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Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet

Titel: Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einen günstigen Moment, um Miriam Davis sprechen zu können. Als sie am Nebentisch drei Gäste abkassiert hatte, trat er hastig auf sie zu. „Ich komme von Antony Fingal“, sagte er mit dumpfer Stimme.
    Miriam Davis blickte ihn ungläubig an. „Von Antony Fingal?“ wiederholte sie gedehnt. „Ich dachte, er sei tot? Die Zeitungen meldeten doch, daß er in der Raketenwerft Haviland ums Leben gekommen ist?“
    Edward Fann trat ganz nahe an sie heran. „Die Zeitungen haben aber nicht die ganze Wahrheit gemeldet. Sie verschwiegen, daß Antony Fingal eine Helferin hatte. Eine gewisse Miriam Davis, die ihn bei dem Bombenattentat unterstützte. Die Polizei würde sich vermutlich sehr für diese Gehilfin interessieren. Zehn Jahre Zuchthaus wären sicher das mindeste, was Sie zu erwarten hätten, Miß Davis.“
    Das Mädchen blickte bestürzt auf den würdigen, vornehm aussehenden Herrn.
    „Heißt das, daß ich wieder von neuem erpreßt werden soll?“ fragte das Mädchen verstört. „Will man mich durch die Drohungen wieder gefügig machen?“
    „Es ist so“, bestätigte Edward Fann leise. „Sie haben gar keine andere Wahl, als wieder für uns zu arbeiten. Sie werden mir helfen, drei Geheimpläne aus der Barcley Werft zu beschaffen . . .“
    Miriam Davis hob müde die Schultern. „Wie soll ich das anstellen“, sagte sie hilflos. „Ich kenne niemanden von dieser Werft.“
    „Sie werden einen der leitenden Herren kennenlernen“, sagte Edward Fann hastig. „Ich mach Sie mit ihm bekannt. Er verkehrt in einem Cafe am Princes Gate. Kommen Sie mit! Sie haben weiter nichts zu tun, als ihm etwas Liebe vorzuheucheln. Er wird auf Anhieb darauf hereinfallen. Ich bin überzeugt, daß Sie es schaffen werden.“
    „Nein, sie würde es nicht schaffen“, sagte da plötzlich jemand mit lauter Stimme. „Sie macht nämlich gar nicht erst den Versuch, diesen Herrn umgarnen zu wollen. Diese Scherze haben aufgehört. Verlassen Sie augenblicklich das Lokal, lieber Freund!“
    Edward Fann stierte fassungslos auf den elegant gekleideten Herrn, der plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor ihm stand.
    „Wer sind Sie?“ fragte er atemlos. „Kommen Sie von der Polizei? Oder haben Sie . . .?“
    Miriam Davis war ebenfalls erschreckt zurückgewichen. In ihr Gesicht stieg die flammende Röte der Scham. Ängstlich blickte sie auf Allan Raymond. Sie wollte etwas zu ihm sagen. Aber als sie ihn so selbstbewußt und sicher vor sich stehen sah, schlossen sich ihre Lippen vor Angst und Verlegenheit. Allan Raymond kümmerte sich nicht weiter um sie. Er faßte Edward Fann scharf ins Auge. „Sie wollen also Geheimpläne stehlen“, sagte er verächtlich. „Und da Sie sich diese schmutzige Arbeit nicht allein Zutrauen, suchen Sie ein schwaches Mädchen als Helferin.
    Hören Sie, lieber Freund! Ich zähle bis drei. Wenn Sie dann nicht verschwunden sind, lasse ich Sie von der Polizei abführen.“
    Edward Fann stand da und regte sich nicht. Hinter seinen leeren Augen jagten die Gedanken blind auf und ab. Was würde Antony Fingal jetzt an meiner Stelle tun, dachte er in verzweifelter Ratlosigkeit Wie würde er diese verfahrene Situation meistern? Wie würde er sich elegant aus der Schlinge ziehen? Aber so sehr er auch sein Gehirn zermarterte, es fiel ihm nichts Vernünftiges ein. Er mußte den Rückzug antreten. Er mußte sich geschlagen bekennen. Wie ein flüchtiger Dieb hastete er aus dem Lokal. Er hörte ein geringschätziges Lachen in seinem Rücken. Und dieses Lachen trieb ihn beinahe zur Verzweiflung. Ich tauge noch nicht einmal zum Verbrecher, sinnierte er, als er wieder auf der Straße stand. Ich bin unfähig. Ich werde auch in der Barley Werft nicht das Geringste erreichen. Seine Gedanken rissen jäh und unvermittelt ab. Sein Hirn hatte plötzlich eine völlig neue Idee geboren. Warum sollte denn ausgerechnet er noch ein heißes Eisen anfassen, wenn alle anderen bereits streikten. Wer zwang ihn denn, mit dem Mittelsmann der Barcley Werft Verbindungen aufzunehmen? Er konnte sich doch einfach aus dem Staub machen. Wenn er jetzt auf schnellstem Weg in seine Wohnung fuhr und ein paar Koffer packte, dann war es sicher noch nicht zu spät. Er durfte nur keine Zeit verlieren. Zum ersten Mal seit vierundzwanzig Stunden wirkte das Gesicht Edward Fanns wieder friedlich und grenzenlos erleichtert. Er setzte seinen Plan sofort in die Tat um. Er ließ sich mit einer Taxe in seine Junggesellenwohnung fahren und begann dort in fieberhafter Eile das
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