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Knecht – Die Schattenherren II

Knecht – Die Schattenherren II

Titel: Knecht – Die Schattenherren II
Autoren: Robert Corvus
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dafür einen Grund bräuchte?«
    Schmollend schürzte sie die Lippen. »Warum provoziert Ihr mich fortwährend? Ich war noch nicht geboren, als Eure Mutter Euch weggab.«
    »Aber die Lehre, der sie ebenso diente, wie Ihr es tut, kroch schon vor Jahrtausenden aus der Dunkelheit.«
    »Diese Lehre dient den gleichen Herren wie Ihr, Bren Stonner. Ihr könnt sie nicht ernsthaft infrage stellen.«
    »Ich habe meine Treue oft bewiesen. Ich stand mit meinem Leben dafür ein.«
    Einen Moment schwieg Jittara, bevor sie sagte: »Ich habe Eure Mutter finden lassen. Wenn Ihr wollt, bringe ich sie zu Euch. Oder lasse ihr antun, was immer Euch gefällt.«
    Langsam schüttelte Bren den Kopf. »Das war in einem anderen Leben.«
    »So wie unsere Feindschaft?«
    »Freunde werden wir niemals sein.«
    »Nur Schwächlinge sehnen sich nach Freunden.« Sie streckte die Hand aus. »Mir reicht Respekt.«
    Er musste dieses überflüssige Palaver beenden. Seine Mission bei Helion duldete keinen Aufschub. Er schlug ein, und sie gingen ihrer Wege.
    Die Gardisten am Sarkophag waren Bren gewohnt, oft war er mit Lisanne hier gewesen. Aber sie waren keine Chaque. Diese Männer fochten sicher nicht so gut wie Bren, doch sie waren schonungslos ausgebildet worden, und einige waren Veteranen. Er musste diese Gegner ernst nehmen.
    Helions Schwert hing wie ein Spiegel an der Wand. Seine Klinge war blankes Silber, die wenige Magie, die den Körper in Stasis hielt, vermochte das Blut nicht zu rufen. Keine Osadroi waren in der Nähe, und draußen war helllichter Tag. Bren bedeutete den Ghoulen, im Schlafzimmer zu warten. Er hätte sie vorschicken können, sie auf die Gardisten hetzen. Sie hätten die meisten von ihnen zerrissen, die Überlebenden wären kaum eine Gefahr für Bren gewesen. So musste Velon es geplant haben.
    Aber Bren war müde geworden, die Wünsche anderer zu erfüllen. Er war ein Krieger. Er würde dem Schicksal ein Angebot machen. Tod oder Sieg. Das war der Weg, für den er sich entschieden hatte.
    Der alte Krieger, der bei ELIENS erster Begegnung mit Lisanne nach ihrer Rückkehr anwesend gewesen war, hatte auch jetzt Wache. Bren ging zu ihm. »Wie lange dienst du mit dem Schwert?«
    »Fünf Jahrzehnte, Herr.« Der Mann fasste seine Waffe. Es mochte eine Gewohnheit sein.
    »Warst du immer in Orgait stationiert?«
    »Nein, Herr. Ich diente im Süden, als wir Guardaja in die Schatten holten.«
    »Im Silberkrieg?«
    »Ja, Herr.«
    »Als der letzte große Sieg über die freien Reiche errungen wurde.«
    »Auch danach wurden große Taten vollbracht, Herr. Jeder weiß von Euren Triumphen im Westen.«
    Bren hatte nicht erwartet, jemanden zu treffen, der im Schwarzen Heer gedient hatte. Schließlich waren Garde und Heer getrennte Organisationen. Die Garde unterstand dem Kult, das Heer zog ins Feld. Es gab Wechsel, aber sie waren selten. Dies hier war ein Kamerad. Keiner der Kriecher, die den Seelenbrechern den Hintern hinterhertrugen. Offensichtlich hatte sich der Mann auch auf dem Schlachtfeld nicht versteckt. Eine Narbe zog eine Schneise durch sein Haar, weitere zerklüfteten sein Gesicht.
    »Es ehrt dich, in deinem Alter noch eine solche Aufgabe zu übernehmen.«
    »Ich musste es, Herr.«
    »Warum? Sieh dich um. Es gibt Jüngere.«
    »Meine Hand zittert, wenn sie morgens kein Schwert gürtet. Und ich kenne Lisanne. Von damals. Als ich ein junger Mann war.«
    »Von den Kämpfen im Silberkrieg?«, rief Bren überrascht.
    »Ich habe sie niemals vergessen.«
    »Warst du der Schattenherzogin nahe? Früher?«
    Er lächelte verträumt. »Nicht so wie Ihr, Herr. Sie kannte niemals meinen Namen, und am nächsten war ich ihr, als sie durch unser Spalier nach Guardaja schritt, durch die zerstörte Stadt. Bevor die Festung wieder an den Feind fiel.«
    »Nur vorübergehend.«
    »Ja. Die Schatten nehmen sich, was sie begehren. Manchmal dauert es etwas länger, aber auf ewig kann ihnen niemand widerstehen.«
    Bren war versucht, den Mann nach seinem Namen zu fragen. Aber hätte er ihn dann noch töten können? Einen Kameraden, der ihm zeigte, dass man Erfüllung im Dienst an Lisanne fand, egal wie groß die Widrigkeiten waren?
    Bren spürte eine absurde Hoffnung in sich keimen. Die Hoffnung, zu scheitern. Hier, in diesem Raum, den Todesstoß zu empfangen, am besten von diesem alten Krieger. Damit entkäme er den angedrohten Qualen des SCHATTENKÖNIGS ebenso wie dem Leid, das der Erfolg seiner Mission in Lisannes Züge kratzen musste.
    »Warum habt Ihr die Ghoule
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