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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Autoren: Volker Lüdecke
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Wetterbericht.
    In der Behörde nannten sie ihn nicht Beißer, sondern „Das Tier“. Obwohl er keineswegs beliebt war. Nie hatte er freiwillig mit Kollegen über Privates geredet. Sein erster Gang morgens war der zum Kaffeeautomat. Geschwätz interessierte ihn generell nicht.
    Lieber zog er seinen massigen Kopf tief zwischen die Schultern, um nicht rechts oder links grüßen zu müssen. Blieb einfach stumm, wie verschlafen und trank anschließend seinen Kaffee allein am Schreibtisch. Schwarz, er traute keinem mit Milch und Zucker!
    Dann senkte er seinen pomadigen, schwarz gelockten Schädel so dicht über den Inhalt der Akte, oder kroch fast in den Bildschirm, dass jeder Beobachter den Eindruck gewinnen musste, er wäre kurzsichtig. Oder fast blind. War er aber nicht.
    Diese seltsame Angewohnheit half ihm bei seiner Konzentration. Gegen die alltäglichen Befindlichkeiten von Kollegen. Die Diskussionen um Zugluft, das Wetter, die Tagespolitik. Am meisten verabscheute er Plaudereien über die Familien, die übliche Bürogruppendynamik. Wie sie bestimmt in jeder größeren Bürogemeinschaft stattfand. Er fühlte sich nicht berufen, mit Kollegen über miserables Kantinenessen oder den defekten Fahrstuhl zu debattieren. Bei seinen Fällen ging es immer um Leben oder Tod!
    „ Genau in diesem Moment wird wieder ein Verbrechen vorbereitet. Es hängt schon unsichtbar wie ein Gottesurteil über dem Opfer!“
    Nur ein einziges Mal hatte er die Nerven verloren und einen faulen Kollegen mit dieser Aussage gebrandmarkt.
    Später, im Laufe des Vormittags, ungefähr ein bis zwei Stunden nach Dienstbeginn, richtete sich seine Gestalt dann langsam auf. Bis Mittag saß er kerzengerade am Schreibtisch. Er redete sogar, wenn eine Ermittlung es erforderte, in sachlichem Tonfall mit ausgewählten Kollegen.
    Alles hat seine Geschichte, und menschliches Verhalten resultiert daraus. Nachdem er als junger Beamter aus einer Wache in Reinickendorf in die Zentrale nach Tempelhof versetzt worden war und sich darüber freute, hatten sie ihn gemein „Deus ex Deo“ getauft. „Gott ohne Deo“ bedeutete der Spruch, weil er Körperpflege nur am Wochenende betrieb.
    Ihr böser Humor war jedoch bald verflogen, nachdem er in der Hierarchie der Behörde elegant an ihnen vorbeigezogen war. Keiner hatte dem ein Meter fünfundsechzig Mann solchen Ehrgeiz zugetraut. Ab da waren sie gewarnt.
    Einige Zeit lang kursierten Gerüchte, er verfüge über einen Mentor im Umfeld des Polizeipräsidenten. Seine familiären Verhältnisse wurden klassisch ausspioniert, es fehlte trotzdem der passende Hinweis. Definitiv stammte er nicht aus reichem Hause.
    Als man befürchtete, er werde Bereichsleiter, begann die Arschkriecherei.
    „ Bin gerade am Kaffeeautomaten vorbeigekommen: schwarz, ohne Milch und Zucker? Na, klar!“
    Auf einmal kamen einige regelmäßig an seinem Minibüro vorbei.
     
     
     
     

2.
    Eine interessante Geschäftsidee zu haben, ist eine feine Sache. Allein, sie in ein real existierendes Geschäft zu verwandeln, stellt eine unvergleichlich größere Herausforderung dar.
    Es war höchste Zeit für Sandor, in seinem Leben etwas gebacken zu kriegen. Wieder war ein angenehm faul verbrachter Sommer fast vorüber und braungebrannte Urlaubsrückkehrer füllten zum Ende der Sommerferien die U7 Richtung Rixdorf.
    Dort wohnte Sandor, seitdem er Philosophie studiert hatte. Eigentlich studierte er immer noch.
    Wenn er sich im Kreis seiner langjährigen Freunde umsah, musste er mit Wehmut feststellen, dass die Anzahl derjenigen, mit denen er nachts um die Häuser ziehen konnte, auf wenige Kandidaten zusammengeschrumpft war.
    Karrieristen waren keine mehr darunter, die verkehrten nicht mehr in poststudentischen Kreisen. Eher „Zurückgebliebene“, die es seit Schulzeiten nicht geschafft hatten, sich von ihren Spielekonsolen abzunabeln.
    Sandor war sich über die Veränderungen in seinem Umfeld bewusst. Mit einem dieser ewig Jugendlichen unterwegs zu sein, war ungefähr so spannend, wie einen Autisten im Rollstuhl durch den Klinikpark zu schieben. Innerlich spielten die einfach die ganze Zeit weiter. Festgeklebt in einer bunten, utopischen Fremdfantasiewelt.
    Den Einschnitt in seinem Leben hatte er allerdings erst richtig bemerkt, als ihn die attraktiven Frauen in Bars und Clubs von Neukölln nicht mehr wahrnahmen. Von heute auf morgen unsichtbar!
    Er hatte tatsächlich einmal probiert, durch die Wände seiner Wohnung zu gehen. Eine Beule an seinem Kopf
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