif an die Hosennähte gepreßt.
    Aber er bewegte sich.
    Melantha sammelte alle ihre Reserven. Langsam begann sie, in die entgegengesetzte Richtung zu kriechen, ohne auch nur ein einziges Mal ihren Blick von ihm loszureißen.
    Gedankenfetzen schwirrten in ihrem Kopf dahin. Ve r zweifelt suchte sie nach dem Schlüssel des Problems, ohne Erfolg.
    Der Leichnam kam schneller als sie selbst voran. Mit j e dem Schritt kam er unweigerlich näher auf sie zu.
    Sie versuchte sich aufzurichten. Endlich war sie weni g stens auf den Knien. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Ein Knie nach oben, das Gewicht des Körpers darauf verlagert. Dieses unglaubliche Gewicht, das ihre Schultern niederdrüc k te. Sie war stark, sagte sie sich. Sie war ein veredeltes Modell.
    Aber ihre Beinmuskel machten nicht mit. Als sie ihr g e samtes Gewicht auf die Beine verlagerte, spürte sie, wie die Muskeln versagten. Sie brach zusammen, und als ihr Obe r körper auf dem Boden aufschlug, hatte sie das Gefühl, sie pralle unter einem Wolkenkratzer, von dessen Dach sie he r abgesprungen war, auf den Bürgersteig. Knirschen, und gleich darauf ein schneidender
    Schmerz in ihrem linken Arm, mit dem sie ihren Körper hatte abfedern wollen. Tränen schossen in ihre Augen. Nur mit Mühe konnte sie die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Schmerzen zu wimmern.
    Der Leichnam hatte bereits die Hälfte des Korridors z u rückgelegt. Seine beiden Beine mußten gebrochen sein, dachte sie entsetzt. Doch das hielt ihn nicht auf.
    „Melantha … hast du ge … hört … Bist du …?“
    „Still!“ zischte sie. Sie konnte ihre kostbare Zeit nicht mit Konversation vergeuden.
    Nun hatte sie also nur noch einen Arm zur Verfügung. Sie bezwang den Schmerz durch ihre langjährige Erfahrung der Selbstbeherrschung und versuchte sich vorzurobben.
    Der Leichnam kam unaufhaltsam näher und näher.
    Schließlich hatte sie sich über die Schwelle des Aufen t haltsraumes schleppen können, unter dem geborstenen Schlitten hindurch. Vielleicht hielt der den Kadaver von der Verfolgung ab!
    Kaum noch ein einziger Meter, der sie beide trennte!
    In der Dunkelheit des Aufenthaltsraumes, dort, wo all diese schrecklichen Ereignisse angefangen hatten, verließen Melantha die Kräfte.
    Ihr Körper wurde von einem Krampf geschüttelt. Hart schlug sie auf dem Teppich auf. Sie war sich darüber im kl a ren, daß sie keinen Schritt weiter mehr würde gehen können!
    Der Leichnam stand steif an der Türschwelle. Zwischen ihnen war nur noch der Schlitten. Ein Knirschen ging durch ihn hindurch, Metall schabte und quietschte. Dann wurde er von Geisterhänden langsam und ruckweise aus dem Türra h men gezerrt. Jetzt trennte sie nur noch eine geringe D i stanz.
    Psi. Melantha verfluchte diese Kräfte innerlich und war den Tränen der Verzweiflung nahe. Sie wünschte sich, über eigene Psi-Kräfte zu verfügen, um diesen ferngesteuerten Leichnam in der Luft zu zerreißen. Sie war zwar veredelt, aber nicht in diesem Maße. Ihre Eltern hatten sie optimal g e netisch konditioniert, aber das reichte hier offenbar nicht aus. Psi-Talente waren einfach wertvoller. Gene, die diese Kräfte in sich trugen, waren ausgesprochen rar, rezessiv und …
    … plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    „Royd“, schrie sie auf und legte all ihre noch verblieb e nen Kräfte in ihre Stimme. „Der Schalter … leg ihn durch … T e lekinese um. Royd, betätige ihn … telekinetisch !“
    Seine Antwort kam schwach und bekümmert.
    „ … kann nicht … Nur Mutter … ich nicht …“
    „Sag nicht Mutter“, schrie sie verzweifelt. „Nicht … Mu t ter … Ich vergaß … hör zu … du bist nicht … ihr Sohn … du bist ein … Teil von ihr … durch künstliche Befruchtung … einer ihrer … Zellen entstanden … Du hast … die gle i chen Gene … die gleiche … Kraft wie sie.“
    „Nein … ich weiß nicht. …“
    „Aber ich! Erzähl keinem von Prometheus was über … Gene und Vererbung … los, betätige den Schalter.“
    Der Leichnam rückte vor.
    „ … versuche es …“ kam Royds Stimme. „Nichts. Ich kann nicht …“
    „Sie hat es in … dir nur
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