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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sagte er weich. „Mach hier alles fertig. Du wirst ja doch nicht mehr zurückkehren.“
    Miriam Davis ließ sich das nicht zweimal sagen. Ein Stein fiel ihr vom Herzen.
    Sie rechnete in aller Eile ihre Bons ab und hängte ihre Servierschürze an den Nagel.
    „Machen Sie da nicht einen großen Fehler“, fragte Luke Macholl mit undurchsichtiger Miene. „Bei mir aufpaßt . . .“
    Miriam Davis würdigte ihn keiner Antwort. Ein letztes Mal ging sie durch das berüchtigte Lokal. Dann schloß sich die Tür hinter ihr.
    Draußen auf der Straße schmiegte sie sich eng in den Arm Allan Raymonds. „Wohin gehen wir?“ fragte sie und blickte vertrauend zu ihm auf.
    „Wir reden später davon“, meinte er. „Ich muß erst noch meinen Freund Philip Cantrell aufsuchen. Ich werde ihm sagen, daß ich in Zukunft keine Zeit mehr für ihn habe. Er wird sich damit abfinden müssen, daß du meinem Herzen näher stehst als er.“
    Als sie in die kleine Kneipe an der Straßenecke traten, durften sie die Freude erleben, daß Philip Cantrell wieder einmal vollkommen nüchtern war. Er hatte bisher kein Glas angeführt. Nervös und gehetzt blickte er ihnen entgegen. Über seinem Gesicht lagen dunkle Schatten der Schwermut und Todesangst.
    „Was ist denn?“ fragte Allan Raymond beunruhigt. „Wie siehst du denn aus?“
    Philip Cantrell zuckte müde mit den Achseln. „Ich wollte, dieser Teufel hätte am Millwall Point ganze Arbeit geleistet“, stieß er rau hervor. „Dann wäre ich jetzt bereits erlöst von diesen ewigen Ängsten. Ich wage mich kaum noch in meine Wohnung. Ich mache nachts kein Auge zu. Bis zum frühen Morgen höre ich Schritte vor dem Haus. Ich bin schon . . .“
    „Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“ murmelte Allan Raymond erschreckt. „Da muß doch sofort etwas geschehen. Moment. Ich habe eine Idee. Ich werde mit in deine Wohnung kommen. Vielleicht haben wir heute Nacht mehr Glück als das letzte Mal. Vielleicht können wir diesem Schurken endlich die Maske vom Gesicht reißen.“
    Er stockte. Sein Blick fiel auf Miriam Davis. „Ich brauche eine Unterkunft für sie“, sagte er leise zu Philip Cantrell. Kann sie in deiner Wohnung . . .?“
    „Natürlich“, sagte Philip Cantrell erleichtert. „Je mehr Leute ich um mich habe, desto besser. Wir können gleich gehen, wenn ihr wollt. Hier hält mich nichts zurück. Der Alkohol schmeckt mir nicht mehr.“
    Sie brachen gemeinsam auf. Schweigsam legten sie die kurze Strecke bis zu der grauen Mietskaserne zurück. Niemand begegnete ihnen. Die Arbeiterwohnungen lagen fast alle dunkel. Auch auf der Straße war es völlig einsam.
    Sie traten in die Parterrewohnung ein und versperrten sorgfältig die Tür hinter sich.
    Philip Cantrell deutete auf das Sofa im Wohnzimmer. „Sie können hier schlafen“, sagte er zu Miriam Davis. „Wir werden Sie nicht stören. Allan und ich halten uns in der Küche auf.“
    Da Miriam Davis wirklich müde war, streckte sie sich bald auf dem Sofa zur Ruhe aus. Sie hörte noch ein leises Gemurmel aus der Küche, dann schlief sie ein. Sie fühlte sich absolut sicher in der Nähe Allan Raymonds. Ohne jede Angst träumte sie dem Morgen entgegen. Die beiden Männer in der Küche dagegen waren nicht so sorglos wie sie.
    „Wann hörst du die Schritte?“ fragte Allan Raymond gespannt.
    Philip Cantrell zuckte mit den Achseln. „So gegen Mitternacht. Manchmal auch später. Es scheint mir, als würde jemand nach einem geeigneten Einstieg suchen. Die größte Gefahr droht von den Fenstern, obwohl ich sie mit einem Draht eigens gesichert habe.“
    „Gut“, sagte Allan Raymond. „Ich verlasse mich diesmal auf meine Pistole. Du bleibst hier in der Küche. Ich werde an den Fenstern des Schlafzimmers Wache halten.“
    Allan Raymond begab sich in das Schlafzimmer und zog sich einen Stuhl an das linke Fenster heran. Er schob die Vorhänge etwas zur Seite, daß er die Straße gut im Auge behalten konnte. Die Pistole legte er griffbereit auf das Fensterbrett. Dann wartete er. Er wartete Stunde um Stunde. Seine Augen brannten vor Überanstrengung. Aber er gab nicht nach. Einmal hatte er das Gefühl, als schliche jemand draußen an der Hausmauer entlang. Dann glaubte er, die Tür im Korridor gehen zu hören. Aber als er gleich nachher die Wohnung durchsuchte, mußte er einsehen, daß er sich getäuscht hatte. Da bezog er wieder seinen Posten.
    Er blickte wachsam durch das Fenster und starrte in die dunstige Nacht hinaus. Es gab nichts zu
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