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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch
Autoren: Dick Francis
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Stallgassen, Sieger in vielen Boxen und eine Atmosphäre von Erfolg und Zeitlosigkeit über dem Ganzen.
    Ich würde bald fort sein; und Enzo war fort und Alessandro ebenfalls. Wenn mein Vater zurückkam, würde es so sein, als hätte es diese letzten drei Monate nie gegeben. Er und Etty und Margaret würden weitermachen, wie sie es zuvor getan hatten, und ich würde von den vertrauten Pferden in der Zeitung lesen.
    Ich wußte noch nicht, was ich tun wollte. Fest stand, daß ich die Arbeit meines Vaters schätzen gelernt hatte, und vielleicht würde ich mir irgendwo anders einen eigenen Stall aufbauen. Ich würde jedenfalls nicht zu den Antiquitäten zurückkehren, und zu diesem Zeitpunkt war mir bereits klar, daß ich auch nicht mehr für Russell Arletti arbeiten würde.
    Bau ein neues Imperium auf, hatte Gillie gesagt.
    Nun ja, vielleicht würde ich das tun. Ich sah noch bei Archangel vorbei, der nun nicht mehr von Männern, Hunden und Elektronik bewacht wurde. Der große braune Hengst hob seinen Kopf von der Krippe und drehte sich mit fragendem Blick zu mir um. Ich lächelte ihm unwillkürlich zu. Er zeigte noch die Nachwirkungen seines harten Rennens vom Vortag, aber er war gesund und kräftig, und die Chancen standen sehr gut, daß er dem Bankier sein Derby geben würde.
    Ich unterdrückte ein Seufzen, ging ins Haus und hörte das Telefon im Büro klingeln.
    Es kam oft vor, daß Besitzer am Samstagabend anriefen, aber es war kein Besitzer, es war das Krankenhaus.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte die Stimme am anderen Ende mehrfach. »Wir versuchen schon seit einigen Stunden, Sie zu erreichen. Es tut mir sehr leid. Sehr leid.«
    »Aber er kann nicht tot sein«, sagte ich töricht. »Es war alles in Ordnung mit ihm, als ich ihn verließ. Ich war heute nachmittag bei ihm, und da war er noch vollkommen in Ordnung.«
    »Direkt, nachdem Sie gegangen sind«, sagte die Stimme. »Innerhalb einer halben Stunde.«
    »Aber wie?« Ich konnte es nicht fassen. »Er hatte doch nur ein gebrochenes Bein … und das war verheilt.«
    Ob ich mit dem zuständigen Arzt sprechen wolle, wurde ich gefragt. Ja, ich wollte.
    »Er war in Ordnung, als ich ihn verließ«, protestierte ich. »Um genau zu sein, er schrie nach einer Bettpfanne.«
    »Ah. Ja. Hm«, sagte eine schrille und mit professionellem Mitleid durchdrungene Stimme. »Das ist … ähm … das ist ein sehr typischer Beginn für eine Lungenembolie. Nach einer Bettpfanne zu rufen … Sehr charakteristisch. Aber seien Sie versichert, Mr. Griffon, Ihr Vater starb sehr schnell. Binnen Sekunden. Ja, wirklich.«
    »Was«, sagte ich mit dem Gefühl völliger Unwirklichkeit, »ist eine Lungenembolie?«
    »Blutgerinnsel«, erwiderte er prompt. »Unglücklicherweise nicht ungewöhnlich bei älteren Leuten, die längere Zeit bettlägerig gewesen sind. Und die Fraktur Ihres Vaters … Nun ja, es ist tragisch, tragisch, aber nicht ungewöhnlich. Tut mir leid. Der Tod lauert am Krankenbett, sagen einige Leute. Ging sehr schnell, Mr. Griffon. Sehr schnell. Es gab nichts, was wir hätten tun können, glauben Sie mir.«
    »Ich glaube Ihnen.«
    Aber es war unmöglich, dachte ich. Er konnte nicht tot sein. Ich hatte doch gerade an diesem Nachmittag erst mit ihm gesprochen.
    Das Krankenhaus hätte gerne Anweisungen, hieß es zartfühlend.
    Ich würde jemanden von Newmarket schicken, sagte ich vage. Einen Leichenbestatter aus Newmarket, um ihn nach Hause zu holen.
     
    Den Montag verbrachte ich mit endlosem Gerede. Redete mit der Polizei, redete mit dem Jockey Club, redete mit etwa einem Dutzend Besitzern, die angerufen hatten, um zu fragen, was jetzt aus ihren Pferden werden würde.
    Redete und redete.
    Margaret wurde mit dem unablässigen Hochdruck so gelassen fertig wie mit Susie und ihrer Freundin. Und Susies Freundin, sagte sie, habe, nebenbei bemerkt, berichtet, daß Alessandro sein Zimmer nicht mehr verlassen habe, seit die Polizei ihn am Samstag morgen dorthin gebracht hatte. Er habe nichts gegessen und wolle mit niemandem reden, außer um zu sagen, daß man ihn in Ruhe lassen sollte. Die Mutter von Susies Freundin habe gesagt, es sei ja alles gut und schön, aber Alessandro habe niemals Geld bei sich gehabt, und seine Rechnung sei nur bis zum vergangenen Samstag bezahlt, und sie dächten darüber nach, ihn zum Gehen aufzufordern.
    »Sagen Sie der Mutter von Susies Freundin, daß ich Alessandro noch Geld schulde und daß er in der Schweiz sehr reich sein wird.«
    »Gemacht«, sagte sie und
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