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Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur
Autoren: K. H. Scheer
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Automatisierung fraglos die Großrechner. Sie arbeiteten plötzlich fehlerhaft und zu unserem Nachteil.
    Hannibal und mich, die beiden Superschatten der GWA, glaubte man getötet zu haben. Ich war überzeugt, daß die Einberufung der Genfer Konferenz nur ein Vorwand gewesen war, um das Attentat durchführen zu können. Also wußte der Gegner, wo die GWA empfindlich zu treffen war.
    Viele andere Vorkommnisse bewiesen ebenfalls, daß man die GWA handlungsunfähig machen wollte.
    Für uns war daher plötzlich der »Fall« hochakut geworden. Wir hatten sogar das Washingtoner Hauptquartier geräumt und unter strengster Geheimhaltung die Ausweichbasis Smaragd im nördlichen Eismeer bezogen. Dort war das neue Nervenzentrum der GWA – und das »wußte« nicht einmal PLATO.
    Und nun stampften, beziehungsweise schlurften wir durch unterlunare Stollen und Sicherheitszentren, die kein Mensch hätte zerbrechen können, es sei denn mit atomaren Waffen.
    Hannibals schwarzbehaarter, affenartiger Körper, der durch die schwere Rückgratverkrümmung noch scheußlicher wirkte, löste bei den Männern des Wachpersonals eine Serie von verschiedenartigen Psychoschocks aus. Ich sah jedenfalls keinen, der bei Hannibals Auftauchen nicht instinktiv die Dienstwaffe fester umklammert hätte.
    Das linke, zu kurz geratene Bein nachziehend, mit den überlangen, muskulösen Armen das Gleichgewicht einpendelnd, schlurfte er zwischen den Postenketten hindurch. Sein abstoßend wirkendes Grinsen machte ihn nicht schöner.
    Bei seinem Anblick mußte ich mir immer wieder vorhalten, daß es ein Menschengeschöpf dieser Art tatsächlich gab! Wir hatten durchaus nicht in die Trickkiste eines Horror-Filmgestalters gegriffen, sondern den GWA-Schatten MA-23, Major Utan, dem Original bis zum feinsten Hautfältchen nachgebildet. Er war wegen seiner geringen Körpergröße dafür prädestiniert gewesen, denn der echte Quasimodo war nur 1,58 Meter hoch gewachsen.
    Allerdings hatte mein hagerer Kollege bei weitem nicht Quasimodos Brustumfang aufweisen können. Auch die mächtige Armmuskulatur hatte ihm gefehlt. Also war uns keine Wahl geblieben, als ihm eine Vollfolie aus Synthbio-Stabiplast auf den Körper zu pflanzen.
    Die Atemschwierigkeiten des Originals brauchte er von da an wirklich nicht zu schauspielern. Er hatte welche!
    Ich wußte von Mirnam und anderen GWA-Wissenschaftlern, daß in Hannibals Adern etwa ein Liter Blut zuviel pulsierte. Die biologisch lebende Vollmaske brauchte es als Transportmedium für die Sauerstoffversorgung. Hannibals normale Blutmenge hätte dazu nicht ausgereicht.
    Daraus ergaben sich weitere Probleme! Das Überschußblut mußte schließlich seine Lungen passieren und von seinem Herzen mit einem noch vertretbaren Druck durch das erweiterte Adernsystem gepumpt werden.
    Seine Leber hatte noch mehr Schadstoffe zu bekämpfen, die anderen Organe wurden ebenfalls überfordert. Mirnams Experten hatten vor allem dafür zu sorgen, daß die Durchblutung des Gehirns gewährleistet wurde. Hannibal war eine wandelnde pharmazeutische Fabrik, in der hoffentlich nichts versagen würde.
    Wenn seine Erscheinung bei den selbstverständlich nicht informierten Männern der GWA-Elitedivision ein gewisses Schaudern auslöste, bewirkte mein Auftritt genau das Gegenteil.
    Professor Dr.-Ing. Marcus Owen Toterlay war ein Gigant von 1,93 Meter. Seine Körpergröße allein wäre nicht übermäßig beeindruckend gewesen, wohl aber die enorme Breite und Gesamtmasse. Er glich von Natur aus einem rollenden Fels; einem knorrigen, wettergegerbten Märchenriesen mit langer weißer Mähne und einem Gesicht, das so mahagonifarben und zerklüftet war wie die Rinde eines versteinerten Urweltbaums.
    Der echte Toterlay war vierundsiebzig Jahre alt, aber körperlich und geistig ungebrochen. Wir kannten seinen Werdegang; die Geschichten, die man sich über ihn erzählte, seine ungeheure physische Stärke und auch seinen Charakter.
    Das war es, was mir bei der Darstellung dieses an sich faszinierenden Mannes die größten Schwierigkeiten bereitete.
    Er war kein origineller Grobian, dem man schmunzelnd verzeiht, sondern ein jedermann beleidigender Mann, der es darauf anlegte, seine Mitmenschen ständig mit Hohn, Bösartigkeiten und abstoßenden Redewendungen zu überschütten.
    Toterlay zählte zu jenen seltenen Menschentypen, die in der Praxis genau so handelten, wie sie äußerlich wirkten: roh, grob, gewalttätig.
    Diesen »Prachtburschen« hatte ich überzeugend
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