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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman
Autoren: Katja Doubek
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Jubilo, der mit Jack an der Hand den Flur entlangkam, um etwas zu trinken zu holen. Die Köchin rang nach Luft.
    »Wer bist du denn? Und was hast du hier zu suchen?«
    »Tilly, erkennst du mich nicht? Ich bin’s, Jubilo. Und das hier«, er zeigte auf Jack, »das ist Jack, Annes Sohn.« Tilly wurde so blass, dass Jubilo fürchtete, die Köchin könnte vor Schreck in Ohnmacht fallen. Er nahm sie in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Das brachte Tilly wieder zu sich.
    »Du bist verrückt! Ich meine, ich werde verrückt! Mein kleiner Jubilo, so ein großer Kerl bist du geworden, und Miss Anne hat einen Sohn. Was wohl Mr. Cormac dazu sagen wird? Geh in die Küche und gib dem Kleinen was zu trinken, ich muss Miss Anne begrüßen.« Tilly stürmte vor das Haus und blieb wie angewurzelt stehen, als sie Anne mit Mary auf dem Arm sah und neben ihr Kisu, die Mike trug.
    »Herzlich willkommen, Miss Anne, wir haben dich alle so vermisst«, war alles, was sie hervorbrachte. Anne ging lachend auf sie zu.
    »Ich danke dir, Tilly. Es ist schön, wieder hier zu sein. Sag, hast du zufällig etwas Milch in der Küche? Der kleine Mike hat Hunger. Vielleicht kannst du Kisu behilflich sein, während ich Mary stille.« Tilly sah sie ungläubig an.
    »Drei Kinder, Miss Anne? Und so dicht beieinander? Ihr Vater wird staunen, wenn er heute Abend von den Feldern zurückkommt.« Mit Kisu im Schlepptau trollte sich Tilly in die Küche.
    Anne ging auf die Veranda, wo Mimber inzwischen nicht nur die Schlange vertrieben, sondern auch den Tisch gedeckt hatte. Die Sklavin knickste tief und senkte den Blick.

    »Herzlich willkommen, Madam. Ich bin Mimber. Ich führe Ihrem Vater das Haus. Sie sind sicher müde von der Reise, ich bringe sofort etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Sie müssen entschuldigen, aber Ihr Vater hat mir Ihren Besuch nicht angekündigt.«
    Mimber sah Anne in die Augen. Etwas in ihrer Haltung und ihrem Blick erinnerte Anne an Phibbah. Das Mädchen, das hier vor ihr auf der Veranda stand, war nicht so anmutig wie Jubilos Mutter, aber die Selbstverständlichkeit, mit der sie die Rolle der Gastgeberin einnahm, sprach für sich. Anne lächelte freundlich.
    »Vielen Dank, Mimber. Mein Vater konnte dir nichts sagen, er wusste es ja selbst nicht. Es ist ja auch kein Besuch, ich bin zurück nach Hause gekommen. Wir sind alle hungrig und müde, aber bevor ich etwas essen kann, muss ich erst meine Tochter versorgen. Ich würde mich gerne für einen Moment in mein Zimmer zurückziehen. Ich habe doch noch ein Zimmer hier, oder?« Mimber knickste erneut.
    »Natürlich Madam. Ihr Vater besteht darauf, dass es täglich gelüftet wird und alles so bleibt, wie es war, als Sie noch hier lebten.«
    Anne setzte sich auf ihr Bett. Während ihre Tochter zufrieden trank, sah sie sich gerührt um. Das Waschgeschirr stand an seinem Platz, die kleinen Parfümflakons zierten die Kommode, und sogar der verhasste Stickrahmen lag mit einer angefangenen Arbeit auf dem Tisch, als hätte sie den Raum nur für ein paar Minuten verlassen.
    Als sie wieder auf die Veranda zurückkam, saß Grandma Del auf der Bank. Neben ihr schlummerte Mike, den Mimber auf ein weiches Kissen gelegt hatte. Auf dem Tisch stand ein Weinglas, das Delilah bereits zweimal geleert hatte.
    »Du hast nicht zu viel versprochen. So lässt sich das Leben wahrhaftig aushalten.« Grandma Del streckte die Füße von sich.
    »Aber ich habe mich im Haus schon umgesehen. Da ist nicht genug Platz für uns alle. Hast du eine Idee, wo ich in Zukunft wohnen werde?« Anstelle einer Antwort fragte Anne nach Jubilo.
    »Er ist mit seiner Angebeteten, diesem Spitzzahn Kabelo, dessen Brut und Jack unterwegs. Ich glaube, sie wollten sich ein Pferd ansehen.« Delilah schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein und nahm ein
Stück kalten Braten. Anne schob Mike zur Seite, legte Mary neben ihn und trank ein großes Glas Limonade.
    »Dann sind sie bei Zebrony. Ich komme gleich wieder.«
     
    Anne öffnete das Gatter der Koppel. Jack saß stolz und glücklich auf Zebronys Rücken und krallte sich an der Mähne des Pferdes fest. Hinter ihm saß Kabelos ältester Sohn und verhinderte mit einem festen Griff um Jacks Bauch, dass der kleine Junge ins Rutschen geriet. Kabelo hielt Zebrony am Halfter und führte die geduldige Stute langsam im Kreis.
    »Mummy, ich kann reiten!« Jack winkte seiner Mutter zu. Versunken in das Bild und die Erinnerungen, die es weckte, bemerkte Anne nicht, dass sich von
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