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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Notwendigste einzupacken. Seine Hände zitterten vor Erregung. Er tat die sinnlosesten Dinge in seinen Koffer. Er war nicht bei der Sache. Seine Gedanken irrten immer wieder ab. Rascher, drängte das gehetzte Gehirn. Jede Minute ist wichtig. Er läßt dich vielleicht beobachten. Vielleicht behält er selbst das Haus im Auge. Du mußt durch den Hinterausgang fliehen. Er wollte gerade den ersten Koffer schließen, da erlosch plötzlich das Licht. Die Finsternis kam so jäh und
    überraschend, daß Edward Fann wie gelähmt vor dem Koffer stehen blieb. Er fühlte sich auf einmal wieder unterlegen und hilflos. Er wußte sich keinen Rat. Verstört stierte er in die nachtschwarze Finsternis. Dann glaubte er plötzlich ein Geräusch in der Halle zu hören. Die Tür war ins Schloß gefallen. Irgendjemand tappte mit verstohlenen Schritten durch die Halle. Nun erklangen Schritte auf der Treppe. Sie kamen die Stufen herauf. Jetzt endlich erwachte Edward Fann aus seiner Betäubung. Er ließ sein ganzes Gepäck liegen, wo es war. Er mußte jetzt die Hände frei haben. Es ging um sein Leben. Er stürmte blindlings aus dem Zimmer, jagte die schmale Seitenstiege zum Hinterausgang hinunter und rüttelte wie ein Irrer an der Tür. Sie war verschlossen. Wo hatte er denn den Schlüssel? Er trug ihn doch sonst immer bei sich. Oder hatte er ihn an dem Haken neben der Tür hängen lassen? Sein Hirn war wie ausgebrannt. Die zerrütteten Nerven wollten nicht mehr gehorchen. Mit zitternden Händen tastete er über die Wand. Gott sei Dank, der Schlüssel hing an seinem Platz. Jetzt brauchte er nur noch das Schloß zu öffnen. Dann war er gerettet. Aber Edward Fann kam nicht mehr dazu, den Schlüssel umzudrehen. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Eine dünne, würgende Seidenschnur schnürte in Bruchteilen von Sekunden seinen Hals zusammen. Das Blut in den Halsschlagadern stockte. Die Atemzüge erstarben. Edward Fann verlor den Halt, taumelte an die Wand und sank langsam auf den Boden nieder. Die tödliche Schlinge lockerte sich erst, als kein Leben mehr in ihm war.

    18

    „Sie hatten recht, Sir“, murmelte Wachtmeister Offort am nächsten Morgen niedergeschlagen. Ihre Skepsis war hundertprozentig begründet. Dieser verdammte Klub am Ruskin Wall forderte heute nacht ein neues Opfer. Edward Fann wurde mitten während seiner Vorbereitungen zur Flucht ermordet. Mit einer gelben Seidenschnur, Sir. Das bedeutet also, daß wir in Antony Fingal nicht den eigentlichen Mörder zu suchen haben.“
    Kommissar Morry nickte. „Das alles weiß ich bereits, Offort. Es ist mir nicht neu, was Sie sagen. Ich habe die Protokolle der Mordkommission bereits gründlich durchstudiert.“
    „Na und?“ fragte Wachtmeister Offort ungeduldig. „Warum handeln Sie dann nicht endlich? Vernichten Sie doch dieses Schlangennest am Ruskin Wall. Warum lassen Sie sich so verdammt lange Zeit?“
    „Ich glaube an die Geduld“, sagte Kommissar Morry gelassen. „Nur an die Geduld, Offort. Sie ist die größte Eigenschaft, die ein Detektiv je erwerben kann.“
    „Na gut, Sir!“ murmelte Wachtmeister Offort verlegen. „Ich glaube Ihnen ja gerne. Aber wie lange wollen Sie diesen Teufel noch weitermorden lassen?“
    „Ich gebe ihm noch einen Tag und eine Nacht“, sagte Morry beinahe feierlich.
    Wachtmeister Offort reckte verblüfft den Hals. „Aber wieso denn, Sir?“ fragte er verständnislos. „Wir kennen doch den Mörder noch gar nicht. Wir wissen nichts von ihm. Wir haben keine Ahnung, wo er sich verbirgt und wo er zu suchen ist.“
    „Wir wissen schon eine ganze Menge“, lächelte Morry sanftmütig. „Da ist zunächst einmal Guy Hamper, den wir tot in einem Winkel der Barcley Werft auffanden. Er war erwürgt worden. In der gleichen Nacht aber detonierte eine Höllenmaschine im Innern der Dockwerft. Sie richtete nicht viel Schaden an, weil die Sprengung im Wasser des Flutkanals verpuffte. Aber es ist ja für uns auch unwichtig. Tatsache ist jedenfalls, daß sich Guy Hamper vom Orchideen Klub kaufen ließ und diese gefährliche Bombe legte. Da seine Freunde nach wie vor in Lizzy’s Hafenschenke verkehren, brauchen wildem Mörder nur dort aufzulauern. Er wird sicher wiederkommen. Entweder um die Freunde Guy Hampers zu weiteren Aufträgen zu überreden, oder um sie zum Schweigen zu bringen.“
    Wachtmeister Offort bekam ein rotes Gesicht vor Aufregung. „Sie haben recht, Sir“, stieß er eifrig hervor. „Wir werden diese Kneipe Tag und Nacht beschatten.
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