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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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machen. Seine Anschrift fand ich im Telefonbuch. Ich fuhr mit dem Taxi hin... es war eine teure Fahrt, denn Robertsons Büro ist am anderen Ende der Stadt. Als ich hinkam, stellte sich heraus, daß Robertson seit einer Woche in Urlaub ist. In Brighton. Niemand im Büro wußte etwas von einem Anruf. Irgend jemand muß sich einen schlechten Scherz mit mir geleistet haben.“
    „Wann kamen Sie zurück?“
    „Gegen fünf Uhr. Ich ging sofort in die Küche, weil ich erwartete, Miß Anita beim Essen anzutreffen. Um diese Zeit nimmt sie immer etwas zu sich. Aber sie war nicht da. Am Geschirr konnte ich bemerken, daß sie noch nichts gegessen hatte. Daraufhin klopfte ich an ihre Tür, aber es meldete sich niemand. Offensichtlich war sie schon weggegangen.“
    „Das halten Sie für ungewöhnlich?“
    „Ja, denn sie ging niemals vor siebzehn Uhr fünfzehn aus dem Haus. In diesem Punkt war sie sehr eigen. Sie lebte streng nach der Uhr. Zum Beispiel stand sie mittags Punkt zwölf Uhr auf, nicht früher und nicht später..."
    „Darf ich mal das Zimmer von Miß Benson sehen?“
    „Natürlich. Kommen Sie, bitte.“
    Motley klopfte kurz. Als sich nichts regte, drückte er die Klinke nach unten. Mrs. Blobber, die ihm über die Schulter blickte, stieß plötzlich einen so lauten, markerschütternden Schrei aus, daß es Motley noch Sekunden später in den Ohren summte. Von der Decke herab hing eine junge Frau. Unter ihr lag ein umgeworfener Stuhl. Motley zuckte leicht zusammen, als es hinter ihm bumste. Miß Blobber war ohnmächtig geworden. Der Inspektor ging zum Fenster und öffnete es, um hinaus zu blicken. Dann zog er seine Pfeife und den Tabaksbeutel hervor. Leise pfiff er vor sich hin. Motley hatte einige Mühe, Mrs. Blobber in ihr Zimmer zu tragen. Sie war seltsam steif und überraschend schwer. Er atmete schwer, als er im Flur stand. Sein Blick fiel auf das Telefon. Er ging hin, nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer. „Nighel“, meldete sich eine Stimme.
    „Schon zu Hause?“ fragte Motley.
    „Das hören Sie doch. Was ist los?“
    „Ich brauche Sie, Doktor."
    „Haben Sie Kopfschmerzen?“
    „Ja, Kopfschmerzen beruflicher Art. Kommen Sie bitte sofort zur Dudley Lane 13.“
    Der Doktor stöhnte. „Gerade wollte ich essen, Motley. Warum konnten Sie Unglücksrabe nicht eine halbe Stunde später anrufen?“
    „Dudley Lane 13“, erwiderte der Inspektor ruhig. „Sie haben sich doch die Adresse notiert?“ Der Doktor legte auf.
    Motley ging zurück in das Zimmer von Miß Benson. Er vermied es, das Gesicht der Toten anzusehen. Motley trat ans Fenster und blickte in den verwilderten Garten hinab. Er sah leere Flaschen herumliegen und fragte sich, ob die Mieter des Hauses sie einfach aus dem Fenster geworfen hatten. Aber das war jetzt nicht wichtig. Es ging darum, zu entdecken, warum sich diese junge Dame das Leben genommen hatte.
    Ein wenig widerwillig wandte er sich um. Da sah er den Zettel liegen. Er war gegen eine leere Blumenvase gelehnt, die auf dem kleinen Tischchen neben der roten Bettcouch stand. Er las ihn, ohne das Papier zu berühren. Es standen nur wenige Worte darauf. Ich habe ihn getötet, weil ich nicht wollte, daß er die andere heiratet.
    Das war alles. Keine Namenserwähnung. Der Zettel war nicht einmal unterschrieben.
    Der Sinn war freilich klar. Es konnte sich nur um den Mixer handeln. Motley seufzte und trat wieder an das Fenster.
    So schnell und einfach, gleichsam wie von selbst, lösten sich zuweilen die kompliziertesten Fälle. Ein Eifersuchtsdrama. Futter für Massenblätter. Das passierte in der großen Stadt wöchentlich mindestens einmal. Es klopfte schwach an der Tür.
    Mrs. Blobber wankte herein. Sie war ganz grün im Gesicht.
    „Meine Güte!" stöhnte sie und lehnte sich mit dem Rücken zur Wand. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Tote.
    Motley fiel plötzlich der Anruf ein, den die Wirtin bekommen hatte. Es war klar, daß Mrs. Blobber unter einem Vorwand aus dem Haus gelockt worden war. Er fragte sich auf einmal, ob sich der Fall wirklich von selbst gelöst hatte... oder ob dieser vermeintliche Selbstmord nur eine weitere Erschwerung und Verwirrung bedeutete.
    „Das hatte sie doch gar nicht nötig!“ jammerte Mrs. Blobber, die ihre Augen keine Sekunde von der Toten nahm.
    „Sehen Sie sich mal diesen Zettel an“, bat Motley. „Ist das die Schrift Ihrer Untermieterin?“
    Mrs. Blobber trat furchtsam und zitternd näher. Als sie nach dem Zettel greifen wollte, warnte Motley:
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