Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Knochen-Mond

Knochen-Mond

Titel: Knochen-Mond
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
meldete sich Dennis. »Ich würde an deiner Stelle nicht weglaufen, Zebuion!«
    Die Bemerkung traf ihn schockartig. Brachts Hände öffneten sich. Er sah so aus, als wollte er dem Jungen an die Kehle fahren. Dann schloß er sie wieder zu Fäusten.
    »Ich kenne deinen Namen, Schattenkrieger.«
    »Woher?«
    »Wollen Sie sich nicht setzen, Mr. Bracht?«
    Er drehte sich, schaute mich an. In seinen Augen las ich nicht mehr die absolute Feindschaft. »Sie kennen meinen Namen, Fremder? Woher? Was wissen Sie?«
    »Zu wenig.«
    »Für mich schon zuviel.«
    »Wollen Sie mir nicht die Chance einer Erklärung geben?« Ich deutete auf einen leeren Stuhl.
    Bracht schaute Dennis an, dann mich. Schließlich faßte er den Stuhl an der Lehne und drehte ihn so, daß er beim Sitzen Dennis und mich im Auge behalten konnte.
    Er bestellte ein Wasser und fragte sofort nach unseren Namen. Dennis sagte ihn selbst. Als ich mich vorstellte, hob Bracht die Schultern.
    »Ich kenne Sie nicht.«
    »Das wird und das muß sich ändern!«
    Er schaute mir ins Gesicht. Prüfend, stumm, sogar ziemlich lange. Dann sagte er: »Sie haben etwas an sich, Mr. Sinclair, das mich irritiert. Ich spüre es genau.«
    »Möglich.«
    »Was ist es?«
    »Vielleicht das?« Im nächsten Augenblick schaute er auf mein Kreuz und zuckte zusammen.
    »Angst?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Ich bin überrascht.«
    »Ahnen Sie denn etwas?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.« Dann schaute er den Jungen an. »Woher kennst du den Namen Zebuion?«
    »Aus meinen Träumen.«
    Bracht saß still. Seine Hände umkrampften die Tischkante. »Aus deinen Träumen?« hauchte er.
    »Ja, ich sah dich in meinen Alpträumen. In der Schreckenswelt, in dem alten Schloß, wo die Kannibalen hausen. Da erschien der Schattenkrieger Zebuion.«
    »Wann hast du denn so etwas geträumt?«
    »Nicht jeden Tag. Aber wenn der Mond am Himmel steht und ein bestimmtes Bild zeigt, dann…«
    Er faßte nach Dennis' Hand. »Der Knochenmond.«
    »Richtig.«
    Bracht schloß die Augen. Über seine Haut rann ein Schauer. Dann flüsterte er Worte, die ich nicht verstand, wischte über seine Augen und nickte schließlich.
    »Wollen Sie uns etwas sagen, Mr. Bracht?«
    Er senkte den Kopf und trank einen Schluck Wasser, das mittlerweile serviert worden war. »Ich will so vieles sagen, aber ich komme einfach nicht dazu.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich es selbst nicht fasssen kann. Für mich hat sich das Leben völlig verändert.«
    »Durch Ihre zweite Existenz?«
    »Ja. Ich sah den Knochenmond am Himmel stehen. Das bleiche Gebein schimmerte durch.«
    »Wann war das?«
    »In der vergangenen Nacht!«
    »Was haben Sie getan? Wie reagierten Sie?«
    Er hob die Schultern. »Ich nahm es hin, weil ich es hinnehmen mußte. Ich bin in den Verlag gefahren, in dem ich als Lektor arbeite. Wissen Sie, ich kann mich nicht gerade als einen Morgenmenschen bezeichnen, aber direkt eingeschlafen bin ich am meinem Schreibtisch noch nicht. Das passierte mir am heutigen Tag. Ich schlief ein und…«, sein Gesicht bekam einen nachdenklichen Ausdruck. »Dann träumte ich, Mr. Sinclair. Ich träumte, daß ich ein anderer würde.«
    »Zebuion!«
    »Ja, Dennis.«
    Der Junge beugte sich über den Tisch. »Ich sah dich in meinem Traum, und du warst ein Krieger. Du hast einen Helm getragen, und auf deinem Rücken wuchsen Flügel. Ich sah dich in schwarzer Kleidung und mit einem Silbergürtel um die Hüften. Du bist gekommen, um zu kämpfen. Du bist der Held gewesen, der die schrecklichen Welten der Alpträume zerstörte. Du hast die positive Energie ausgestrahlt. Ich spürte es, denn du hast uns befreit. Mein furchtbarer Alptraum endete abrupt.«
    Ich hielt mich zurück und ließ nur die beiden sprechen. Bracht fragte:
    »Wo kommst du her?«
    »Ich wohne in Llannonwelly/Wales.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Aber dort leuchtete der Knochenmond besonders intensiv. Alle Menschen stehen untere seinem Einfluß. Sie fürchten seine Ausstrahlung, sie haben schreckliche Angst, denn er ist es, der sie während der Alpträume in die anderen Welten entführt. Wir alle haben Angst, schreckliche Angst. Die Träume veränderten unser Leben. Und hinter ihnen steht etwas Furchtbares, Drohendes.«
    »Was ist es?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Ein böser Geist, etwas Dunkles, Schwarzes, Grauenhaftes.«
    »Okay, Dennis, lassen wir das.« Ich nickte Bracht zu. »Können Sie dazu eine Erklärung geben?«
    »Nein.«
    »Eine andere Frage. Was sagt Ihnen der Name
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher