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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter
Autoren: Monika Felten
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starrte er weiter aus dem Fenster. Nicht die kleinste Regung verriet, dass er die Ankunft seines Sohnes bemerkt hatte.
    »Vater?«, fragte Mavin vorsichtig.
    »Wie viele?«
    Mavin zögerte. Offenbar wusste er, dass die An t wort seinem Vater nicht gefallen würde. »Siebenhu n dert«, sagte er schließlich und fügte hastig hinzu: »Vie l leicht auch ein paar weniger.«
    »Bei den Göttern!« Tendor seufzte erschüttert. »Kinder?«, wollte er wissen.
    »Eine Handvoll, mehr nicht.«
    »Und selbst das sind noch zu viele.« Für einen A u genblick schien Tendors Entschlossenheit zu wanken. Dann fragte er: »Gardisten?«
    »Etwa zweihundert.«
    Tendor nickte nur.
    »Vater?«
    »Ich weiß.«
    »Wir haben keine andere Wahl.«
    Langsam wandte sich Tendor seinem Sohn zu. Er schien um Jahre gealtert. »Also gut«, sagte er. »Fangt an.«
     
    ***
     
    Aideen hörte Hákon aufschreien und sah, wie Bja r kar, von der eigenen Axt getroffen, nur wenige Schritte entfernt schwer verletzt zu Boden sank. Verängstigt presste sie sich mit dem Rücken an die Felsen und überlegte fieberhaft, wie sie den Männern helfen kön n te.
    »Na, so was, wen haben wir denn da? Zwei t ö richte Rebellen, die glauben, mich mit ihren läche r lichen Waffen aufhalten zu können?«, hörte sie Zar i fe sagen.
    Die Felsen nahmen ihr die Sicht; wenn sie sich reckte, konnte sie Bjarkar sehen. In ihrer Verzwei f lung besann sie sich auf ihre besonderen Kräfte und wagte einen Versuch. Sie schloss die Augen und rief sich in Erinnerung, wie es im Felsenrund aussah: Da war das Feuer in der Mitte und der Riss in der Fel s wand, aus dem grünes Licht hervorströmte. Da w a ren Mel und Zarife und die beiden verletzten Mä n ner …
    Langsam formte sich im Geiste ein Bild, und was sie noch nie zuvor vermocht hatte, gelang: Vor i h rem geistigen Auge sah sie Zarife langsam auf die Männer zugehen. Hákon lag am Boden. Er biss die Zähne z u sammen und presste die Hand auf die verletzte Schu l ter. Blut färbte sein Gewand tiefrot. Bjarkar versuchte verzweifelt, die Blutung an se i nem Bein zu stillen, indem er den Oberschenkel mit beiden Händen fest zusammenpresste. Er war sehr blass und der Oh n macht nahe.
    »Ich sollte euch töten!«, hörte sie Zarife sagen und sah, wie ein bösartiges Lächeln die Lippen der H o hepriesterin umspielte. »Aber das wäre zu gn ä dig. Der Tod bedeutet nur ein winziges Stückchen Leid vor der Erlösung. Ihr aber werdet noch lange, sehr lange le i den.« Schwungvoll drehte sie sich um und schritt auf das halb geöffnete Tor zu. Noch ei n mal legte sie die Hände auf den Stein und sagte b e fehlend: »Zwei!«
    Augenblicklich wurde das Leuchten stärker und g e bar zwei grün schimmernde Lichtgebilde, die wie Rauch aus dem Spalt hervorquollen. Rechts und links neben Zarife schwebend, glitten sie auf Hákon und Bjarkar zu. »Nun, wie gefallen sie euch?«, fra g te Zarife lächelnd. »Stattliche und mutige Krieger, wenn auch sehr töricht. Die Wunden sollten euch nicht stören. Ich werde sie verschwinden lassen, sobald ihr euch entschieden habt.« Die Lichtgebilde dehnten und streckten sich und wurden zu leuchte n den Schlangen. Sie wanden sich um Bjarkar und Hákon, suchend und tastend, als müssten sie erst prüfen, welchen Körper sie wählen wollten. Aideen sah die Furcht in den Augen ihres Bruders und hörte Bjarkar aufstöhnen. Die be i den wussten, was ihnen bevorstand. »Seht nur, wie erregt sie sind«, hörte sie Zarife spotten. »Wie sie voll sinnlicher Erwartung die Vereinigung herbeisehnen.«
    Aideen zitterte am ganzen Körper. Sie wollte Hákon nicht verlieren, wollte nicht, dass auch er ein willenloses Werkzeug Zarifes wurde. Es gab nur einen Weg, ihm und Bjarkar zu helfen, aber sie z ö gerte, denn sie hatte Angst, furchtbare Angst vor dem, was sie tun musste.
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Männer ganz in grünes Leuchten gehüllt am Boden kauern. In ihren Augen flackerte Panik. Sie wussten, dass sie verloren waren.
    Aideen war noch nie besonders mutig gewesen. Sie wusste, dass sie schnell sein musste und dass sie nur einen einzigen Versuch haben würde. Leise b e tete sie darum, nicht zu scheitern.
    Mit einem Wutschrei löste sie sich aus dem Schutz der Felsen, stürmte auf den Platz hinaus und riss, ohne innezuhalten, einen brennenden Ast aus den Fla m men. Noch ehe Mel begriff, was geschah, war sie schon auf dem Weg zu den beiden Männern.
    »Halte sie auf!«, hörte sie Zarife schreien und sah aus den
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