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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester!
Autoren: Lois Duncan
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andere?«
    Â»Das hat Mom neulich Abend ja auch gesagt.« Meg warf den Schneeball unbekümmert von einer Hand in die andere, während sie sprach. »Dann haben sie über Jeff geredet. Weißt du, was sie vorhaben?«
    Â»Was denn?«, fragte Lia gleichgültig und ging weiter.
    Â»Sie werden Jeffs Gesicht richten lassen.«
    Â»Was sagst du da?« Wie angewurzelt blieb Lia stehen. Der Schock war ihr deutlich anzusehen. »Das sagst du doch nur, um mich zu ärgern, oder?«
    Â»Ã„rgern?« Meg war verblüfft. »Ich dachte, das würde dich freuen.«
    Â»Tut es aber nicht!« Lias Stimme zitterte vor Anstrengung, denn sie musste all ihre Kraft aufbringen, um ihre Wut zu unterdrücken. »So eine Schweinerei mit plastischer Chirurgie in Ordnung zu bringen, kostet ein Vermögen. So viel Geld schmeißt man nicht für Fremde aus dem Fenster!«
    Â»Jeff ist kein Fremder«, sagte Meg. »Er ist dein Freund.«
    Â»Ist er garantiert nicht. Das ist jetzt schon über eine Woche vorbei. Gordon und ich sind wieder zusammen. Wir sind dieses Wochenende an beiden Abenden verabredet. Lieber sterbe ich, als mich mit einem Abartigen wie Jeff Rankin in der Öffentlichkeit blicken zu lassen.«
    Â»So hast du das früher nicht gesehen.«
    Â»So seh ich das jetzt«, sagte Lia. »Woher weißt du, dass deine Eltern Jeff helfen wollen?«
    Â»Das sind unsere Eltern, nicht nur meine .«
    Â»Hör endlich auf damit und antworte auf meine Frage.« Lias Augen waren nur noch Schlitze. »Woher weißt du das? Haben sie es dir erzählt?«
    Â»Nein, ich hab sie gestern Abend nach dem Essen reden hören. Dad hat gesagt, er habe im Krankenhaus auf dem Festland angerufen, und die haben da einen Spezialisten von einer Klinik in Boston zu Besuch. Der macht Operationen an Leuten mit Brandverletzungen. Dad sagt, er habe ihn gebeten, Jeffs Gesicht zu untersuchen, wenn er nächste Woche seinen Gehgips kriegt. Wenn der Arzt glaubt, dass er ihn operieren kann, will Dad das bezahlen.«
    Â»Warum sagt mir keiner was davon?«
    Â»Mom hat Dad gebeten, es nicht zu tun. Sie fand, sie sollten dir nicht zu viel Hoffnung machen, und Jeff auch nicht. Sie war dafür, abzuwarten und erst mal zu hören, was der Arzt sagt.«
    Â»Und da hast du nichts Eiligeres zu tun, als die Nachricht selbst zu überbringen.«
    Â»Ich wollte wissen, was du dazu sagst.«
    Â»Was hast du erwartet?«
    Â»Ich dachte, du sagst vielleicht: ›Das ist ja toll‹, oder so ähnlich.«
    Â»Es ist nicht toll«, sagte Lia brüsk. »Die haben nicht das Recht, so was zu tun. Wir reden hier von Tausenden von Dollar. Ohne meine Erlaubnis wollen sie einen Teil meines Erbes weggeben!«
    Â»Wie redest du denn?«, sagte Meg. »Man erbt doch nichts, bevor Menschen gestorben sind, und Dad und Mom sind nicht alt oder krank oder sonst was.«
    Â»Wann Menschen sterben, wird nicht immer vom Alter bestimmt. Schließlich gibt es auch Unfälle.«
    Â»Wie der von dir und Jeff … auf den Felsen?«
    Â»Es gibt alle möglichen Arten von Unfällen. Dagegen ist niemand immun. Ich glaube nicht, dass Jeff das Geld annehmen wird. Dazu ist er zu stolz. Er wird das Angebot ablehnen, besonders wenn er kapiert, was dahintersteckt.«
    Â»Keine Ahnung, wie du das meinst«, sagte Meg.
    Â»Das ist natürlich Bestechung. Damit er sich aus meinem Leben raushält. Unsere Eltern sind fürsorglich. Sie wollen nicht, dass ich Tag und Nacht von einem Ungeheuer mit einem halben Gesicht verfolgt werde, wenn ich mit einem Jungen wie Gordon zusammen sein kann. Und sie sind bereit dazu, Jeff mit einer Gesichtsoperation abzufinden oder mit was auch immer er sonst haben will, damit er mich auch ganz bestimmt in Ruhe lässt.«
    Â»Das ist gar nicht nötig«, wandte Meg ein. »Wenn Jeff glaubt, dass du ihn nicht sehen willst, besucht er dich auch nicht. So ist er nicht.«
    Â»Unsere Eltern glauben das aber. Sie wissen, wozu gestörte Menschen fähig sind, und sie fürchten um meine Sicherheit. Was hat Rennie noch gesagt? Mary Beth hat das gestern gerade wiederholt. Das war irgendwas über Jeffs Persönlichkeit, die genauso demoliert worden ist wie sein Gesicht.«
    Die Fähre tutete, drei kurze, gebieterische Huptöne unterbrachen das Gespräch.
    Â»Wir müssen uns beeilen«, sagte Meg erleichtert. Ich wusste, wie verstört sie war, nicht nur
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