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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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mich packen würde, sollte sie in einem Land vermisst werden, dessen Sprache, Gesetze und Prozeduren ich nicht kannte und das regiert wurde von Behörden, die sich möglicherweise gar nicht ernsthaft bemühten, sie zu finden.
    »Okay, Detective, ich höre.«
     
    Zone eins ist der älteste Teil Guatemala Citys, ein klaustrophischer Bienenstock aus heruntergekommenen Läden, Busstationen und Parkplätzen, dazwischen die modernen Filialen von Fast-Food-Ketten. Wimpy’s und McDonald’s teilen sich die schmalen Straßen mit deutschen Delikatessengeschäften, Sportbars, chinesischen Restaurants, Schuhläden, Kinos, Elektrogeschäften, Striptease-Bars und Tavernen.
    Wie viele Ökosysteme folgt auch dieses Viertel einem Tag-Nacht-Rhythmus. Wenn es dunkel wird, machen die Straßenverkäufer und Fußgänger, die die Straßen bis dahin verstopften, Zigarettenhändlern und Prostituierten Platz. Die Schuhputzjungs, Taxifahrer, Straßenmusikanten und Prediger verschwinden aus dem Parque Concordia, und obdachlose Kinder versammeln sich dort, um ihr Nachtlager aufzuschlagen.
    Zone eins bedeutet rissiges Pflaster, Neon, Abgase und Lärm. Aber das Viertel hat auch eine prächtigere Seite. Es beheimatet den Palacio Nacional, die Biblioteca nacional, den Mercado Central, den Parque Central, den Parque del Centenarios, Museen, eine Kathedrale und ein spektakuläres maurisches Postamt. Das Hauptquartier der Polizei befindet sich in einer exotischen Burg an der Kreuzung von Calle 14 und Avenida 6, einen Block südlich der Iglesia de San Francisco, die berühmt ist für ihr geschnitztes heiliges Herz und für die verbotenen Bücher, die man in einem Hohlraum im Dach entdeckt hatte und die Jahrzehnte zuvor von rebellischen Mönchen dort versteckt worden waren.
    Neunzig Minuten später saßen Galiano und ich an einem abgenutzten Holztisch in einem Konferenzraum im dritten Stock der Burg. Bei uns waren sein Partner, Sergeant-Detective Pascual Hernández, und Juan-Carlos Xicay, Leiter des Spurensicherungsteams, das den Faultank bearbeiten würde.
    Das Zimmer war von einem freudlosen Grau und wahrscheinlich zum letzten Mal gestrichen worden, als die Mönche ihre Bücher versteckten. Kittfarbenes Polstermaterial quoll aus meinem Stuhl, und ich fragte mich, wie viele nervöse, gelangweilte oder verängstigte Hintern diese Sitzfläche wohl schon gedrückt hatten.
    Eine Fliege knallte immer wieder gegen das einzige Fenster im Raum. Ich hatte Mitleid mit dem Insekt und teilte seinen Fluchtdrang. Hinter dem Fenster konnte ich, durch schmutzige Jalousien hindurch, die Zinnen der Burg sehen.
    Wenigstens einen Vorteil hatte das Ganze. Vor Angriffen durch mittelalterliche Ritter war ich hier sicher.
    Seufzend veränderte ich zum x-ten Mal meine Sitzposition, nahm eine Büroklammer in die Hand und klopfte damit auf den Tisch. Seit zwanzig Minuten warteten wir auf einen Vertreter vom Büro des Staatsanwalts. Mir war heiß, ich war müde und enttäuscht, weil man mich von meiner Arbeit für die FAFG abgezogen hatte. Und ich verbarg es nicht sehr gut.
    »Sollte nicht mehr lange dauern.« Galiano sah auf seine Uhr.
    »Könnte ich nicht kurz die Vorgehensweise skizzieren?«, fragte ich. »Es könnte sein, dass Señor Xicay einige Zeit braucht, um sich die Geräte zu beschaffen.«
    Xicay kratzte sich eine Braue und schwieg. Hernández deutete seine Machtlosigkeit an, indem er die Hand hob und auf die Tischplatte fallen ließ. Er war ein schwerer Mann, mit schwarzen, welligen Haaren, die ihm in den Nacken wuchsen. Auch Unterarme und Hände waren mit dunklen, struppigen Haaren bedeckt.
    »Ich geh mich mal erkundigen.« Galianos Gang verriet seine Verärgerung, als er das Zimmer verließ.
    Worüber, fragte ich mich. Über mich? Den säumigen Staatsanwalt? Eine höhere Stelle?
    Augenblicke später hörte ich Galiano im Gang laut werden. Obwohl das Spanisch klang wie aus einem Schnellfeuergewehr und ich viele Wörter nicht verstand, war die Feindseligkeit unüberhörbar. Ich meinte, zweimal meinen Namen zu hören.
    Kurz darauf verstummten die Stimmen, und Galiano kam wieder ins Zimmer, gefolgt von einem großen, dünnen Mann mit rosa getönter Brille. Der Mann ging leicht gebückt und hatte einen Schwabbelbauch, der ihm über den Gürtel hing.
    Galiano stellte uns einander vor.
    »Dr. Brennan, darf ich Ihnen Señor Antonio Díaz vorstellen? Señor Díaz ist Leiter der Ermittlungsabteilung im Büro des Bezirksstaatsanwalts.«
    Ich stand auf und streckte die Hand
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