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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition)
Autoren: Bernd Flessner
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Kuttern fuhren.
    Die Wellen hatten ihre Täler vertieft und trugen kleine Schaumkronen. Der Kutter nickte wie ein altes Schaukelpferd. Aber nun war es zu spät, um diesen Sondereinsatz abzubrechen. Greven verscheuchte die innere Stimme, die plötzlich von einer ausgemachten Schnapsidee sprach, die Stan Laurel zur Ehre gereicht hätte. Und Greven war dieser Idee wie Oliver Norvell Hardy gefolgt. Er nahm das Glas von den Augen und sah zu Mona rüber, die zusammengekauert an der Bordwand lehnte. Sie versuchte zu lächeln und wirkte sonderbar zerbrechlich. So hatte er sie selten erlebt. Vielleicht vor drei Jahren, als sie mehrere ihrer Bilder zerstört hatte, weil sie ihrer Ansicht nach etwas Wichtiges nicht gesehen hatte. Greven hatte sie die Bilder nie gezeigt.
    Gosselar hatte die Tjalk inzwischen eingeholt. Greven stellte das Glas zurück in das Ruderhaus: »So nah wie möglich.«
    Der Fischer nickte auf eine Art und Weise, die Greven gar nicht gefiel. Er warf ihm noch einen Blick zu, wankte über das riesige Schaukelpferd zum Bug und hielt sich hinter der Bordwand bereit. Die Frauen an Bord der Tjalk kämpften noch immer mit den Seitenschwertern, während über ihnen das Segel mit dem Wind haderte, gegen den das Schiff kreuzte. Als der Bug des Kutters und das Heck der Tjalk auf gleicher Höhe lagen, änderte der Fischer schlagartig den Kurs und kurvte hart nach Backbord. Die drei bis vier Schiffslängen zwischen der Tjalk und dem Kutter schrumpften so schnell, dass Greven befürchtete, Gosselar würde das Plattbodenschiff rammen. Doch der Fischer verstand sein Handwerk und fing den Kutter kurz vor dem Aufprall ab. Kein Meter klaffte zwischen den beiden Bordwänden. Das Manöver verlief so schnell, dass Greven gerade noch »Scheiße« sagen konnte, bevor er sprang.
    Er landete relativ sicher auf Höhe der Kajütenfenster in der Nähe des fixierten Ruders. Seine Hände suchten sofort Halt, aber es bestand keine Gefahr, sein Stand war sicher. Er schloss kurz die Augen, denn wenn sich sein Knie melden sollte, dann in diesem Augenblick. Doch der stechende Schmerz, den er länger nicht gespürt hatte, blieb aus. Als er sich umdrehte, hatte Gosselar bereits wieder für einen Abstand von mehreren Schiffslängen gesorgt und war auf Parallelkurs gegangen. Mona war nicht zu erkennen.
    Greven holte tief Luft und ging am Laderaum vorbei auf die beiden Frauen zu, denen sein Sprung oder zumindest seine Landung nicht entgangen war.
    »Wie kommen Sie denn an Bord?!«, rief Rita Suhrmann. »Verlassen Sie sofort mein Schiff!!«
    »Gerd?!«, stellte Aline erstaunt fest.
    Greven antwortete nicht sofort, sondern taxierte erst die unbekannte Frau, die er im Hafen nur kurz durchs Fernglas betrachtet hatte. Sie trug eine schwarze Jeans, eine grüne Öljacke und eine Pudelmütze, ihre sportliche Figur war unverkennbar. Die Körpergröße stimmte. Doch er sah auch, dass Aline gleich groß war und eine ähnliche Figur hatte. Auch sie trug eine schwarze Jeans, jedoch keine Öljacke, sondern eine dieser modisch aktuellen und wahrscheinlich teuren Allwetterjacken.
    »Du kennst den Typen?«, fragte Suhrmann.
    »Ja. Das ist Gerd Greven, der Mann von Mona.«
    »Der Polizist?«
    »Der Polizist«, wiederholte Greven. »Entschuldigen Sie meinen unangemeldeten Besuch auf Ihrem wirklich tollen Schiff, aber ich habe ein paar dringende Fragen an Sie, Frau Suhrmann.«
    »Du spinnst wohl!«, schrie Aline plötzlich los und machte zwei Schritte auf ihn zu. »Kannst du mir mal sagen, was das soll? Du hast uns einen riesigen Schecken eingejagt! Wie bist du überhaupt hier an Bord gekommen?«
    Greven schwenkte den Blick kurz in Richtung Kutter, der ein bisschen abgefallen war.
    »Du hast dich hierher fahren lassen, um Rita Fragen zu stellen? Das glaube ich einfach nicht! Was sollen denn das für Fragen sein? Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass es um den Doppelmord geht!«
    »Genau darum geht es, Aline«, antwortete Greven ruhig.
    »Der spinnt!«, wandte sich Aline ihrer Freundin zu. »Erst fragt er mich so ein komisches Zeug, und dann taucht er hier aus dem Nichts auf, um dich zu nerven.«
    Dann wandte sie sich wieder Greven zu: »Wie kommst du überhaupt auf Rita? Weil ihr Schiff in Greetsiel im Hafen liegt?«
    »Weil ihr Mann an einem Schlaganfall gestorben ist.«
    »Was? Ich glaube es einfach nicht! Das war doch kein Mord! Das schaffst nicht mal du!«, schimpfte Aline.
    »Nein, das war kein Mord. Aber vielleicht sieht das Frau Suhrmann anders.«
    »So ein
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