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König Mythor

König Mythor

Titel: König Mythor
Autoren: Horst Hoffmann
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mit mir machen würden?«
    »Da gerade! Wer wäre ihnen ein besserer König als du?«
    »Ich hätte gute Lust, es ihnen zu sagen.« Mythor wehrte ab, als der Barde etwas entgegnen wollte. Er sah zuerst ihn, dann Buruna ernst an. »Gapolo ist tot. Ich konnte unseren Freund nicht daran hindern, selbst Hand an sich zu legen. Ich durfte es nicht tun, nicht mehr, nachdem er gedemütigt wurde und…«
    Das Bild des Salamiters entstand vor Mythors geistigem Auge, wie er aufrecht auf dem Lilienhügel stand und den Griff des Schwertes in beide Hände nahm, um es sich in den Leib zu stoßen. Knapp berichtete er über den Ritt über den Lilienhügel und die Flucht vor den Hügelwächtern.
    »Das ist schlimm«, antwortete Lamir. Auch Buruna hatte feuchte Augen bekommen. »Aber wenigstens du lebst.«
    »Ja!« Mythor stand auf und ging ein paar Schritte, Als er sich wieder umdrehte, war nichts von der Wiedersehensfreude mehr in seinem Blick. »Du bist sehr stolz darauf, mir das hier eingebrockt zu haben, oder?«
    Lamir erschrak. »Natürlich, Mythor. Begreifst du nicht? Du bist ein König!«
    »Das begreife ich sehr gut! Zu gut!«
    »Mythor hat recht!« bekam der Sohn des Kometen unerwartete Schützenhilfe von Buruna. »Deinetwegen muss er jetzt dieses… Kind zur Gemahlin nehmen!«
    »Aber…«
    Lamir starrte zuerst Mythor, dann Buruna an, als verstehe er die Welt nicht mehr. Dann verzog er beleidigt das Gesicht und verließ schmollend den Saal.
    »Du wirst sie doch nicht wirklich ehelichen, Geliebter?« fragte Buruna. »Nicht wahr, Mythor? Ich weiß, die Gesetze von Leone verlangen es, aber…«
    »Hör auf damit! Natürlich denke ich nicht daran.« Bevor Buruna ihn ihre Erleichterung auf sehr handfeste Weise spüren lassen konnte, brachte er sich mit einem Sprung in Sicherheit, und die Arme der Gefährtin fuhren ins Leere.
    Zornig funkelte sie ihn an. »Lamir ist wütend auf dich, Mythor, und auch ich könnte es werden! Willst du das?«
    »Du warst einige Tage im Palast?« wechselte Mythor schnell das Thema.
    »Wir trafen einen Tag vor dir ein«, antwortete sie trotzig.
    »Und du hast sicher einiges über Leone erfahren - und über Hapsusch und sein Lebensgärtchen?«
    »Nun, einiges hört man schon, wenn man...«
    »Dann komm mit. Ich nehme an, du kennst dich hier besser aus als der König. Führe mich in den höchsten Turm des Palasts!«
    Neue Hoffnung auf ein ungestörtes Beisammensein glomm in Burunas Augen auf. Mythor ließ sie in dem Glauben, bis sie seinen Wunsch erfüllt hatte. Von Hapsusch war nichts zu sehen, doch seine Stimme war undeutlich von unten zu hören.
    In der Turnkammer eröffnete sich Mythor erstmalig der Blick auf fast die ganze Stadt. Und er erschrak.
    »Warum hat man es mir nicht gemeldet?« schrie er wütend, als er sah, was dort unten in den Straßen vorging. An vielen Stellen waren neue Dämonenpflanzen aus dem Boden gebrochen, und Krieger bekämpften sie mit Feuer. Lange Flüchtlingsströme wälzten sich zu dem im Mondlicht silbern schimmernden Band, das die Stadt teilte. Menschen stiegen in Boote und versuchten, dem Tod durch die Flucht zu Wasser zu entrinnen.
    »Hapsusch«, flüsterte Buruna, als hätten die Mauern Ohren. Mehr brauchte sie auch nicht zu sagen.
    Mythor versuchte, sich einen genauen Überblick über die Stadt zu verschaffen, bevor er hinabstieg und den Lebensgärtner zur Rede stellte. Leone war kleiner, als es bisher für ihn den Anschein gehabt hatte. Die Stadt war in der Form eines gleichschenkeligen Sechsecks angelegt, durchzogen von schnurgeraden Straßen und Gassen. Die Grünflächen waren mehr oder weniger gleichmäßig verteilt. Mythor musste sich dazu zwingen, die Kämpfenden und die Feuer in den Straßen zu ignorieren. Weit hinten, jenseits der Mauern, brannten weitere Feuer.
    »Das Lebensgärtchen«, erklärte Buruna. »Dort leben die meisten Leoniter.«
    Mythor sah sie erstaunt an.
    »Ja«, sagte sie. »Leone selbst, das befestigte Leone, hat nur an die fünfzehntausend Einwohner. Du hast gar nichts gesehen, wenn du das Lebensgärtchen nicht gesehen hast, Mythor. Ich stand auf der Westmauer. Im Osten, von wo du kamst, ist nicht viel von diesen Wundern zu sehen. Das Lebensgärtchen erstreckt sich viele Reitstunden nach Westen und umschließt Leone völlig, außer im Osten. Und in seiner Mitte…«, Buruna senkte die Stimme und sah zum Treppendurchgang, »...befindet sich das größte Geheimnis der Leoniter. Hapsusch weiß nicht, dass ich es kenne, wenn auch nur vom
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