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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten
Autoren: Danelle Harmon
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schlagen und ältere, schönere Erinnerungen heraufzubeschwören. Endlich legte sich ihr Zorn, und ihre Gedanken schweiften ab ...
    Zu Hause. Dort ist jetzt spätes Frühjahr. Rotkehlchen auf den Wiesen, Vogelnester in den Bäumen, Flieder und Apfelbäume in bunter Blütenpracht, und das Eis auf dem Fluss ist längst geschmolzen. Fischerboote werden geschrubbt, Mücken tanzen über dem Strand, und ein junger Wurf kleiner Kätzchen folgt seiner Mutter aus dem Haus in die Scheune, von dort auf die Weide ...
    Maeve riss die Augen auf.
    »Nein«, flüsterte sie in die Dunkelheit. »Daran darfst du auch nicht denken ...«
    Doch es half nichts.
    Papa mit Onkel Matt auf der Werft, bei der Arbeit an den Plänen für eine neue Brigg oder einen prächtigen Schoner, während ihre Brüder, Schwestern und Cousins auf den Baumstämmen spielen, die auf dem Mastenbecken treiben; Mama, die verzweifelt versucht, einen Obstkuchen zu backen, und sich fragt, warum jeder einen Grund hat, den Nachtisch ausz ul assen ... der störrische alte Großvater Ephraim, um geben von seinen geliebten Uhren, immer noch im Streit mit seiner unbeherrschten Tochter ...
    Seit sieben Jahren hatte sie sich nicht mehr erlaubt, um all das zu weinen, was sie verloren hatte. Jetzt sprudelten ihre Tränen hervor und rannen ihr leise über das Gesicht, sodass das warme Kissen unter ihrer Wange ganz nass wurde. Es ärgerte sie maßlos, dass es ihr nicht gelang, diese weibische Schwäche zu bezwingen, aber sie hatte ihre Tränen ebenso wenig unter Kontrolle wie die Erinnerungen, die daran schuld waren.
    Sieben lange Jahre hatte sie, immer mit dem Blick zum Horizont, Ausschau gehalten nach den Obrigkeitsbeamten, die sie niemals finden würden. Nach rivalisierenden Piraten, über die sie weiterhin triumphieren musste.
    Nach einem Vater, der nie gekommen war.
    Das war der grausamste Verrat von allen.
    Maeve Merrick - die Tochter des berühmtesten Freibeuters der Amerikanischen Revolution und mittlerweile die unangefochtene Piratenkönigin der Karibischen See - wälzte sich im Bett herum und weinte sich die Augen aus. Denn sie brauchte keine Vision, um zu wissen, dass der gut aussehende Wüstling, der im alten Lagerhaus in Ketten lag, kein Märchenprinz war, sondern der nächste in einer langen Reihe von Männern, die ihr das Herz brachen.

3.Kapitel
     
    I m Dämmerlicht des Kerkers benötigte Gray genau eine Dreiviertelstunde, um sich von seinen eisernen Fesseln zu befreien, und weitere zehn Minuten, um die Mauern zu untersuchen, hinter denen er gefangen war. Seine Zelle war kein richtiger Kerker, sondern ein einfacher gemauerter Raum. Früher hatte er wahrscheinlich dazu gedient, Lebensmittel kühl zu halten; heute war er leer wie der Laderaum eines Kriegsschiffes, das zu lange auf See gewesen war - und er roch auch nicht besser. Moder, Moos, Stein ... na ja, vielleicht doch etwas besser, dachte Gray.
    Als er zu sich gekommen war, hatte er die rauen Wände verflucht. Dann war er heilfroh darüber gewesen, denn er hatte entdeckt, dass er das Hanfseil, mit dem er gefesselt war, durchtrennen konnte, indem er die Handgelenke an dem kühlen Stein auf und ab rieb. Wer auch immer ihm die Hände gebunden hatte, war entweder gutmütig, dämlich oder beides, denn die Fesseln saßen nicht so stramm, dass sie ihm das Blut abschnitten und seine Hände taub wurden. Nachdem er sich die Hände aufgescheuert hatte, wäre es ihm allerdings lieber gewesen, er hätte kein Gefühl mehr darin.
    Dann hatte er die Hände frei. Die wund geschürften Handgelenke bluteten. Grays Kleider - vor allem die hautengen Hosen - waren immer noch feucht, und vom Salzwasser begann seine Haut zu jucken. Verglichen mit dem Verlust seiner Schaftstiefel waren dies jedoch Lappalien. Die Stiefel waren wohl endgültig weg. Nun gehörte er zwar zu den Menschen, die unter keinen Umständen eine Niederlage eingestanden, aber er war durchaus bereit, einen Waffenstillstand anzubieten. Und genau danach verlangten die rostigen Ketten um seine Knöchel.
    Also wartete er.
    Er schaute durch ein verrostetes Tor mit eisernen Spitzen hinaus, um das sich Kletterpflanzen mit üppigen rosafarbenen und roten Blüten rankten. Am Horizont flammte die untergehende Sonne wie ein Band geschmolzenen Feuers und färbte das ruhige Wasser in der Bucht orange und den Strand rosa. Die Palmen davor waren nur als Silhouetten zu erkennen. Gray kniff die Augen zusammen. In dem geschützten Hafen lag der prächtigste Schoner, den er mit
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