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Komoedie des Alterns

Komoedie des Alterns

Titel: Komoedie des Alterns
Autoren: Michael Scharang
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aufeinandertreffen mußten.
    Genau so, habe Lena gesagt und nochmals den beiden Männern, aber auch dem ihr unbekannten Loser großen Dank ausgesprochen, genau so habe sie das Ereignis eben geschildert.
    Sarani hatte, während er berichtete, einen Zigarillo geraucht; dessen erloschenen Rest wollte er nun in das Bassin werfen. Freudensprung hinderte ihn daran: Die Umlaufpumpe könnte verstopft werden. Am Ende des Lebens, sagte Sarani, zu einem großmütigen Menschen verklärt zu werden, noch dazu in der falschen Sache, denn es fehle ihm nach wie vor das Verständnis dafür, daß David die Akademie im Stich gelassen habe, grenze an Verhöhnung.
    Er gehe nicht so weit, sagte Freudensprung; er wünsche zwar dem jungen Paar die Pest an den Hals, als einzelne habe er die beiden aber liebgewonnen. Dennoch, Zacharias habe nicht unrecht: Als gut gepriesen zu werden, obwohl man nichts Gutes getan habe, mache einen wehrlos. Warum Karem in der Küche solchen Lärm mache, fragte Freudensprung. Karem koche, sagte Sarani, es gebe ein Abschiedsfest.
    Ob Karem sie verlasse, fragte Freudensprung. Nein, er, Sarani, verlasse Farm und Wüstenhaus, war die Antwort. Er möge, sagte Freudensprung, Sophie schön grüßen. Er fahre, antwortete Sarani, nicht in die Steiermark, sondern nach Zürich. In zwei Wochen halte er die erste Vorlesung.
    Sarani stand auf. Sie sollten Karem helfen, sagte er. Sie gingen in die Küche, trugen einen Eßtisch ins Atrium unddeckten ihn festlich für drei Personen. Er habe Karem gebeten, mit ihnen zu essen, sagte Sarani, denn es habe sich in den vergangenen Stunden einiges ereignet, was zu Streit Anlaß geben könnte; Karem aber, der Streit hasse, außer wenn er selbst einen vom Zaun breche, werde das beschwichtigende Element des Abschiedsfestes sein.
    Freudensprung schloß daraus, daß Sarani von Karem über die Anstellung Mahers und Mustafas, von Freudensprung eigenmächtig betrieben, informiert worden sei, was ihm recht war, so brauchte er nicht alles zu erzählen. Mustafa, sagte Freudensprung, politisch entmachtet, wodurch seine Firma ohne Wert sei, habe Vermögen, das wolle er in die Farm stecken und außerdem Lehrwerkstätten bauen, neben der Akademie, dort sei Platz genug, und solange die ihre Arbeit nicht aufgenommen habe, könne man die Räume für den Unterricht der Lehrlinge nutzen.
    Sarani war sprachlos. Karem bat ihn, die gehobelten Mandeln zu rösten, er brauche sie für die Zucchinisuppe; Freudensprung wies er an, Pilze in eine heiße Pfanne zu geben, sie würden zu den Krebsen als erste Vorspeise serviert, zu der man, Wein und Wasser sollten noch auf den Tisch gestellt werden, umgehend schreiten könne. Wer, fragte Zacharias, die Werkstätten bauen solle, David sei in New York, er in Zürich. Wer schon, antwortete Heinrich, wenn nicht Jenna Vanzetti, sie sei im Land und freue sich auf diese Arbeit. Schade, sagte Zacharias, er habe sich auf der Fahrt von der Farm hierher Heinrich ohne Geliebte vorgestellt, einsam, verbittert, mit einem Wort: endlich zur Vernunft gekommen.
    Heinrich lobte Karems Kochkunst, dieser entgegnete, er freue sich schon darauf, daß Heinrich ihm bald einKalbsschnitzel zubereite. Zacharias, als suchte er doch noch Streit, dankte Karem dafür, daß er ihn über Mustafas Bestreben, nicht mehr gegen, sondern für die Farm zu arbeiten, wenigstens informiert habe.
    Was Heinrich machen werde, fragte er, während Karem die Suppe auftrug, ob er nach New York oder nach Wien gehe. Weder noch, antwortete Freudensprung, er bleibe im Wüstenhaus, um diese Geschichte niederzuschreiben. Darauf stießen sie an.

Dank an Andreas Kurz. Seit Jahrzehnten begleitet er meine Arbeit mit seiner Kritik – kenntnisreich, liebevoll, schonungslos.
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