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Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich

Titel: Kommissar Stefan Meissner 01 - Eine schoene Leich
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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wahrscheinlich gefälscht. Der von ihr«, er deutete auf die Frau, »und der von ihm.« Er zeigte auf den jüngeren Mann.
    »Aber dann ist ja alles klar«, sagte Meißner. »Und nimm ihnen die Gürtel ab. Die Frau kann im Verhörzimmer bleiben.«
    Winter brachte die Männer in die Zellen im Untergeschoss, Meißner selbst blieb bei der Frau sitzen und wartete, bis sein Kollege zurückkam. Die Frau begann zu weinen. Das kräftig aufgetragene Augen-Make-up war im Begriff, sich aufzulösen. Dünne schwarze Rinnsale liefen wie Spinnenbabys über ihre kräftigen Wangenknochen. Meißner fiel auf, dass ihr etwas verlebtes Gesicht indianische Züge trug. Er zog eine Packung Tempo-Taschentücher aus seiner Lederjacke und reichte sie der Frau. Sie lächelte kurz, schluchzte aber gleich darauf wieder laut auf. Dann kam Winter zurück und löste ihn ab.
    In seinem Büro informierte Meißner den Haftrichter, dann erledigte er, während er auf den Dolmetscher wartete, den Stangelmayer hoffentlich bald auftreiben würde, den notwendigen Verwaltungskram.
    »Ach ja, Stefan?« Fischer streckte seinen Kopf zur Tür herein. »Bevor ich es vergesse: Die Streife hatte gestern einen Einsatz in einer Privatwohnung in Haunwöhr. Familienstreit, kleine Schlägerei, doch die Frau liegt im Krankenhaus. Gestern Abend wollte sie noch keine Anzeige machen, aber sie konnte auch nicht wirklich vernommen werden, weil sie so durcheinander war. Fahren wir hin?«
    »Bring mir lieber die Personalien oder jemanden von den Einsatzleuten.«
    »Die sind noch gar nicht da«, sagte Fischer.
    »Wer war denn dabei?«, fragte Fischer.
    »Ich glaube, der Herbert und die Marieluise.«
    »Wer?«, fragte Meißner.
    »Na, die Rosner, die Neue, frisch von der Polizeischule.«
    »Und die heißt Marieluise?«, fragte Meißner. »Woher weißt du das denn?«
    »Mein Gott, Stefan«, sagte Fischer und besah sich seine gepflegten Hände. »Wir jüngeren Kollegen kennen uns halt. Schließlich haben wir auch ein Privatleben. Man trifft sich abends schon mal in der Kneipe. Soll ich die Marieluise dort etwa mit ›Frau Polizeikommissar-Anwärterin‹ ansprechen, oder wie?«
    Meißner war genervt. Es war ihm völlig egal, wie die jüngeren Kollegen sich in den Kneipen untereinander ansprachen. Er war kein Kneipengänger, was er gerade in diesem Augenblick auch nicht besonders bedauerte. Aber dass Fischer ihn zusammen mit den Winters und den Stangelmayers – also den älteren Kollegen – in ein und denselben Topf geworfen hatte, das kränkte ihn schon.
    »Die Rosner soll mit den Unterlagen zu mir kommen, sobald sie hier ist. Dann muss sie mit ins Krankenhaus fahren. Dich brauche ich nicht dabei, da sollte schon eine Beamtin mit dabei sein«, entgegnete Meißner patzig.
    Nach der Mittagspause, die Meißner beim Italiener an der Ecke verbracht hatte, meldete sich Polizeikommissar-Anwärterin Rosner bei ihm. Eine sportliche Frau Ende zwanzig, mit mittellangen dunkelblonden Haaren, die sie zu einem wippenden Pferdeschwanz gebunden trug.
    »Ach, Sie sind das?« Meißner musterte sie. Im Gegensatz zum Kollegen Fischer war sie eher dezent gekleidet. Marineblau schien ihre Lieblingsfarbe zu sein, kein Hang zum Auffälligen, fast wirkte ihre ganze Erscheinung etwas blass. Wie hieß die noch mal? Maria? Luise? Irgendetwas Altmodisches jedenfalls. Ach ja, Marieluise, wie die Ingolstädter Schriftstellerin Marieluise Fleißer, die zusammen mit Brecht in Berlin am Theater gewesen war, sich dann aber wieder nach Ingolstadt geflüchtet und einen Tabakhändler und Schwimmer geheiratet hatte. Sie war fünfundzwanzig Jahre in dessen Tabakgeschäft gestanden und von der Welt fast vergessen worden. Bis Fassbinder sie in den siebziger Jahren wiederentdeckte.
    »Kommen Sie«, sagte Meißner und stand auf. »Wir fahren gleich raus ins Klinikum, und unterwegs erzählen Sie mir, was da gestern los war.«
    »Die Nachbarn haben die Polizei gerufen«, begann sie, als sie auf den Gang traten. Sie steuerte auf die Treppe zu, hielt aber inne und wartete ab, ob Meißner eventuell lieber den Lift nehmen wollte. Doch der öffnete die Glastür zum Treppenhaus und ließ sie vorangehen.
    »Das war so gegen einundzwanzig Uhr. In einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Görresstraße gebe es zwischen einem Mann und einer Frau einen ziemlich lauten Streit. Möbel würden umgeworfen, und der Mann habe seiner Frau oder Freundin wohl auch schon ein paar gelangt. Jedenfalls habe sie bereits um Hilfe geschrien. Als
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