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Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman

Titel: Knochensplitter - Ein Alex-Delaware-Roman
Autoren: PeP eBooks
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der sich auflöst, als die Blasen in der warmen Nachtluft zerplatzen.
    In den Nachbarhäusern sind keine Lichter angegangen. Dies ist ein Zufluchtsort für Wochenendausflügler. Bis Sonnenaufgang wird alles Blut vom Ozean weggewaschen sein, aber jetzt ist der Sand klebrig.
    Fox und ich stehen daneben, während Milo und Reed schweigend arbeiten, perfekt aufeinander abgestimmt, bis das Blut nicht mehr spritzt, sondern nurmehr sickert. Huck wird bleich, dann seltsam grau-weiß, dösig.
    Milo stützt ihn, und Reed hält seine Hände. »Halt durch, mein Guter«, sagt der junge Detective.
    Huck blickt zu Simones Leiche. Bewegt die Lippen. »Ahuh-ah …«
    »Nicht reden, mein Sohn«, sagt Milo.
    Huck blickt immer noch wie gebannt auf Simone. Er zuckt die Achseln. Und blutet.
    »Nicht bewegen«, sagt Moe Reed.
    Huck murmelt irgendwas.
    »Scht«, macht Milo.
    Hucks Kopf sackt nach vorn. Er schließt die Augen.
    Er zwingt sich, Worte zu bilden.
    Schließlich flüstert er: »Ich hab’s wieder getan.«
    Ich denke darüber nach, als mir eine Bewegung beim Strandhaus auffällt.

    Ganz kurz, so als rege sich etwas unter dem Haus, wo eine an den Planken der Veranda angebracht Glühbirne einen schwachen Lichtschein auf die Pfähle und eine Wand unterhalb des Gebäudes wirft.
    Irgendetwas oder irgendjemand drückt sich dort herum, und niemand anders bemerkt es. Ich gehe hin.
    Ein Zodiac hängt an Ketten von einem Sparren. Hinter dem Boot ist eine Tür, die plan in die Wandverkleidung aus Sperrholz eingelassen ist und einen Spaltbreit offen steht.
    Kein Schloss. Vermutlich führt sie zu einer Art Stauraum und wurde vom Wind aufgeweht.
    Aber heute Abend geht kein starker Wind. Vielleicht ist sie schon eine Weile offen.
    Ich laufe zwischen den Pfählen hindurch, rieche das Salz, den Teer und den nassen Sand. Dann trete ich in den höhlenartigen Raum unter der Veranda. Das Zodiac ist voll aufgepumpt. An den Sparren hängen noch andere Sachen - wie Würste in einem Feinkostgeschäft: ein kleines Metallruderboot, zwei Paar Ruder. Ein altes Coca-Cola-Schild, das bis zur Unkenntlichkeit verrostet und an einen windschiefen, verzogenen Querbalken genagelt ist.
    Alles geht besser mit …
    Ich nähere mich der Tür. Sie ist kaum weit genug offen, dass ich mich durchzwängen kann. Kein Licht da drin, nichts bewegt sich. Wahrscheinlich ist der Raum nur ein paar Schritte tief.
    Wer weiß, wie lange die Tür schon offen steht.
    Ich reiße die Tür ganz auf, nur um sicherzugehen.
    Und sehe unmittelbar vor mir eine Acht.
    Eine doppelläufige Schrotflinte. Über der tödlichen Mündung ein Gesicht, das an manchen Stellen schlaff, an anderen unnatürlich straff wirkt.
    Keine Haare. Weder Augenbrauen noch Wimpern.

    Eine Visage, die im indirekten Lichtschein zur Maske wird.
    Ein kahler Kopf und fahle Augen. Er trägt ein dunkles T-Shirt und einen Trainingsanzug, dazu dunkle Laufschuhe.
    An einem der Finger, die am Abzug liegen, prangt ein großer Diamantring.
    Der Schaft ist knorrig und glänzt, soweit ich ihn sehen kann. Durch die Metalleinlegearbeiten wird die Waffe zum Kunstwerk. Es ist ein ganz anderes Gerät als der Vogeltöter meines Vaters.
    Offensichtlich eine der kostbaren Waffen, die Simon Vander hergab, als ihn seine neue Frau darum bat.
    Buddy Weirs Diamantring funkelt, als er die Finger krümmt.
    »Ruhig«, sage ich.
    Weir schnauft. Er schwitzt.
    Ein schlaff wirkender Mann mit hängenden Schultern, der schwefligen Angstgeruch verströmt.
    Gefährlicher, als wenn er wütend wäre.
    Fahle Augen blicken an mir vorbei zum Strand. Er sieht aus, als wolle er jeden Moment weinen.
    Wieder funkelt der Ring. Die Mündung kommt näher und verharrt wenige Zentimeter vor meiner Nase.
    Eine seltsame, wunderbare Taubheit überkommt mich, als ich mich sprechen höre.
    »Das falsche Auge«, sage ich.
    Weir ist verdutzt, seine Hand erstarrt.
    »Sie sind Rechtshänder, aber möglicherweise linkssichtig. Schließen Sie erst das eine, dann das andere, stellen Sie fest, bei welchem mein Gesicht mehr wackelt. Außerdem dürfen Sie nicht mit der Waffe kämpfen. Flinten mögen es nicht, wenn man mit ihnen ringt. Beugen Sie sich in sie hinein, umfassen Sie sie, werden Sie ein Teil von ihr - nur zu, zwinkern Sie, prüfen Sie Ihre Augen.«

    Weirs Blick ist verächtlich, überheblich, aber seine Augen gehorchen unwillkürlich, und die Schrotflinte wackelt.
    Ich ducke mich und schlage zu, so fest ich kann - unter die Gürtellinie, setze mit dem heftigsten Tritt nach,
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