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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter
Autoren: Monika Felten
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sich zu ihnen. »Ein Erbstück der Gräfin de Lyss, deren mysteriöser Tod vor ein paar Wochen Schlagzeilen machte.«
    Ivana nahm den Affen an sich.
    »Die Skulptur stammt angeblich aus der Taklam a kan-Wüste in Zentralasien«, beeilte sich Sandra zu erklären.
    »Für mich sieht sie eher keltisch aus. Sieh mal hier.« Ivana hielt Sandra den Affen hin und deutete auf ein Muster aus drei sich berührenden Spiralkre i sen, die, als Dreieck angeordnet, in den Ton auf dem Affenr ü cken geritzt waren.
    »Was ist das?«, wollte Sandra wissen. Das Muster war ihr bisher noch gar nicht aufgefallen.
    »Ein Triskel. Ein keltisches Symbol«, erklärte Ivana. »Die genaue Bedeutung der Spiralen ist nicht bekannt. Sie sollen angeblich die Reise vom Leben zur Seele symbolisiert haben, Wachstum, Entwic k lung und kosmische Energie. Wenn sie, wie diese, gegen den Uhrzeigersinn verlaufen, symbolisieren sie das Ende oder die Rückkehr zum Ursprung. Dass es drei sind, bedeutet entweder den Zyklus von G e burt, Leben und Tod oder eine dreifache Göttin als Mädchen, Mutter, Greisin. Sie könnten aber auch für die keltische Trin i tät stehen, für Wasser, Land und Himmel.«
    »Mensch, Ivana, jetzt bin ich aber schwer beei n druckt«, warf Manon ein. »Was du alles weißt.«
    Ivana antwortete nicht. Sie hatte die Augen g e schlossen und betastete die Figur vorsichtig von a l len Seiten.
    Sandra und Manon wechselten verwunderte Bl i cke. Manon verdrehte die Augen und tippte sich an die Stirn, aber Sandra schüttelte nur den Kopf und winkte ab. Die Sache war ihr viel zu mysteriös, um sie auf die leichte Schulter zu nehmen.
    Ivana wirkte fast wie in Trance. Ihre ganze Au f merksamkeit galt dem Affen, und nicht die kleinste Regung in ihrem Gesicht verriet, was sie fühlte oder dachte.
    »Kosmische Energie«, flüsterte Manon und grin s te.
    »Schscht«, zischte Sandra ihr zu. Sie wollte noch etwas hinzufügen, da stieß Ivana einen ächzenden Laut aus und schlug die Augen auf.
    »Was ist?«, fragte Sandra.
    »Ich … ich weiß nicht.« Ivana stellte den Affen z u rück ins Regal und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sie wirkte erschöpft, aber auch ein wenig ve r stört. »Da ist etwas mit diesem Affen, das ich mir nicht erklären kann.«
    »Und was?« Der Spott in Manons Stimme war nicht zu überhören, aber Ivana ließ sich nicht bei r ren.
    »Nun ja, ich bin kein Medium«, entschuldigte sie sich. »Aber nach allem, was ich darüber weiß, würde ich sagen, er hat eine Aura.«
    »Eine Aura? Klingt gefährlich«, sagte Manon mit kriminalistischer Miene, senkte die Stimme und fü g te grinsend in Anlehnung an eine bekannte TV-Krimiserie hinzu: »Bring das Ding sofort aufs R e vier, Steve. Die Kollegen sollen es gründlich unte r suchen.«
    »Lass doch den Blödsinn.« Sandra warf ihr einen wütenden Blick zu und wandte sich an Ivana. »Was bedeutet das: Er hat eine Aura?«
    Ivana schaute sie an und sagte ernst: »Das bede u tet, dass dieser Affe lebt.«

4
    Golden sank die Sonne über dem verborgenen Tal von Benize und tauchte die Welt in herbstlichen Glanz. Die langen, grünbraunen Halme des Schilfs wiegten sich sanft in den Wellen des großen Sees und ve r schwammen fernab des Ufers in einem silbrig schi m mernden Dunst. Kein Gebäude, keine Str a ße, ja nicht einmal die kleinsten Spuren kündeten davon, dass hier Menschen lebten, denn es galt, die heilige Stätte vor den Schergen Torpaks geheim zu halten.
    Aideen stand am Ufer. Den Blick nach Norden g e richtet, schaute sie über das Wasser. Ihr moosgr ü ner, von grau glänzenden Fäden durchwirkter U m hang schützte sie vor der beißenden Kälte, die mit dem schwindenden Licht von den fernen Schneefe l dern herabströmte. Er war aber auch eine Tarnung, die sie vortrefflich vor den Blicken der Späher verbarg, welche das Hochland auf der Suche nach dem Grab der let z ten Hohepriesterin von Benize durchstreiften.
    Aideen atmete tief durch und schaute sich um. Bei klarem Wetter konnte man von den Hügelkä m men aus die gewaltige Bergkette des Nordlands s e hen. Seit Tagen schon waren die stummen Riesen in einen we i ßen Panzer gehüllt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis dieses Weiß auch das Hochland bedeckte. Der Gedanke ließ Aideen frösteln. Sie spürte das Nahen des Winters mit jeder Faser ihres Körpers und sehnte schon jetzt den fernen Frühling herbei. Sie war ein Kind des Sommers und hasste die kalte, dunkle Zeit, in der die freundlichen Wellen des Sees im
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