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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft
Autoren: Tom Sharpe
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Umkreis von diesem Gebäude befand sich keiner meiner Männer. Und Sie schicken Ihre mit Raketen und Maschinengewehren bewaffneten Killer dorthin, damit sie den Laden in die Luft ...«
    »Meine Männer waren unbewaffnet«, sagte der Oberst. Der Polizeipräsident sah ihn ungläubig an. »Ihre Männer waren unbewaffnet? Nachdem ich gesehen habe, wie sie dieses Gebäude zugerichtet haben, stehen Sie ganz ruhig da und sagen mir ins Gesicht, Ihre Männer seien unbewaffnet gewesen. Fehlt bloß noch, daß Sie mir weismachen wollen, Ihre Männer hätten mit dem Vorfall nichts zu tun gehabt.«
    »Genau das sagen meine Leute«, bestätigte der Oberst. »Sie schwören Stein und Bein, daß sie auf dem Rückweg zu ihrem Transporter waren, als die Schießerei einsetzte.«
    »Das erstaunt mich verdammt noch mal überhaupt nicht«, sagte der Polizeichef. »Wenn ich gerade irgendein Privathaus mitten in der Nacht beschossen hätte, würde ich auch behaupten, ich sei nicht mal in der Nähe gewesen. Was nicht bedeutet, daß auch nur ein Mensch, der seine sieben Sinne beisammen hat, ihnen glaubt.«
    »Bei ihrer Festnahme trugen sie keine Waffen bei sich.«
    »Haben die verfluchten Dinger wahrscheinlich weggeschmissen«, sagte der Polizeipräsident. »Was weiß ich, vielleicht waren sowieso noch andere dran beteiligt, die verschwinden konnten, ehe meine Leute auftauchten.«
    »Ich versichere Ihnen –«, begann der Oberst.
    »Mit Ihren Versicherungen können Sie sonst was tun!« schrie der Polizeichef. »Ich will Ihre Versicherungen nicht. Ich habe Beweise für den Angriff, und ich habe zwölf Männer, die im Gebrauch der für diesen Angriff benötigten Waffen ausgebildet sind und zugeben, daß sie letzte Nacht versucht haben, sich den Zugang ins Pförtnerhaus zu erzwingen. Was brauche ich denn noch? Sie werden morgen früh einem Richter vorgeführt.« Der Oberst mußte zugeben, daß die Indizien ... »Indizien am Ärmel«, fauchte der Polizeichef, »sie sind hundertprozentig schuldig, und das wissen Sie auch.«
    »Trotzdem bin ich der Ansicht, Sie sollten sich einmal um diesen Verwaltungsbeamten kümmern, der den Männern die Anweisungen gegeben hat«, meinte der Oberst bekümmert, als er ging. »Ich glaube, er heißt Dundridge.«
    »Dafür habe ich bereits gesorgt«, teilte ihm der Polizeipräsident mit. »Zur Zeit steckt er in London, aber ich habe zwei Beamte hingeschickt, die ihn zur Vernehmung mitbringen sollen.«
    *
    Doch Dundridge war schon fünf Stunden lang von Mr. Rees, Mr. Joynson und schließlich vom Minister persönlich vernommen worden.
    »Ich habe ihnen lediglich gesagt, sie sollten in den Torbogen klettern und Klex solange festhalten, bis die Polizei kommen und ihn juristisch korrekt zur Räumung des Gebäudes zwingen werde«, erklärte er immer und immer wieder. »Mir war nicht bekannt, daß sie Schußwaffen und so was benutzen würden.« Weder Mr. Rees noch der Minister waren beeindruckt. »Werfen wir doch einfach mal einen Blick in Ihre Akte«, sagte der Minister, so ruhig er konnte. »Sie wurden zum Autobahnkontrolleur für Mittelengland mit dem ausdrücklichen Auftrag eingesetzt, dafür zu sorgen, daß der Bau der M101 mit einem Minimum an Ärger und Wirbel vonstatten ginge, so daß die Einheimischen davon ausgehen könnten, es werde für ihre Interessen gesorgt und die Umwelt geschützt. Also, können Sie ehrlich behaupten, die Richtlinien für Ihre Ernennung seien in einem einzigen Punkt erfüllt worden?«
    »Nun ...«, sagte Dundridge.
    »Nein, können Sie nicht«, knurrte der Minister. »Seit Sie in Worford sind, hat sich eine ganze Serie entsetzlicher Katastrophen ereignet. Ein Rotarier wurde in seinem eigenen Haus von einem geisteskranken Abrißexperten zu Brei geschlagen, der behauptet, er sei dazu aufgewiegelt ...«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Mr. Bullett-Finch Rotarier war«, sagte Dundridge, der verzweifelt versuchte, die Fluten der anwachsenden ministeriellen Wut umzuleiten. »Sie hatten keine Ahnung ...« Der Minister zählte bis zehn und nahm einen Schluck Wasser zu sich. »Weiter im Text: Ein ganzes Dorf wurde zerstört ...«
    »Kein ganzes Dorf«, korrigierte ihn Dundridge. »Es war lediglich die High Street.«
    Der Minister glotzte ihn mit einem irren Gesichtsausdruck an. »Mr. Dundridge«, sagte er endlich, »auch wenn Sie vielleicht feine Unterschiede machen zwischen Rotariern und Menschen sowie zwischen ganzen Dörfern, die nur aus High Streets bestehen, und den High Streets selbst – ich bin
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