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Konigs-Schiessen

Konigs-Schiessen

Titel: Konigs-Schiessen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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täte.«
    »Dasselbe wie ich, nehme ich an«, antwortete Toppe, aber er gab sich einen Ruck. »Ich gehe noch mal zu Berns rüber. Vielleicht haben die ja inzwischen was Brauchbares. Sie können ruhig schon mal fahren. Legen Sie sich ein paar Stunden hin. Wir treffen uns um zwölf im Büro.«
    »Prima«, sagte sie nur und stieg in ihr Auto. »Bis gleich.«
    Ein paar Minuten später fuhr auch Toppe nach Hause. Die Straße zog sich in langen Kurven mitten durch die Felder; nur hie und da sah man ein Gehöft liegen, links hinter dem Deich in der Ferne tuckerten die Rheinschiffe. Es war ein grauer Niederrheinmorgen. Der Himmel hing so tief, daß man nur ahnen konnte, wo am Horizont die Felder aufhörten und die Wolken begannen. Toppe hatte hier oft Tage wie diesen erlebt. Er mochte es eigentlich gern, das diffuse Licht, die matten Farben, die kahle Weite, aber heute deprimierte es ihn.
    Zu Hause war alles still; die Kinder waren schon zur Schule gegangen, Gabi in der Praxis. Müde zog er sich die nassen Schuhe aus und ging ins Bad, um heiß zu duschen. Wohl zum hundertsten Mal fragte er sich, ob die Entscheidung, dieses Haus zu bauen, richtig gewesen war. Er hatte immer öfter das Gefühl, es drücke ihm die Luft ab. Es war nicht allein die finanzielle Belastung in den nächsten fünfundzwanzig Jahren, vielmehr war ihm oft so, als sei nun alles vorbei, alles geordnet und klar, der Weg immer geradeaus bis zum Tod. Er hatte einmal versucht, mit Gabi darüber zu sprechen, aber sie schien ihn überhaupt nicht zu verstehen; sie war sauer geworden, hatte sich persönlich angegriffen gefühlt, was er nicht verstand.
    Heute morgen kam es ihm so vor, als läge der Urlaub schon Wochen zurück. Jetzt steckte er schon wieder in der Tretmühle, alles würde in steter Gleichförmigkeit verlaufen: Ein neuer Mordfall, der ihn vielleicht wieder für Wochen völlig beanspruchen und von allem anderen isolieren würde. Und wenn er dann mal Zeit hatte, mit Gabi zusammen zu sein, dann würden sie fernsehen und sich nichts zu sagen haben. Er erschrak. Das war ein böser Gedanke. Und es stimmte ja auch gar nicht. Er war nur übermüdet und deprimiert, ein wenig selbstmitleidig. Alles, was er brauchte, waren ein paar Stunden Schlaf. Aber er kam nicht recht zur Ruhe, wanderte durchs Haus und ertappte sich schließlich dabei, daß er im Kühlschrank nach etwas Eßbarem suchte. Entschlossen knallte er die Tür wieder zu. Mit dieser Frustfresserei hatte er doch endgültig aufgehört.
    Im Präsidium traf er schon auf dem Flur seinen Chef.
    »Ich habe Sie heute morgen vermißt, Herr Toppe«, sagte er ohne Begrüßung. Er sprach wie immer abgehackt und zu leise.
    »Beim Morgenappell«, dachte Toppe, aber er erklärte ganz ruhig.
    Der Chef ging mit keiner Miene darauf ein, er sah nur kurz auf seine Armbanduhr. »Um zwei Uhr hätte ich gern Ihren Bericht.«
    Toppe riß sich zusammen. »Selbstverständlich, Herr Siegelkötter.«
    Breitenegger war allein in ihrem Büro. »Warst du schon beim Stasi?« fragte er freundlich, als Toppe sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte.
    »Stasi?«
    »Stanislaus Siegelkötter, der Allgegenwärtige. Hat schon zweimal nach dir gefragt.«

8
    Toppe saß über seinem Bericht und wartete auf die Ergebnisse der Pathologie und des Erkennungsdienstes.
    Die energiegeladene Fröhlichkeit, die Heinrichs und Breitenegger an den Tag legten, die laute Zuversicht, mit der sie Phantombilder hin- und herschoben und Listen von Ladenbesitzern erstellten, all das ging Toppe schrecklich auf die Nerven.
    Astrid war schon dabei, ihren Bericht in die Maschine zu tippen; auch sie sah frisch und wach aus. Anscheinend war er der einzige hier, der schlechtgelaunt und müde war.
    Heinrichs konnte es sich nicht verkneifen, ihn auch noch aufzuziehen:
    »Eure Ergebnisse sind ja wohl noch ein bißchen karg, was?«
    »Komm, nerv’ mich heute bloß nicht«, brauste Toppe auf und ärgerte sich im nächsten Moment schon darüber. »Ihr sitzt doch auch schon seit Wochen an eurem Motorradfall.«
    »Nun mal halblang, Helmut«, beschwichtigte ihn Breitenegger, »was ist denn heute mit dir los? Wenn unser Fall so einfach wäre, hätten wir den Täter wohl längst geschnappt, oder?«
    »Dieser Look kriegt immer noch nichts auf die Reihe.« Für Heinrichs war die Situation schon wieder erledigt. »Der muß ganz schön eins auf die Birne gekriegt haben. Gestern faselte er was von einem Aufkleber auf dem Motorrad, aber er erinnert sich nicht mehr, was das für
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