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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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rauer Stimme: „Kommt einfach rein und bringt das Geld mit, ich bin hier drinnen“, schlurfte wieder zum Behälter zurück und ließ sich ungebremst drauffallen.
    â€žJetzt geht’s los“, sagte Maria und richtete ihre Kamera auf die Tür.
    Und Karl, der ebenfalls die Tür anstarrte, fiel plötzlich ein, dass er seit Ewigkeiten nicht mehr an Rocín gedacht hatte.
    Ein paar Meter unter ihnen, in jenem Labor, in dem die ganze Sache, mehr oder weniger, ihren Anfang genommen hatte, jaulte und summte und kreischte die von Bernhard Schrempf falsch programmierte Zentrifuge und ächzte in den Nähten, so, als würde es sie jeden Moment zerreißen.

DREISSIG
    Vor der Rampe blieben sie stehen. Der Bürgermeister, der unmissverständlich klar gemacht hatte, dass er bei der Übergabe dabei sein wollte, richtete seine Krawatte, Qualtinger zupfte eine Fussel vom Revers seiner Uniform, der Bankdirektor, der aus Prinzip darauf bestanden hatte mitzugehen (meine Bank, mein Auftritt), strich seinHaar nach hinten, die beiden Bodyguards beäugten argwöhnisch die einen Spalt breit geöffnete Tür vor ihnen, Hightower ließ ihren dünnen goldenen Kugelschreiber zwischen den Fingern rotieren, Kalina und Simon überprüften ein letztes Mal die diversen an ihren Overalls befestigen Gegenstände, nur Patrick Berger, der blieb ganz ruhig, äußerlich zumindest. Er stand einfach nur da, betrachtete seine Fabrik mit gleichgültigem Gesichtsausdruck, so, als bedeute sie ihm rein gar nichts, warf schließlich einen Blick auf seine Uhr und nickte dann leicht. Falls Schrempf sich nicht geirrt hatte, musste es jeden Moment so weit sein.
    â€žGehen wir“, sagte Kalina und ließ das Megaphon, mit dem er vor wenigen Sekunden zu Baumgartner gesprochen hatte, achtlos auf den Boden fallen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
    â€žIch komme mit“, sagte Fritz Drechsler und sein entschlossener Gesichtsausdruck machte Kalina klar, dass eine Diskussion zwecklos wäre, sie könnten hier zehn Stunden stehen und reden und Drechsler ließe sich dennoch nicht davon abhalten, die Fabrik zu betreten.
    Wortlos nickte Kalina und ging zur Rampe. Drechsler und Simon folgten ihm, dann, mit einem gewissen Sicherheitsabstand, kamen der Bürgermeister, der Bankdirektor, flankiert von den beiden Bodyguards, Hightower, Qualtinger und Patrick Berger.
    Schweigend marschierten sie die Rampe hinauf. Die Sonne brannte vom Himmel, die Hitze stieg, trotz der frühen Stunde, bereits in flimmernden Wellen vom Asphalt hoch. Aus den Augenwinkeln registrierte Berger die beiden glitzernden, mit Rosenblüten beladenen Lkw, deren Ladung mittlerweile wahrscheinlich kaputt war. Er drängte sich zwischen Hightower und den beiden Bodyguards nach vorne und blieb vor der einen Spalt breit geöffneten Tür stehen. Ein letztes Mal drehte er sich um, sah die bedrohlich wirkenden WEGA-Beamten, die unten, am Fuß der Rampe, auf ihren Einsatz warteten, Kalina war auf Nummer Sicher gegangen, wer weiß, hatte er gesagt, was dieser Baumgartner wirklich vorhat, ein letztes Mal also drehte sich Berger um, dann wandte er sich wieder der Tür zu und stieß diese mit einem energischen Ruck auf. In gut geöltenAngeln schwang sie leise zur Seite und gab den Blick auf Karl Michael Baumgartner frei, der mitten in der Halle auf etwas saß, das Berger erst auf den zweiten Blick erkannte. Es war der Behälter für das Öl. Kurz wurde Berger von dem Impuls gepackt, sich einfach umzudrehen und davonzulaufen, so schnell er nur konnte. Baumgartner, anders konnte es gar nicht sein, hatte etwas geahnt und deshalb den Behälter vorsorglich aus dem Büro hierher gebracht, um ihn den Umweltschutzaktivisten und der versammelten Pressemeute, die bereits draußen mit gezückten und geladenen Kameras wartete, zu präsentieren. Andererseits, dachte er dann, wusste noch niemand da draußen von dem Behälter, oder was er enthielt, und noch war das Spiel nicht zu Ende, noch hatte er, Berger, eine winzige Chance, und die gedachte er zu nutzen.
    Kalina, Drechsler und Simon drängten sich an Berger vorbei und warfen einen Blick in die Halle. Als sie Maria Eichinger entdeckten, die, gegen einen Stapel Paletten gelehnt, die ganze Szene filmte, hielt Kalina inne und sagte in anklagendem Ton: „Ich dachte, Sie sind eine Geisel.“
    â€žFalsch gedacht“, sagte Maria, ohne die Kamera zu

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