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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter
Autoren: Monika Felten
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Augenwinkeln, wie die Hohepriesterin mit wutverzerrtem Gesicht die Arme hob. Violette Blitze züngelten zwischen den zu Klauen gekrümmten Fi n gern. Aber Aideen achtete nicht darauf Sie hatte nur Augen für Hákon, vor dessen Ohr die grüne Schlange schon zu einem dünnen Faden wurde.
    In einem Akt der Verzweiflung streckte sie den Arm mit dem brennenden Ast vor, berührte das leuchtende Gebilde an seinem Ende und verwandelte es binnen eines Atemzugs in einen silbernen Fu n kenregen. Noch in der gleichen Bewegung wirbelte sie herum und set z te auch das Gebilde, das Bjarkar umfangen hielt, in Brand. Geschafft, dachte sie glücklich, als auch dieses in einem Funkenregen verging. Sie wollte ihrem Br u der etwas zurufen, als ein Schlag im Nacken sie jäh zu Boden schleuderte und das Bild vor ihren Augen au s löschte.

38
    Mavin kauerte im Dickicht und beobachtete das Tre i ben auf der nur wenige Schritte entfernten Lic h tung, wo sich zu dieser späten Stunde Hunderte von Me n schen eingefunden hatten. Kein Nebel trübte die Sicht, aber das Bild, das sich ihm bot, war dennoch unheimlich und irgendwie falsch. Im fahlen Mon d licht standen Rebellen und Gardisten einträchtig n e beneinander, redeten und lachten oder fochten spiel e risch kleine Kämpfe aus. Die Bewegungen passten oft nicht zu den Menschen, die sie ausfüh r ten. Er sah eine Frau, die sich wie ein ruppiger Kri e ger grölend auf die Schenkel schlug und obszöne Gesten machte, oder Jolfur, der sich vor einem kle i nen Handspiegel mit damenhaften Bewegungen das zottige Haar kämmte.
    Die junge Frau und das Mädchen, die mit ihrem Pferd und der Hüterin aus dem Hochland gekommen waren, lehnten lässig gegen einen Baumstamm und warfen mit ihren Messern zum Zeitvertreib auf ein Kaninchen, dem sie zuvor die Hinterläufe gebrochen hatten.
    Die Stimmung war sonderbar, aber auch von E r wartung geprägt. Rebellen wie Gardisten warteten voller Ungeduld darauf, dass Zarife sich ihnen en d lich zeigte. Einige wurden bereits unruhig. Rufe wurden laut, in denen die Unpünktlichkeit der H o hepriesterin beklagt wurde. Fäuste reckten sich, weil man glaubte, hereingelegt worden zu sein. Die Stimmung drohte zu kippen.
    Mavin straffte sich. Er hatte schon früh gelernt, dass Freunde über Nacht zu Feinden werden kon n ten. Und wenn er auch mehr als der Hälfte derer, die sich hier versammelt hatten, einst freundschaftlich zugetan gewesen war, zögerte er nicht, seinen Mä n nern den Befehl zu geben.
    Der dreifache Ruf des Käuzchens war das Ze i chen. Mavin legte die Hände an die Lippen, rief und lausc h te darauf, wie sich der Laut rings um die Lic h tung fortsetzte. Als links von ihm der Ruf ertönte, wusste er, dass alle bereit waren. Langsam, fast a n dächtig nahm er die Blende von dem Talglicht, das vor ihm am B o den stand, und hielt das Ende einer Lunte in die Flamme. Zuckend und zischend sprang das Feuer über und fraß sich an der Schnur entlang. Mavin ließ die Lunte fallen und beobachtete, wie sich die winzige Flamme funkensprühend ihren Weg durch das tr o ckene Laub bahnte.
    Eine Weile geschah nichts. Dann zerriss ein gewa l tiger Knall die Stille des Waldes, als am anderen Ende der Lichtung das erste Fass des schwarzen Pulvers ex p lodierte, welches die Magier aus Torpak eigens für den Feldzug gegen die Tamjiken herg e stellt hatten. Die Stichflamme war so hell, dass M a vin geblendet die Augen schloss. Auf der Lichtung brach Panik aus. Die Menschen liefen brüllend durcheinander. Die Schreie der Verletzten gellten durch die Nacht.
    Als Mavin die Augen wieder aufschlug, sah er, dass die Baumkronen über dem Fass Feuer gefangen ha t ten. Die ganze Lichtung war hell erleuchtet. Die Me n schen versuchten zu fliehen, aber es war zu spät. Dem ersten Fass folgten sogleich die anderen Fässer und Kisten, die er mit seinen Männern inmitten der Lic h tung und an ihrem Rande versteckt hatte. Unter la u tem Krachen und Knallen barsten die B e hältnisse, schleuderten ihre tödliche Fracht hoch in die Luft und setzten augenblicklich alles in Brand.
    Nur Bruchteile von Augenblicken, nachdem das e r ste Fass explodiert war, war die gesamte Lichtung in einen dichten Ring aus Flammen gehüllt, aus dem es kein Entkommen gab. Mavin hörte die Eingeschloss e nen schreien und die Pferde in Panik wiehern, schri l ler, schrecklicher und grauenhafter, als ein Mensch es sich in seinen schlimmsten Albträ u men vorstellen konnte. Er hielt sich die Ohren zu, doch damit ve r
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