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Komoedie des Alterns

Komoedie des Alterns

Titel: Komoedie des Alterns
Autoren: Michael Scharang
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gehabt, in der neuen Liebe gut gebettet, bei Lena keinesfalls Zaungast zu sein, so daß er, ohne zu zögern, Davids Hilferuf, für einen Tag oder zwei nach Kairo zu fliegen, gefolgt sei. Seit die Welt bestehe, rief Sarani dazwischen, habe es das nicht gegeben, daß jemand von einem Kontinent in den anderen reise und den Freund, der dort wohne und schon seit Monaten besorgt sei über das ungewohnte Schweigen des anderen, nicht besuche, ja seinen Aufenthalt verheimliche.
    Das Gegenteil, sagte Freudensprung, sei der Fall. Aus den zwei Tagen, um die David ihn gebeten hatte, seien zwei Wochen in Kairo geworden, in denen er – Freundschaft und schlechtes Gewissen schlössen einander aus – nie daran gedacht habe, Zacharias anzurufen, in denen er aber auch dem Wunsch Davids, zwischen ihm und dem Vater zu vermitteln, nicht entsprochen habe, für David eine Enttäuschung.
    Heinrich hätte, warf Sarani ein, ihn sofort in das Gespräch mit dem Sohn einbeziehen müssen. Quatsch, rief Freudensprung, es gebe Situationen, die müsse man fliehen, in diesem Fall die Aussprache zwischen Vater und Sohn. Denn David hätte nur als Schuft vor dem Vater stehen können. Zacharias habe David, mit dessen Einverständnis, die Vorarbeit zur Gründung der Akademie aufgehalst, im Februar hätte David beginnen sollen, Leute anzuschreiben, David habe Freudensprung die Liste gezeigt, einhundertdreißig Namen und Adressen, zusammengestellt von Zacharias.
    David habe diese Liste, fuhr Freudensprung fort, als sein Todesurteil empfunden, egal, ob er die Korrespondenz mit den Genannten aufnehme und an ihr ersticke – odersie verweigere und an der Trauer und dem Zorn des Vaters zugrunde gehe.
    Wie immer er, sagte Freudensprung, das Problem gedreht und gewendet habe, er konnte ihm keinen interessanten Aspekt abgewinnen, er habe David sagen müssen, er solle sich glücklich schätzen, unter einem Problem zu leiden, das keines sei. Diese Ansicht habe David als falsch zurückgewiesen und seine Bitte wiederholt, Heinrich möge bei Zacharias ein gutes Wort für ihn einlegen. Freudensprung habe das von sich gewiesen, jedoch angesichts eines verzweifelten und zornigen David ein letztes Mal dargelegt, wie er die Sache sehe.
    Davids Vater, habe Freudensprung gesagt, sei kein antiker Gott, der am Beginn der Weltveränderung, weil der Sohn dabei nicht mitmache, diesen opfere. Und selbst wollte er ihn opfern, er könnte es nicht. Denn Freudensprung habe David geraten, das Naheliegende zu tun: wegzugehen von der Farm, Ägypten zu verlassen, nach Berlin zu fliegen und bei Loser zu arbeiten, bei dem er eine Zeitlang studiert hatte, bald als junger Meister der Architektur anerkannt wurde und eigene Entwürfe realisieren konnte. Eines Anrufs von Freudensprung bedürfe es nicht, Loser werde froh sein, David in seiner Nähe zu haben.
    Um die Akademie brauche David sich keine Sorgen zu machen, habe Freudensprung ihm versichert, ob die noch im selben Jahr oder im nächsten zu arbeiten beginne, sei ohne Bedeutung, den geplanten Auftakt mit unzähligen Gleichgesinnten halte er für falsch. Gewiß seien viele Menschen nicht nur zu Neuerungen bereit, sondern bereits dabei, sie zu realisieren, doch mit Leuten, die, vereinzelt noch, in die Gesellschaft eingreifendeExperimente machten, eine Massenveranstaltung zu organisieren, scheine Heinrich absurd. Das habe er Zacharias vor Jahren gesagt, doch der höre ja in dieser Frage nicht auf ihn.
    Grußlos sei David weggegangen, von Loser habe Freudensprung am Telefon erfahren, daß David schon tags darauf in Berlin die Arbeit aufgenommen hatte, als wäre er nie weg gewesen. Später erst, sagte Freudensprung, sei ihm bewußt geworden, daß er David, indem er nicht auf ihn eingegangen sei, verletzt haben könnte, so daß der sich rächen wollte. Das habe er, unterstützt vom Vater, auch getan.
    Ob Heinrich ihm, fragte Sarani, das Motiv verraten könne, das Zacharias bewogen habe, gegen Heinrich zu intrigieren. Gern, sagte Freudensprung; er habe es abgelehnt, zwischen dem Sohn und dem Vater zu vermitteln, und er habe keinen Finger dafür gerührt, daß der geflohene Sohn zum Vater, also zur Arbeit für die Akademie, zurückkehre, und das habe Zacharias erzürnt.
    Er gebe, sagte Sarani, folgendes zu Protokoll und ersuche Heinrich, Zweifel an der Aussage auf der Stelle anzumelden: Er habe den Namen Lena am Tag zuvor zum erstenmal gehört. Sarani machte eine Pause, in der er Freudensprung, welcher sogleich aufbrausen wollte, aber vorerst
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