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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Jochen Till
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nicht mehr im Jenseits sitzen. Das war mir alles zu eng und beklemmend. Draußen würde es bestimmt besser werden.
    Kelly, Andi und ich gingen zu dem Platz vor Kellys Haus. Kelly hielt die ganze Zeit über meine Hand. Sie setzte sich, mit dem Rücken an eine der Kastanien gelehnt. Ich setzte mich zwischen ihre Beine und lehnte mich zurück, den Kopf an ihrer Brust.
    »Ist das ... ist das okay so?«, fragte ich vorsichtig.
    »Na klar, David. Das ist schon okay so. Komm her.«
    Sie legte ihre Arme um meine Brust und zog mich noch näher an sich heran.
    »Besser?«
    »Ja ... ein bisschen.«
    So müsste es immer sein, dachte ich. Nur ohne die Todesangst. Es war jetzt knapp drei Stunden her, dass ich das Zeug geworfen hatte, und in mir drinnen war immer noch alles so angespannt, als würde ich gleich explodieren. Was, wenn ich tatsächlich nicht mehr von diesem Trip runterkommen würde? Was, wenn mein Herz immer schneller und schneller und schneller schlägt und plötzlich aufhört?
    »Was, wenn es nicht besser wird?«
    »Das wird schon, David«, sagte Kelly und fing an mit ihrer Hand über meine Brust zu streichen. »Versuch ganz ruhig zu atmen. Alles wird gut, David. Alles wird gut.«
    Alles wird gut. Darauf versuchte ich mich zu konzentrieren. Kelly strich immer wieder langsam über meine Brust, was mich nach einer Weile zu beruhigen schien. Einmal nickte sie kurz ein und hörte nur für fünf Sekunden auf, über meine Brust zu streichen. Sofort kam die Panikattacke.
    »Kelly?«
    »Was? Oh, sorry, David. Ich bin ja hier. Alles wird gut .... Alles wird gut.«
    Sie machte das volle vier Stunden lang. Es war bereits hell, als ich wieder einigermaßen normal atmen konnte und die Angst sich gelegt hatte. Kelly war eingeschlafen und ich ließ sie. Sie hatte mir schließlich das Leben gerettet.
    Richtig runter war ich immer noch nicht; es war immer noch stärker, als Sinatra es jemals gewesen war, aber es ging. Wahrscheinlich hatte sich Andi die ganze Zeit über in diesem Stadium befunden. Er saß neben uns im Gras und spielte mit einem Stock.
    »Andi?«
    »Hmm?«
    »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Klar, was denn?«
    »Gib mir den letzten Trip. Ich will ihn verbrennen.«
    »Spinnst du? Wieso denn? Auf keinen Fall.«
    »Hast du nicht mitgekriegt, was mit mir passiert ist?«
    »Na und? Bei mir war alles in Ordnung. Du musst das Zeug ja nicht mehr nehmen.«
    »Willst du auch so draufkommen? Willst du auch Farben sehen und wachsende und schrumpfende Menschen und Todesangst haben? Komm, gib mir das Ding. Ich geb dir auch die Kohle dafür.«
    »Vergiss es. Jetzt geht's dir doch wieder gut, oder? War doch alles halb so wild. Vielleicht hast du nur was Falsches gegessen oder sonst was anders gemacht vorher. Nee, nee, den Trip behalt ich mal schön. Wahrscheinlich wirst du mir nächstes Wochenende schon wieder dankbar dafür sein.«
    »Auf gar keinen Fall. Ich rühre das Zeug nicht mehr an. Nie wieder.«
    »Dein Problem.«
    »Dann versprich mir wenigstens, es nie allein zu werfen. Okay?«
    „Ja, gut. Okay.«
    »Was ist? Was ist los? David, geht's dir gut?«
    Kelly war aufgewacht. Sie nahm ihre Hände von meiner Brust und rieb sich die Augen.
    »Alles okay, Kelly. Es geht wieder.«
    »Oh, das ist schön, David. Das ist sehr schön ... Wie viel Uhr ist es eigentlich?«
    »Halb sechs«, sagte Andi.
    »Wie wär's, wenn ich euch zum Frühstück einlade? Habt ihr Hunger? Ich könnte jetzt jedenfalls etwas vertragen.«
    »Klingt gut. Aber wo willst du um diese Uhrzeit denn frühstücken? Hat doch noch alles zu.«
    »MacDonald's, Flughafen.«
    »Gut. Aber ich fahre.«
    Das mit dem Frühstücken war keine so gute Idee gewesen, jedenfalls nicht bei MacDonald's am Flughafen. Es war völlig überfüllt dort, lauter Nachtschwärmer, die gerade aus dem Gray kamen. Zu viel Input für meine Augen. Kleinere Panikattacken durchzuckten mich immer wieder, aber ich schaffte es, sie mir nicht anmerken zu lassen. Wir schlangen unser Frühstück herunter und fuhren wieder zurück. Andi ließ sich vor seinem Haus absetzen.
    »Bitte, schmeiß es weg, Andi«, sagte ich, als er aus dem Auto gestiegen war.
    »Vielleicht ... später. Macht's gut, ihr zwei.«
    »Was soll er wegschmeißen? Er hat doch wohl nicht noch was von dem Zeug?«
    »Doch, einen Trip.«
    »Eins sag ich dir, David: Wenn du noch mal ...«
    »Nein, mach ich nicht. Keine Angst. Das hat gereicht. Ich schwör's.«
    »Na, hoffentlich. Wohin jetzt? Zu dir?«
    „Ja. Du willst bestimmt langsam mal in
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