Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
blicken“, sagte er auf dem Weg zur Tür. „Ich konnte ihnen ja nicht sagen, ob etwas fehlt. Ich fahre aber trotzdem auf dem Weg ins Büro noch bei der Wache vorbei.“
    Das erleichterte mich, hatte ich die meisten Polizisten unserer Stadt doch kennengelernt, als ich noch mit Arthur zusammen gewesen war. Es stimmte wirklich, was man von Polizisten so sagte: Sie tendierten zum Zusammenglucken. „Solange das hintere Fenster noch kaputt ist, hat es wenig Sinn, die Klimaanlage einzuschalten“, fügte der Anwalt noch hinzu. „Falls Sie es doch tun wollen: Der Schalter für den Thermostat befindet sich im Flur.“
    Der Mann ging mit meinem Geld reichlich vorsichtig um! Ich war jetzt reich, ich durfte Fenster und Türen aufreißen und den Thermostat auf Gefrierschranktemperatur einstellen, wenn mir der Sinn nach so etwas Albernem und Verschwenderischem stand.
    „Rufen Sie mich an, wenn Probleme auftauchen oder wenn Sie mit irgendetwas nicht allein fertig werden“, legte mir Sewell noch ans Herz, ehe er ging. Das tat er nicht zum ersten Mal, wiederholt hatte er mich in dem einen oder anderen Zusammenhang aufgefordert, mich im Ernstfall getrost an ihn zu wenden. Aber es gab eine Botschaft, die er nur ein einziges Mal übermittelt hatte: „Jane Engles hatte eine ziemlich hohe Meinung von Ihnen. Sie meinte, Sie könnten jedes auftauchende Problem angehen und erfolgreich lösen.“
    Die Botschaft hörte und verstand ich. Inzwischen war ich so nervös und besorgt, dass ich es kaum abwarten konnte, Sewell abfahren zu sehen. Als er endlich durch die Tür entschwunden war, kniete ich mich auf den Fenstersitz des Erkerfensters und öffnete das Rollo einen Spalt breit, um seinem davonfahrenden Wagen nachzusehen. Erst als ich sicher war, dass er nicht wiederkommen würde, wagte ich es, sämtliche Rollos hochzuziehen und mein neues Reich in Augenschein zu nehmen. Das Wohnzimmer verfügte als einziges im Haus über Teppichboden, den Jane beim Verlegen gleich bis über die Fensterbank hatte hochziehen lassen, sodass diese auch oben und an den Seiten nahtlos mit Teppichboden bezogen war. Darauf lagen ein paar handbestickte Kissen, was einen sehr hübschen Gesamteindruck ergab. Der Teppich, den Jane so gern gehabt hatte, dass sie ihn auch auf ihrer Fensterbank sehen wollte, war in einem gedämpften Blassrosa gehalten, mit winzigen blauen Pünktchen darin. Das Blau nahm der Bezug des Sofas und der beiden Sessel wieder auf, während sämtliche Lampenschirme weiß oder blassrosa waren. Ein kleiner Fernseher stand so, dass man ihn von Janes Lieblingssessel aus bequem sehen konnte. Auf dem antiken Tischchen neben dem Sessel türmte sich immer noch eine seltsame Zeitschriftensammlung, die besser als vieles andere zum Ausdruck brachte, wer Jane gewesen war: Southern Living, Mystery Scene, Lear’s und der Gemeindebrief lagen dort Seite an Seite.
    Von oben bis unten mit Janes Büchern vollgestopfte Bücherregale zogen sich an sämtlichen Wänden des Zimmerchens entlang, ein Anblick, bei dem mir das Wasser im Munde zusammenlief. Eins hatten Jane und ich auf jeden Fall gemeinsam: unsere Liebe zu Büchern. Wir beide liebten Krimis, und mehr als alles andere schätzten wir Bücher über echte Morde. Um Janes Sammlung von Titeln zu diesem Thema hatte ich sie immer schon beneidet.
    Im rückwärtigen Teil des Wohnraums befand sich eine aus einem herrlichen Tisch und ebenso hübschen Stühlen bestehende Essecke. Tisch und Stühle hatte Jane von ihrer Mutter geerbt, wenn ich mich richtig erinnerte. Leider verstand ich nichts von alten Möbeln und interessierte mich auch nicht dafür, aber Tisch und Stühle glänzten so wunderbar unter ihrer dünnen Staubschicht, dass ich überlegte, wie man dieses Ensemble wohl zu pflegen hatte. Derweil schüttelte ich Kissen auf und rückte die Couch wieder an ihren Platz an der Wand – welcher Einbrecher verrückte denn schon Möbel und warum?
    Wenigstens hatte der Einbrecher die Bücher in den Regalen in Ruhe gelassen und sie nicht alle auf den Boden geworfen. So dauerte es nicht lange, bis ich das Zimmer wieder in Ordnung gebracht hatte.
    Als nächstes knöpfte ich mir die Küche vor – um Janes Schlafzimmer schlug ich erst einmal einen Bogen, das konnte bis später warten.
    In der Küche bot ein großes Doppelfenster einen wundervollen Blick auf den Garten, davor stand ein winziger Tisch mit zwei Stühlen. Hier hatten Jane und ich Kaffee getrunken, wenn ich sie besuchte und sie mich nicht ins Wohnzimmer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher