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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Jochen Till
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wieder.«
    »Okay.«
    Sie verschwand im Jenseits und ich versuchte mich auf einen Briefkasten zu konzentrieren. Er wechselte von Quadrat zu Kreis zu Ellipse. Konzentrieren, David. Kelly kam zurück, mit Andi.
    »David? Ich bin wieder da. Alles in Ordnung?«
    »Ist der Briefkasten dort grün oder lila?«
    »Schwarz. Er ist schwarz, David. Konzentrier dich auf schwarz.«
    Andi lachte.
    »Verdammt, das ist nicht lustig, Andi! Okay, pass auf, David. Andi fährt jetzt zur Apotheke und besorgt dir etwas Beruhigendes. Das dauert bestimmt eine Weile, aber das schaffst du schon. In der Zwischenzeit gehen wir beide ein bisschen spazieren, okay?«
    »Aber Andi ist doch auch drauf. Wer weiß, wo der hinfährt.«
    »Was? Warum sagst du das denn nicht, Andi? Hab ich's denn hier nur mit Vollidioten zu tun?«
    »Is doch egal. Mir geht's gut. Ich kann fahren. Wo ist überhaupt die nächste Apotheke?«
    »Ach, vergiss es! Wartet hier. Ich bin gleich wieder da.«
    Zwei Minuten später kam sie mit Beckmann zurück.
    »David! Was muss ich da hören? Coole Sache, eigentlich. Aber sagt mir das nächste Mal gefälligst Bescheid.«
    »Beckmann!«, schrie Kelly ihn an.
    »Was denn? Weißt du, was ich machen würde, wenn ich so drauf wäre? Ich würde da oben auf die Laterne klettern und es genießen. Is doch geil, wenn alles mal anders aussieht.«
    Andi lachte wieder
    »Beckmann, halt jetzt bitte deine unqualifizierte Klappe und fahr endlich!«
    „Ja, ja, schon gut. Bis gleich.«
    Er stieg in sein Auto und fuhr los.
    »Komm, David«, sagte Kelly und nahm meine Hand. »Wir gehen ein bisschen spazieren.«
    Hand in Hand mit Kelly spazieren zu gehen, wie lange hatte ich mir das schon gewünscht. Jetzt passierte es endlich und ich kriegte es kaum mit. Kelly redete die ganze Zeit über beruhigend auf mich ein, aber ich konnte ihr nicht folgen, da sie ständig ihre Größe wechselte. Einen Moment lang war sie nur einen Meter groß und ihre Stimme klang dünn und fiepsig; im nächsten Augenblick war sie um zwei Meter gewachsen und ihre Stimme drang wie aus einem Tunnel in mein Ohr. Es wurde immer schlimmer und ich wünschte mir auf der Stelle tot umzufallen, damit es endlich vorbei wäre. Als wir uns wieder dem Jenseits näherten, hörte Kelly Gott sei Dank auf zu wachsen und zu schrumpfen. Wir gingen hinein und sie platzierte mich auf einem Stuhl.
    »Warte hier. Ich gehe nur kurz zu Beckmann.«
    »Okay.«
    Beckmann stand an der Theke. Sie schnappte ihn sich am Arm und zog ihn in die Küche. Alle starrten mich an, teils mitleidig, teils verständnislos den Kopf schüttelnd. Böse Nachrichten machen schnell die Runde, auch im Jenseits. Hans kam mit besorgter Miene auf mich zu und tätschelte meine Schulter.
    »Mensch, David. Was machst du denn für'n Scheiß? Aber keine Sorge, das wird schon wieder.«
    »Hier, schluck die runter.« Kelly schob Hans beiseite und hielt mir zwei winzige weiße Pillen und ein Glas Wasser hin.
    »Was ist das?«
    »Beruhigungsmittel. Homöopathisch. Du hast schon genug Chemie in dir.«
    »Nur zwei? Hast du nicht noch mehr?«
    »Zwei reichen erst mal. Die sind ziemlich stark. Vertrau mir. Meine Mutter nimmt sie auch manchmal und ist dann immer völlig weg.«
    Ich schluckte die Pillen mit einem Schluck Wasser hinunter.
    »Und jetzt? Wie lange wird das dauern?«
    »Eine halbe Stunde, höchstens. Dann geht's dir besser.«
    »Hoffentlich. Aber du darfst mich trotzdem nicht allein lassen heute Nacht, Kelly! Wer weiß, was noch passiert. Ich will nicht allein sein. Kirk hat gesagt, man sollte nie allein sein, wenn man LSD geworfen hat. Jetzt weiß ich auch genau, warum.«
    »Kirk! Dieses Arschloch! Der soll mir bloß nie wieder unter die Augen kommen!«
    »Versprichst du mir, dass du mich heute Nacht nicht allein lässt, Kelly? Bitte!«
    »Nein, ich lass dich nicht allein, David. Ich bleib bei dir, keine Angst.«
    »Und Andi muss auch bei uns bleiben. Vielleicht haut das Zeug bei ihm erst später so rein.«
    »Macht euch um mich keine Sorgen. Bei mir ist alles cool. Versteh eh nicht, warum David so abfährt. Ich find das Zeug einwandfrei.«
    »Du bleibst bei uns, damit das klar ist.«
    »Okay. Auch egal.«
    Die Beruhigungstabletten schienen zu wirken. Zumindest hörte der Raum auf sich zu bewegen und Farben zu wechseln. Meine Brust war allerdings immer noch kurz vorm Platzen und die Angst war auch nicht verschwunden. Es war kurz nach eins. Hans musste zumachen, bot uns aber an den Rest der Nacht dort zu verbringen. Ich wollte
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