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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter
Autoren: Monika Felten
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wenigstens anrufen können«, pflichtete Manon ihr bei und prostete Sandra zu. »Sie weiß gar nicht, was sie verpasst hat.« In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. »Ups, wenn man vom Teufel spricht …« Manon grinste.
    Sandra stand auf, um zu öffnen. Draußen wartete Ivana. Die zwanzigjährige Ungarin war Sandras Kommilitonin und seit zwei Jahren mit Sandra und Manon befreundet.
    »Szia, Sandra. Szia, Manon. Entschuldigt, dass ich mich verspätet habe«, sagte sie. »Ich wäre heute wir k lich gern mit euch gelaufen, aber wir haben e i nen Trauerfall in der Familie. Da ging zu Hause alles dru n ter und drüber.« Sie zwängte sich an Sandra vorbei und ging ins Wohnzimmer. »Oh, ein Midday Power.« Ivana seufzte und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Vitamincocktails ihrer Freundinnen. »Den könnte ich nach all dem Stress auch gut gebrauchen.«
    »Kein Problem, ich mach dir einen.« Sandra ging in die Küche.
    »Wer ist denn verstorben?«, wollte Manon wi s sen.
    »Meine Oma in Ungarn.«
    »Ach, das tut mir leid.«
    »Ich habe sie kaum gekannt«, meinte Ivana. »Sie war alt und lebte schon lange in einem Heim. Wir wussten, dass sie bald sterben würde, daher kam ihr Tod für uns nicht überraschend, aber meine Mutter ist natürlich sehr traurig. Übermorgen soll ich mit ihr nach Ungarn fliegen und dort alles regeln.« Sie seufzte und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn. »Leute, ich kann euch sagen, es war nicht leicht, das alles so kurzfristig auf die Reihe zu bekommen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Sandra kehrte ins Wohnzimmer zurück und reichte Ivana den Cocktail.
    »Und was ist mit der Uni?«, fragte Manon. »Ve r passt du da nichts?«
    »Im Augenblick ist es ziemlich ruhig«, entgegnete Ivana und nahm einen großen Schluck.
    »Du hast gesagt, ihr wusstet, dass deine Oma bald sterben würde«, hakte Manon nach. »War sie krank?«
    »Nein, das nicht. Sie war für ihr Alter sogar noch sehr vital, aber die Karten haben uns gesagt, dass sie bald von uns gehen würde.«
    »Was für Karten?«, fragte Sandra.
    »Tarotkarten.«
    »Ommm!« Manon versuchte einen Lotussitz, schloss die Augen, legte Daumen und Mittelfinger aufeinander und hielt die Arme angewinkelt in die Höhe.
    »Lass das!« Ivana knuffte ihr in die Seite. »Das ist nicht komisch. Das Kartenlegen hat in meiner Familie eine lange Tradition. Meine Oma lernte es von meiner Urgroßmutter, deren Mutter eine waschechte Zige u nerin war. Meine Mutter lernte es dann von meiner Oma und hat es später mir beigebracht. Ihr müsst wissen, dass meine Großmutter im Zwe i ten Weltkrieg ihre sieben Kinder fast ausschließlich durch Kartenl e gen ernährt hat. Mein Mutter erzählt noch heute d a von, wie die Leute mit einem Schinken vor der Tür standen, um zu erfahren, ob ihre Söhne gesund seien und nach dem Krieg wieder hei m kommen würden. Seit wir in Deutschland leben, hat meine Mutter die Karten oft gefragt, wie es ihren Verwandten in Ungarn ergeht. Es ist wirklich sehr interessant. Ihr solltet das auch mal versuchen.«
    »Nee, lass mal.« Manon schüttelte den Kopf. »Di e ser ganze Esoterik-Kram ist nicht mein Ding. Ich würde wahrscheinlich dauernd lachen müssen.«
    »Und du?«, wandte Ivana sich an Sandra.
    »Für mich ist das auch nichts.« Sandra schüttelte den Kopf. »Außerdem will ich gar nicht wissen, was die Zukunft …«
    Dump!
    »Was war das?« Ivana horchte auf.
    »Ach, das war nur der hier.« Sandra las den Plüsc h affen vom Boden auf, der neben der Affe n skulptur gesessen hatte, und stellte ihn wieder an seinen Platz. »Dummer Affe, jetzt bleibst du da aber sitzen«, schalt sie.
    »Och, jetzt tust du dem Kleinen aber unrecht.« Manon grinste und deutete auf die Affenskulptur. »Der arme Kerl kann doch nichts dafür, wenn er von dem Streitmacher geschubst wird.«
    »Er ist nicht geschubst worden«, sagte Sandra b e stimmt. Sie ärgerte sich, dass Manon wegen der Skul p tur keine Ruhe gab. Vermutlich, weil ich mich insg e heim selbst über meine Dummheit ärgere, übe r legte sie und schluckte die bissige Bemerkung he r unter, die ihr auf der Zunge lag. Irgendwie hatte Manon ja auch recht: Der Affe passte wirklich nicht zu ihren niedl i chen Stoffaffen.
    »Eine Skulptur? Zeig mal. Die kenne ich ja noch gar nicht.« Ivana stand auf, trat neben Sandra und betrachtete den tönernen Affen. »Ist der neu?«
    »Sandra hat ihn erst gestern ersteigert. Ganz schön hässlich, nicht wahr?«, meinte Manon und gesellte
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