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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition)
Autoren: Bernd Flessner
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Eindruck, dass sie sich wieder gefangen hat. In den letzten Wochen war sie sogar richtig gut gelaunt. Mit den beiden Morden habe ich das natürlich nicht in Verbindung gebracht. Wahrscheinlich war sie erleichtert. Für sie muss die Welt nach den Morden wieder halbwegs in Ordnung gewesen sein. So denke ich mir das jedenfalls.«
    »Tja, erfahren werden wir das nie«, meinte Greven.
    »Aber du bist sicher, dass sie es war, die dich in Greetsiel verfolgt hat?«, fragte Aline.
    »Wer sonst? Sie muss mich wiedererkannt haben, als ich oben auf dem Deich stand und die Tjalk bewundert habe. Vielleicht hat sie auch gedacht, ich sei ihr bereits auf den Fersen. Da hat sie versucht, meinen Verdacht in eine andere Richtung zu lenken.«
    »Mit dem Zeitungsausschnitt, den sie dir hinter den Scheibenwischer geklemmt hat«, sagte Mona.
    »So, jetzt lasst uns erst mal was trinken«, meinte Greven. »Warmer Riesling ist nicht gut für die Linie.«
    »Was wird eigentlich aus dem Boot?«, fragte Aline, nachdem sie das Glas abgesetzt hatte.
    »Der holländische Makler hat in der Zeitung von dem Showdown gelesen und sich bei uns gemeldet. Er wird nächste Woche das Wrack bergen. Solche alten Plattbodenschiffe sind selten.«
    »Glaubst du wirklich, dass da noch was zu machen ist?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber der Makler wird schon wissen, was er tut«, meinte Greven. »Er hat sich das Schiff ja genau angesehen.«
    »Warum hast du es nicht gekauft? Mona hat mir erzählt, wie begeistert du von dem Schiff warst.«
    »Von meinem Gehalt? Kann ich mir nicht mal so ein Wrack leisten. Geschweige denn die Restaurierung.«
    »Da wäre das Geld von Hedda Bogena nicht schlecht«, meinte Aline. »Vielleicht hast du es ja doch gefunden.«
    »Das wäre eine Lösung gewesen«, lachte Greven, »aber von dem Geld fehlt jede Spur. Auch Klaus Bogena hat es nicht gefunden, und der hat das Hexenhaus komplett auf den Kopf gestellt.«
    »Falls es überhaupt existiert hat«, gab Mona zu bedenken.
    »Peter ist sich auch sicher. Sie muss eine Unsumme verdient, aber nie ausgegeben haben. Eine echte Goldgrube für Bogena.«
    »Ich denke, er hat es auch nicht gefunden?«, wunderte sich Aline.
    »Darum ist das Hexenhaus auch auf Jahre ausgebucht, und zwar sommers wie winters«, grinste Greven.
    »Nur, weil in dem Haus ein Schatz liegen könnte?«
    »Die Welt besteht nun mal aus Geschichten«, philosophierte Greven, ohne seine Quellen preiszugeben. »Sie halten die Welt zusammen, nichts anderes. Menschen glauben an Geschichten, vor allem, wenn sie sehr alt sind. Sie führen Kriege im Namen von Geschichten. Sie lassen sich ihr Leben von Geschichten vorschreiben, sie essen und trinken, was in den Geschichten überliefert wird. Sie hassen Menschen, die andere Geschichten gehört haben, während sie glauben, die einzige, die wahre Geschichte zu kennen. Eigentlich banal, aber seht euch in der Welt um, ich meine natürlich, hört euch in der Welt um. Prost.«
    Greven trank einen Schluck. Auch die beiden Frauen griffen zu ihren Gläsern.
    »Das Hexenhaus besteht aus besonders vielen Geschichten. Jedes Jahr kommen neue hinzu. In diesem Jahr war es die von einem Mord und einem Schatz. Und wie jede Geschichte wird sie sich mit der Zeit verändern, sie wird sich emanzipieren und von ihren Wurzeln befreien. Dank der Mythenmaschine Internet geht das heute noch viel schneller als früher. Ein echter Fortschritt. Wir brauchen nicht mehr tausende von Jahren zu warten. Ein paar Tage oder Wochen reichen schon aus.«
    »Bönhase hat schon damit angefangen«, sagte Mona. »Heute hat er im Emder Kurier die Vermutung geäußert, das vermisste Geld könne doch etwas mit den Morden zu tun haben. Er hält die Erklärung, die Greven auf der Pressekonferenz gegeben hat, nur für die halbe Wahrheit.«
    »Genau das meine ich«, sagte Greven. »Der Emanzipationsprozess hat schon begonnen.«
    »Dabei fällt mir ein, Rita hat vor der Abfahrt zwei Kisten an Bord gebracht«, erzählte Rita schmunzelnd. »Ich habe nicht weiter darauf geachtet, aber jetzt …«
    » No less these loaded the lordly gifts, thanes’ huge treasure   … Was für eine Fortsetzung«, meinte Greven. »Das könnte schon erklären, warum der holländische Makler unbedingt das Wrack bergen will. Der Schatz der Wikingerkönigin. Den Tipp sollten wir Bönhase geben.«
    »Am besten, bevor das Schiff geborgen wird«, schlug Mona vor. »Ich habe schon lange keinen anonymen Brief mehr geschrieben.«
    »Du willst doch nicht wirklich
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